Hund oder Katze verschwunden? Diese drei Frauen helfen in Werther beim Wiederfinden
Spürnasen suchen Fellnasen
Werther
Das Finden und Sichern entlaufener Tiere als „Hobby“ anzusehen, wird dem Einsatz dieses Trios nicht ganz gerecht. Dennoch sind Sabine Kipp (47), Swetlana Scheel (52) und Evi Waterbör (57) einfach "nur" ehrenamtlich unterwegs. Vor drei Jahren erstellten sie eine Facebook-Gruppe für die Gegend Jöllenbeck/Werther und Umgebung. Ihre Mission: Vermisste Haustiere schnell aufspüren und nach Hause zurückbringen.
Für die schnelle Vernetzung ist das vielgenutzte Medium ein gutes Mittel, möglichst zügig möglichst viele zu erreichen. Denn es geht um Zeit. „Je länger ein Tier vermisst wird, desto schwieriger wird es, es wieder gesund und munter zu finden“, wissen die drei Tierfreundinnen. Selbst der friedlichste Haushund komme nach einigen Tagen allein unterwegs in einen sogenannten Überlebensmodus, der nur noch aus Fressen und Flucht besteht.
Dann wird es schwierig für die Retterinnen. Manchmal arbeiten sie mit professionellen Tierfängern oder auch mit der zuständigen Tiervermittlungsstelle zusammen, alles sehr gut vernetzt. Denn ihr Ziel ist ja immer dasselbe: Das Tier muss vor dem Straßenverkehr oder aus ausweglosen Situationen gerettet werden.
Der eigene Hund oder die Hauskatze ist plötzlich verschwunden – für jeden Halter ein Schrecken. Jedes Jahr entlaufen in Deutschland mehrere tausend Hunde, nicht wenige werden erst nach Wochen oder Monaten aufgegriffen. In vielen Fällen gehen die Vierbeiner dabei während des Freilaufs in ungesichertem Gelände verloren. Andere finden ein Schlupfloch aus dem heimischen Garten oder nutzen einen unbeobachteten Moment, um stiften zu gehen.
Besonders gefährdet sind sehr ängstliche Hunde, die bereits auf alltägliche Geräusche und Situationen mit Fluchttendenzen reagieren. Auch die aus dem Ausland vermittelten ehemaligen Streuner, die noch keine enge Bindung an ihre Menschen aufbauen konnten, reißen häufig aus, wissen die Frauen aus Erfahrung.. Aber auch Hunde mit starkem Jagdtrieb, die sich während des Spaziergangs zu weit von ihren Haltern entfernen, weil sie stark fokussiert einer Spur nachjagen, finden manchmal nicht mehr zurück. Das sind die „Kunden“ der ehrenamtlichen Helferinnen.
In Werther wurden im Jahr 2019 43 Hunde als vermisst gemeldet. 2020 waren es bis Mitte Dezember „nur“ knapp die Hälfte – die Silvesterböllerei ist da noch nicht in der Statistik, die insbesondere ängstliche Hunde gerne panisch fliehen lässt.
Aber egal wie vorsichtig oder vorausschauend Tierhalter sich verhalten: Manchmal büchsen die „besten Freunde“ eben doch aus. „Ruhe bewahren ist immer der erste Tipp an die Besitzer“, sagt Sabine Kipp, wenn sie kontaktiert wird oder etwas bei Facebook oder „Tasso“, einer Tierschutzorganisation, die ein Haustierregister betreibt und bei Suchaufrufen hilft, liest. Die Facebookgruppe „entlaufende/gefundene Tiere Jöllenbeck und Umgebung“ schaltet sich ein, postet es in den entsprechenden Ortsgruppen weiter, hilft beim Suchen, Flyerverteilen oder auch dem Einrichten von Futterstellen. „Sichtungen sollen gemeldet werden, damit man das Gebiet eingrenzen kann“, bitten die drei Frauen.
Sie stecken viel Herzblut in die Suche. „Und manchmal hat eine von uns dann einfach genau den richtigen Riecher und geht in eine ganz andere Richtung“, erzählt Evi Waterbör. Da hängt dann der vermisste Liebling mit seinem sicher gut gemeinten Hundepullover fest im Gebüsch fest.
Es ist viel Glück dabei. Aber es benötigt auch eine Menge guter Spürnasen, die engmaschig zusammenarbeiten. „So manches Mal ist die Kommunikation schnell abgebrochen, weil die Handyakkus nicht mehr so lange draußen durchhalten wie wir Frauen selbst“, lacht Sabine Kipp.
Am Schlimmsten sind natürlich für alle Beteiligten die Totfunde. Die Körper werden geborgen und zum Tierarzt gebracht, wo sie dann von ihren Besitzern abgeholt werden können. Allein in Werther waren es voriges Jahr sechs Hunde und Katzen; nicht alle waren Opfer des Straßenverkehrs. Das nimmt auch die drei Frauen mit. Ihre Hilfsbereitschaft aber kann das nicht bremsen. Im Gegenteil.
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