Räumlichkeiten an der Sachsenstraße reichen kaum noch aus – Hoffnung auf NRW-Fördermittel
DRK wünscht sich einen Kleiderladen
Bünde (WB)
Das modische Hemd für einen Euro, der Retro-Mantel kostet drei Euro, dazu noch ein Paar Schuhe für zwei Euro – und das alles in einem super Zustand. Möglich macht einen solchen Einkauf die Kleiderkammer des Roten Kreuzes. Seit Mitte der 1980er Jahre ist sie im DRK-Zentrum an der Sachsenstraße in Bünde untergebracht. Das könnte sich aber ändern.
Die Kleiderkammer richtet sich zwar primär an Bedürftige. Aufgesucht werden kann sie im Prinzip aber von jedem. Allerdings: Während des Lockdowns hat die DRK-Einrichtung natürlich geschlossen. Und das hat den Nebeneffekt, dass sie derzeit fast schon überquillt vor Kleidungsstücken.
Doch woher stammen die Textilien? Das DRK hat an zwei Standorten eigene Altkleidercontainer stehen – zum einen auf dem Hof des DRK-Zentrums, zum anderen an der DRK-Kita Kieselstein im Stadtteil Südlengern. Mindestens 100 Säcke kommen so derzeit pro Woche zusammen, erzählt Elke Hartmeier, die die Kleiderkammer schon seit 25 Jahren leitet. Im Laufe der Jahre hätte die Menge an Altkleidern zugenommen, so Hartmeier. „Die Leute werfen heutzutage einfach mehr weg. Teilweise handelt es sich sogar um neue Sachen, die noch eingepackt sind.“ Doch sie und die Ehrenamtlichen, die die Altkleider dienstags von 9.30 bis 17 Uhr sortierten, hätten auch schon das Gegenteil erlebt. „In manche Säcke möchte man nicht einmal mit Handschuhen hineingreifen.“ In seltenen Fällen würde sogar Müll entsorgt.
Nach einer ersten Sichtung der Altkleider wird entschieden, ob es sich um Lumpen handelt oder um Sachen, die in der Kleiderkammer angeboten werden könnten. Dabei beschränkt man sich nicht nur auf Textilien. Neben den Schuhen gehören auch Bettwäsche, Oberbetten und Kissen, Kuscheltiere und Spiele zum Angebot. Lumpen wiederum werden an ein Fachunternehmen in Ostdeutschland geschickt, die daraus unter anderem Putzlappen oder auch Fußmatten herstellt.
Für den DRK-Kreisverband Herford-Land sei die Verwertung der Altkleider eine wichtige Einnahmequelle, sagt Kreisrotkreuzleiter Sven Kampeter. So habe man 2018 damit einen Umsatz von etwa 104.000 Euro brutto erzielt. Hinter dieser Zahl verbergen sich rund 75.000 gespendete Kleidungsstücke, die zusammen exakt 320.159 Kilogramm auf die Waage bringen.
Die gut erhaltenen Stücke werden nicht nur in der Kleiderkammer an der Sachsenstraße verkauft. Insgesamt unterhält das DRK im Kreis Herford fünf sogenannte Kleiderausgabestellen, darunter beispielsweise Kleiderläden in Enger und Spenge. „Derzeit haben aber alle Verkaufsstellen geschlossen. Nur wenn Not am Mann ist, helfen wir mit unseren Beständen“, sagt Kampeter. So nach Haus- oder Wohnungsbränden, bei denen den Bewohnern nur das geblieben ist, was sie am Leibe tragen. In Zeiten vor Corona habe man während der Öffnungszeiten der Kleiderkammer – mittwochs von 17 bis 19.30 Uhr – aber im Schnitt zwischen 50 und 60 Personen gezählt, informiert Elke Hartmeier.
Nicht zuletzt deshalb überdenkt man derzeit das Konzept der Kleiderkammer. „Die Räumlichkeiten dafür im DRK-Zentrum sind schon beengt“, sagt Frank Mäsker, Leiter des DRK-Ortsvereins Bünde. Deshalb wünsche man sich einen Kleiderladen, der sich in der Bünder Innenstadt befinden sollte. „Dadurch würden wir auch ein breiteres Publikum erreichen“, ist sich Mäsker sicher. Realisierbar sei ein solches Projekt jedoch nur, wenn das DRK durch das NRW-Sofortprogramm zur Stärkung der Innenstädte und Zentren Unterstützung erfahre. Nur dann wäre das für das DRK interessant. „Die regulären Ladenmieten in der Innenstadt sind für uns zu hoch, das können wir nicht finanzieren.“ Mäsker verweist darauf, dass derartige DRK-Kleiderläden nicht nur ein Existenz sicherndes Angebot für Bedürftige seien, sondern auch den Aspekt der Nachhaltigkeit berücksichtigten.
Um den zahlreichen Aufgaben des DRK nachzukommen, benötige man aber dringend die Unterstützung durch ehrenamtliche Helfer. „Ob Blutspende, Einsatzdienst oder andere Aktivitäten – schließen sie sich uns an und helfen sie mit“, so der Appell von Mäsker.
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