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Nobilia wurde vor 75 Jahren als Tischlerei in Verl gegründet

Europas größter Küchenhersteller

Verl

Einst war Nobilia eine kleine Tischlerei, heute ist das Familienunternehmen Europas größter Küchenhersteller – mit 3400 Küchen pro Tag. Am 1. November 1945 – vor genau 75 Jahren – wurde Nobilia gegründet.

Christoph Ackfeld

Nostalgie: Diese Küche ist aus dem Jahr 1962.

Der Zweite Weltkrieg ist erst wenige Monate vorbei, als Tischlermeister Johann Stickling (31) und sein Bruder, der Kaufmann Willy Stickling, den Betrieb gründen: Mit Nähschränken und Kleinmöbeln beginnen sie in einer gemieteten Halle zwischen Verl und Friedrichsdorf. Von Anfang an ist es ihr Ziel, Möbel industriell herzustellen.

Bereits Ende 1945 beschäftigt die Firma sieben Mitarbeiter. Johann und Willy Stickling nutzen die Erfahrung der Familie. Der ältere Bruder Heinrich besitzt eine Fabrik und stellt unter anderem Wohnzimmerschränke her.

1947 wird die erste eigene Produktionshalle in Betrieb genommen. 25 Mitarbeiter fertigen die ersten Küchen-Büfetts, die sogenannten Schwedenküchen. 1951 setzt das Unternehmen schon 1,6 Millionen Mark um. Der Gewinn wird in ein weiteres Werk investiert.

1956 trennen sich die Wege der Brüder: Willy behält das aufgebaute Werk für Wohnmöbel (Wista), Johann Stickling die Küchenfertigung. Zwei Gründe nennt Nobilia in der 2012 verfassten Schrift „Signale einer Unternehmenskultur“: Einmal will man Gesellschafter- und Familienstreitigkeiten vorbeugen. Und dann unterscheiden sich die Brüder einfach. Willy Stickling geht auch mal ein hohes unternehmerisches Risiko ein. Johann Stickling ist auf Sicherheit bedacht. Er plant langfristig.

Heinz Stickling, der ältere Sohn von Johann Stickling, tritt 1961 ins Unternehmen ein. Der erste eigene Lastwagen wird angeschafft. Vor allem aber weiß Heinz Stickling: Die Firma muss präsenter werden. Ein Name muss her, der einfach auszusprechen ist. Zumal in der Region viele Unternehmen den Namen Stickling tragen.

„Nobel“ wird aus dem lateinischen Wort „nobilis“ abgeleitet. Und von dort war es nicht mehr weit bis zu Nobilia. 1967 wird die Umbenennung vollzogen. 145 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen zu der Zeit. Im selben Jahr werden die ersten Einbauküchen hergestellt. 1970 zieht sich der Gründer aus der Firma zurück: Werner und Heinz Stickling übernehmen, damals 25 und 32 Jahre alt. Johann Stickling stirbt 1972 im Alter von 57 Jahren.

1970 entsteht in Verl-Sürenheide das neue Nobilia-Werk. Die Firma wächst rasant. Leute werden von der Straße weg eingestellt. Früh bereiten Werner und Heinz Stickling ihren Rückzug vor. 1994 sind die Brüder 50 beziehungsweise 57 Jahre alt, als sie das Tagesgeschäft an familienfremde Manager übergeben. 1999 besiegeln die Sticklings per Handschlag auf einer Autobahnraststätte die Zusammenarbeit mit Dr. Günter Scheipermeier. Wenige Tage, bevor Heinz Stickling am 15. Mai 1999 an den Folgen eines Unfalls stirbt.

Heute beschäftigt Nobilia rund 3700 Mitarbeiter, unter der Geschäftsleitung von Lars Bopf. Der Umsatz betrug im Jahr 2019 rund 1,3 Milliarden Euro. Die Expansion geht weiter. Im Bau befinden sich weitere Produktionsstätten am Hüttenbrink in Gütersloh sowie in Saarlouis im Saarland. 2019 wurden 753.000 Küchen produziert.

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