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Naturschützer sprechen sich gegen eine Wohnbebauung am Bünder Feldmarkfriedhof aus

Nabu will „grüne Lunge“ erhalten

Bünde (HK). Dass auf der grünen Fläche zwischen Feldmarkfriedhof und Herforder Straße in Zukunft bis zu 60 Wohnungen entstehen sollen, ist dem heimischen Nabu ein Dorn im Auge. „Das Areal ist das Tafelsilber für den Stadtklimaschutz“, warnt etwa Freyja Diebrok. Die Bünder Stadtverwaltung sieht das etwas anders.

Daniel Salmon

Die Nabu-Mitglieder Anja Reckeschat (von links), Friedhelm und Freyja Diebrok sowie Klaudia Plooij plädieren dafür, von den Plänen einer Bebauung der 9000 Quadratmeter großen Flächen zwischen Feldmarkfriedhof und Herforder Straße abzusehen. Foto: Daniel Salmon

Ortsbegehung am Donnerstagmorgen: Sobald man das Tor zum Friedhof durchschreitet, sinkt der Lärmpegel deutlich ab. Die alte Hecke schirmt das etwa 9000 Quadratmeter große Gelände von der stark befahrenen Herforder Straße ab. Stattdessen ist Vogelgezwitscher zu hören. Freyja Diebroks Blick schweift über den grünen Rasen, die Hecken mit ihren heimischen Gehölzen, die Linden, Eichen und Trauerweiden, deren Zweige sich im Wind wiegen.

Aufstellungsbeschluss schon gefasst

„Das ist ein wertvoller Naherholungsraum. Hier gibt’s viele alte Bäume, die in einem guten Zustand sind. Die sind absolut erhaltenswert, aber die meisten von ihnen würden wohl gefällt, wenn hier Häuser gebaut werden. Und die, die bleiben, würden irgendwann eingehen. Die nächsten solcher Flächen sind erst am Stadtgarten oder am Doberg. Beides ist mindestens 1,5 Kilometer entfernt“, sagt die Naturschützerin. Sie und ihre Mitstreiter bezeichnen die Fläche als eine Art grüne Lunge der Stadt, zudem noch in zentraler Lage und somit gut erreichbar für viele Bürger. Das könnte sich in naher Zukunft ändern.

Wie mehrfach berichtet, soll auf dem weitläufigen Gelände Wohnbebauung entstehen – Stellplätze für Autos inklusive. Der Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan für das Gebiet war bereits Anfang 2017 vom Stadtrat abgesegnet worden. Derzeit sucht die Stadtverwaltung ein Büro, das bei der Auswahl möglicher Investoren für das Areal mitwirkt. Eine der Auflagen für den Bauherrn soll es sein, an der Stelle auch Sozialwohnungen zu schaffen. „Andere Flächen für so etwas haben wir sonst nicht“, informiert Volker Dix vom Bereich Planen und Bauen im Bünder Rathaus.

Fläche langfristig erhalten

Der Nabu erkennt die Notwendigkeit der Schaffung bezahlbaren Wohnraums zwar an. „Nicht nachvollziehbar ist für uns aber, dass Politik und Verwaltung die Veräußerung und Bebauung der bislang unbebauten Fläche anstreben, ohne die Bedeutung dieser zentralen Grünflächen für die Stadtentwicklung zu berücksichtigen“, monieren die Naturschützer. Sie fordern einen öffentlichen Diskurs in der Sache, bevor Fakten geschaffen und Investoren gesucht würden: „In die Interessenabwägung sollte einfließen, wie viel die Fläche zur Luftreinhaltung, zur Artenvielfalt oder zur Erholung der Bürger beiträgt.“

Konkret schlägt der Nabu vor, das knapp einen Hektar große Gebiet langfristig als Grünfläche zu sichern und naturnah zu entwickeln, etwa durch die Anlage von Blühwiesen. „Hier könnten auch Bänke aufgestellt und weitere Bäume gepflanzt werden“, schlägt Nabu-Mitglied Anja Reckeschat vor. Auch eine Nutzung als Friedwald sei vorstellbar.

Baumbestand geprüft

Doch dafür ist es aus Sicht der Stadt wohl zu spät. Zwar gehöre das Gelände laut Volker Dix rein optisch noch zum Friedhof, sei aber für Bestattungen schon lange nicht mehr vorgesehen. Der Forderung des Nabu stehe die Verpflichtung der Stadt gegenüber, bezahlbaren Wohnraum vorzuhalten, beschreibt Dix den im Raum stehenden Abwägungsprozess. „Die Grundsatzentscheidung in der Sache ist allerdings gefallen“, sagt er. Zudem habe man sich verwaltungsseitig den Baum- und Heckenbestand auf dem Gelände angeschaut. Doch die Einschätzung der Stadt sei anders ausgefallen, als die des Nabu. „Wir haben ermittelt, was schützenswert ist und was nicht. Würden bei einer Bebauung auch erhaltenswerte Bäume gefällt, würden wir Ersatzpflanzungen durchführen.“

Damit kann sich der Nabu allerdings nicht anfreunden: „Zwei kleine, neue Bäume können noch lange nicht so viel Sauerstoff erzeugen wie eine mehr als hundert Jahre alte Eiche“, sagt Freyja Diebrok.

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