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Kommunalpolitiker beziehen Stellung zum Bauvorhaben am Feldmark-Friedhof

Grünfläche oder Sozialwohnungen?

Bünde  (WB). Soll ein nicht genutztes Teilstück des Feldmark-Friedhofs bebaut werden? Diese Frage erhitzt die Gemüter. Während Anwohner und Naturschützer vehement gegen dieses Vorhaben protestieren, verweisen Kommunalpolitiker auf die Notwendigkeit, in Bünde mehr Sozialwohnungen zu schaffen. Bei einem Ortstermin, zu dem der Naturschutzbund (Nabu) eingeladen hatte, bezogen die Bürgermeisterkandidaten von CDU und Grüne bereits Stellung. Auch die UWG hat sich inzwischen festgelegt. Aber wie stehen SPD, FDP und Linke zu dem Thema?

Hilko Raske

Teile des Feldmark-Friedhofes werden nicht mehr genutzt. Auf einer Reservefläche ist deshalb der Bau von bis zu 60 Wohnungen geplant. Foto: Hilko Raske

Das sagt die SPD

Wenn sie an eine mögliche Bebauung am Feldmark-Friedhof denke, würden zwei Herzen in ihrer Brust schlagen, sagt Susanne Rutenkröger, Bürgermeisterkandidatin der SPD. Sie könne die Argumente der Naturschützer nachvollziehen. Jedoch fehle es in der Stadt eindeutig an bezahlbarem Wohnraum. Sie lebe gerne in Bünde. „Es ist für mich daher kein tragbarer Zustand, dass es immer wieder Menschen gibt, die hier nicht mehr leben können, weil sie keinen passenden oder bezahlbaren Wohnraum finden. Wir müssen dringend handeln und die vielen Möglichkeiten, die wir als Stadt haben, auch nutzen.“ Während viele Menschen in Bünde eine bezahlbare Wohnung suchten, stünden gleichzeitig zahlreiche Reihenhäuser in Bünde-Mitte und in Hunnebrock leer und würden verfallen, sagt sie mit Blick auf die Britensiedlungen. „Das ist ein Problem – es existiert Wohnraum, der aber nicht greifbar ist.“ Nicht zuletzt deshalb sei das Areal am Feldmark-Friedhof ins Visier genommen worden. „Es gehört der Stadt, es ist erschließbar, Schulen, Kitas und Einkaufsmöglichkeiten sind in der Nähe.“ Somit wäre das Grundstück durchaus prädestiniert, an dieser Stelle Wohnungen und auch Sozialwohnungen entstehen zu lassen. Rutenkröger verweist darauf, dass sich aktuell noch kein Investor gemeldet habe. Vielmehr laufe derzeit noch ein sogenanntes Investorenauswahlverfahren, in dem ganz klar die Marschrichtung für das Projekt festgelegt werde. Sie denke, dass man abwarten müsse, ob sich überhaupt jemand melde. „In dieser Phase haben Rat und Verwaltung noch die Gelegenheit zu überlegen, was sie mit diesem Areal überhaupt vorhaben.“

So sieht es die FDP

Für die Liberalen äußert sich FDP-Ratsherr Martin Lohrie: „Derzeit fühlen wir uns an den Beschluss von 2017 gebunden.“ Auch die FDP sehe die Notwendigkeit von Sozialwohnungen in Bünde. Jedoch vertrete er die Meinung, dass nicht mit städtischen Mitteln gebaut werden sollte. Einer erneuten Diskussion über das Thema würde sich die FDP nicht verschließen, da sich Ausgangsvoraussetzungen doch etwas verändert hätten.

Kritik von den Linken

Alexander Kalteis, Sprecher der Linken in Bünde, verweist darauf, dass im Planungsausschuss ausdrücklich festgehalten wurde, dass ein „Baugebiet für den sozialen Wohnungsbau“ entwickelt werden soll. Das sei die Grundlage des einstimmigen Beschlusses gewesen. „Nun ist aus dem Bauamt zu hören, dass man mit 50 bis 60 Wohnungen plant, woraus aber nur 20 bis 30 Prozent dem sozialen Wohnungsbau zuzuordnen wären.“ Kritik äußert auch Thorsten Beuß, Spitzenkandidat der Linken in Bünde: „Wir reden hier eindeutig nicht mehr von sozialem Wohnungsbau wie die Linke ihn versteht. Wir reden eher davon, dass ein Investor eins der wenigen städtischen Grundstücke bekommt, dort im ungünstigsten Fall zehn preisgebundene Wohnungen realisiert, jedoch in erster Linie eine deutlich größere Anzahl Wohnungen bauen möchte, welche ausschließlich auf einen möglichst großen Profit ausgerichtet sind.“

Wenn dort etwas gebaut werde, könne es nur eine Maßnahme sein, welche unter städtischer Regie durchgeführt werde und in städtischem Eigentum bleibe. „Wir wollen kommunales und genossenschaftliches Wohnen fördern.“ Zudem müsse der Nabu in den Planungsprozess einbezogen werden, um kreative und alternative Lösungsansätze zu erarbeiten, denn „Umweltschutz und Sozialpolitik sind kein Widerspruch, es gibt uns die Möglichkeit, sozialen mit ökologischem Wohnungsbau zu verbinden“, so Alexander Kalteis.

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