Das Mathilden-Hospital erreicht trotz der Rückschläge im Coronajahr 2020 alle wirtschaftlich gesetzten Ziele
„Nicht durchlaufen, erst melden“
Herford (WB)
Corona, der Umsatzkiller. Corona, das Reformvirus. Die Bilanz des Coronajahres fällt im Herforder Mathilden Hospital ganz anders aus als man es während der Pandemie erwartet hätte.
Natürlich dauerte wegen der ganzen Vorsichtsmaßnahmen jeder Handgriff doppelt so lange. Natürlich wurden Mitarbeiter, Patienten und Besucher einem strengen Hygiene-Regiment unterzogen. Mit verblüffendem Ergebnis: „Wegen Unkenntnis und Leichtsinn sind zu Beginn der Pandemie zwölf Mitarbeiter in Herford infiziert worden. Nach deren Genesung ist es jedoch zu keinem weiteren Fall gekommen“, stellt Geschäftsführer Dr. Georg Rüter fest. Dieses bilanzielle Teilergebnis weist er ausdrücklich der kaufmännischen Leiterin Gunde Geisler zu: „Sie hat das Kontrollmanagement an den verschiedenen Eingängen übernommen. Nicht durchlaufen, erst melden.“
Und wie in anderen Kliniken auch hat das Virus einen immensen Patienten- und Umsatzrückgang verursacht. Die Innere Medizin und Gastroenterologie verzeichnet 17 Prozent weniger Patienten, die Allgemeine Innere Medizin, Kardiologie und Intensiv-Medizin meldet einen Einbruch von 9,3 Prozent, die Allgemein- und Viszeralchirurgie verliert 6,8 Prozent, die Frauenheilkunde und Geburtshilfe 6,5 Prozent, Anästhesiologie und operative Intensiv-Medizin büßen 13,2 Prozent der Patienten ein.
Doch ein starkes erstes Quartal und der bis zum 30. September 2020 vom Bund gewährte Ausgleich von 560 Euro je nicht belegtem Bett kompensierten diese Ausfälle so gut, dass der in der katholischen Hospitalvereinigung (zu der gehört das Mathilden-Hospital) geplante Jahresumsatz mit 144 Millionen Euro sogar um vier Prozent höher ausfiel als 2019. Das zum Ziel gesetzte Jahresergebnis von 1,5 Millionen Euro wurde Rüter zufolge ebenfalls erreicht.
Unterschwellig räumte das Virus so manche eingeschlichene Eigenart beiseite. Die Notaufnahme etwa war nicht mehr wie sonst mit Patienten besetzt, die sich wegen Bagatellen wie ein Völlegefühl nach reichhaltigen Mahlzeiten selbst einlieferten. Sie hatten Angst vor einer Infektion. Statt Personal abzubauen, wie es Dr. Rüter eigentlich vorhatte, wurde es angesichts der außerordentlichen Arbeitsbelastung sogar um 40 Personen aufgestockt – in der „Mathilde“ arbeiten jetzt 398 Menschen. Das Hospital bildete Pflegepersonal weit über den eigenen Bedarf aus. Das Personaluntergrenzengesetz wurde auf den einzelnen Stationen nicht mehr so orthodox wie in Vorjahren ausgelegt, das gleiche gilt für die Ahndung von Überstunden. Dr. Rüter: „Es ist alles etwas bodenständiger geworden.“
In der von der Pandemie am stärksten betroffenen Klinik für Allgemeine Innere Medizin des Ärztlichen Direktor Dr. Jens Völker wurde am stärksten investiert. Vier Millionen Euro flossen in ein neues MRT und einen Linksherzkatheter-Messplatz – beides Geräte auf weltweit höchstem Standard.
Startseite