Anlage an der Lübbecker Straße vereist – Defekt mittlerweile behoben
Frost legt Bahnschranken in Kirchlengern still
Kirchlengern (WB/...
Am Samstag konnte man sich in Kirchlengern wie in einer Stadt am Meer fühlen. Immer wieder ertönte um 17 nach einer vollen Stunde und um elf Minuten vor einer vollen Stunde ein lautes Signalhorn. So als ob ein Schiff in einen Hafen einläuft.
Der Hafen ist der Bahnhof, die Schiffe die Regionalbahnen 61 (die Wiehengebirgsbahn) und 71 (Der Ravensberger), die zwischen Bielefeld und Hengelo pendeln und zwischen Bielefeld und Rahden. Bevor sie in den Bahnhof Kirchlengern einfahren, stoppen sie ihre Fahrt ab, hupen zweimal kräftig und rollen dann auf Sicht, ganz langsam, in den Bahnhof ein. Das müssen sie so tun, weil die Schranken des Bahnübergangs an der Lübbecker Straße eingefroren sind.
Seit 11 Uhr am Vormittag sperrt die Polizei den Bahnübergang im Zentrum von Kirchlengern mit zwei Streifenwagen ab. Der Verkehr wird über einen schmaleren Bahnübergang 300 Meter weiter über die Bahnhofstraße und die Ravensberger Straße umgeleitet. Einsatzleiter Christian Kristahn würde es gerne bei einem Flatterband und ein paar Pylonen belassen, doch das sei einfach nicht möglich: „Es gibt immer wieder einige Unbelehrbare, die sich an den offen bleibenden Schranken vorbeimogeln. Sei es im Auto oder zu Fuß.“
Polizei-Einsatzleiter Christian Kristahn
Eine lebensgefährliche Abkürzung. Denn man hört die beiden Regionalbahnen wirklich erst, wenn sie stehenbleiben und hupen. Es dauert bis zum späten Nachmittag, bis ein Techniker der DB Netz AG auftaucht und die Mechanik der beiden oben bleibenden Schrankenarme wieder Instand setzt. Der Bauanleitung für die Schrankenanlage zufolge reicht es bereits, wenn ein paar Tropfen Kondenswasser gefrieren und dadurch Kontakte voneinander getrennt werden – schon erhalten die Schranken keinen Impuls mehr. Bei minus 20 Grad, die in der Nacht zu Samstag in Kirchlengern gemessen wurden, kann das schnell mal passieren.
Mit diesem Problem hat die DB Netz AG auch anderswo zu kämpfen. Drei Tage zuvor hatten sich die Schranken an einem Bahnübergang in Rinteln nicht mehr geschlossen. Auf ihrer Homepage informiert die DB Netz AG über 22.000 Einsätze, die sie wegen des Wintereinbruchs in den vergangenen Tagen verzeichnet. Zunächst hätten Bahnhöfe von Schnee und Eis befreit werden müssen. Darüber hinaus seien Techniker rund um die Uhr ausgerückt, um vereiste Oberleitungen aufzutauen. Der Einsatzschwerpunkt habe zunächst auf den Hauptstrecken zwischen den einzelnen Metropolen gelegen. Seit Mitte vergangener Woche habe sich die DB Netz AG dann um die Regionalstrecken und -bahnhöfe gekümmert.
Vom Bahnsteig des Bahnhofs Kirchlengern aus erkundigt sich eine Frau bei Einsatzleiter Kristahn, ob denn überhaupt noch ein Zug eintreffe. Kristan: „Ja, die Züge fahren. Der nächste kommt in zehn Minuten. Sie werden es hören.“
Der Bahnübergang ist eine Barriere, die in Kirchlengern seit Jahrzehnten für Ärger sorgt: Eine Bahnunterführung ist bereits beschlossen und soll die regelmäßigen Staus und Wartezeiten wegen geschlossener Schranken beseitigen. Doch wie schnell das Vorhaben realisiert werden kann, ist unklar.
Vor anderthalb Jahren hatte ein Unfall diesen Bahnübergang schon einmal für längere Zeit lahm gelegt. Eine Schranke verkeilte sich damals im Anhänger eines Busses, der beim Senken der Schranken noch auf dem Bahnübergang stand. Der Bus fuhr trotzdem an, die Schranke verdrehte sich, fuhr wieder hoch und geriet in die 15.000-Volt-Oberleitung.
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