Frank Niedertubbesing aus Enger veröffentlicht Bildband über Israel
Ein Land, zwei Sichtweisen
Enger (WB)
Zwei Fotografen, eine Reise und zwei Sichtweisen: Der Engeraner Frank Niedertubbesing und Sabine Kneidinger aus Linz (Österreich) haben sich auf eine Fotoreise durch Israel begeben. Obwohl sie beide zur selben Zeit am selben Ort waren, erzählen ihre Bilder auf ganz unterschiedliche Art von den „Begegnungen“ und „Bewegungen“ vor Ort. In einem Bildband wollen sie ihre Eindrücke zeigen.
Zehn Tage lang sind der Engeraner und die Linzerin zusammen mit dem Hamburger Fotografen Steffen Böttcher und einer sechsköpfigen Gruppe mit einem Minibus in Israel unterwegs gewesen. „Bereits im Vorfeld habe ich mich mit dem Land, seiner Geschichte und natürlich auch dem Konflikt beschäftigt. Ich habe mich eingelesen und Filme angesehen. Aber darauf, was ich dann erlebt habe, war ich nicht vorbereitet. Denn es war so ganz anders als erwartet. Noch kein Land, noch keine Reise haben mich bisher so nachhaltig und anhaltend beschäftigt.“ Mit diesen Worten leitet Sabine Kneidinger in den Bildband ein.
Und auch für Frank Niedertubbesing verlief die Reise anders als gedacht. „Ich hatte erwartet, den Konflikt im alltäglichen Leben deutlicher zu spüren“, sagt er. Einzig der Besuch in der Pufferzone Hebrons habe ihm die Auswirkungen deutlich vor Augen geführt. Von Soldaten eskortiert seien sie durch die Stadt gegangen, berichtet Niedertubbesing im Gespräch mit dieser Zeitung. „Die Siedler haben die Kameras als Waffen angesehen und uns beschimpft“, erinnert er sich.
Auf ihrer Reise hätte es aber auch viele bezaubernde Begegnungen gegeben, erzählt der Engeraner. So zum Beispiel die mit einem Taxifahrer am zentralen Busbahnhof Tel Avivs – oft auch als „Architektonisches Monster“ beschrieben – der in zwei Kriegen gedient hatte und „seine Stadt“ trotzdem liebte. „Ich fand es faszinierend, ein Bild zu machen und trotzdem das Gefühl zu haben, dass da in so einem ganz kleinen Moment irgendetwas zwischen mir und den Fotografierten passiert ist“, sagt der 56-Jährige.
Sabine Kneidinger, die normalerweise Menschen fotografiert, hat die Reise zu neuen Perspektiven verholfen. „Es ist erstaunlich, wie viele Landschafts- und Architekturaufnahmen ich aus Israel mitgebracht habe“, sagt sie. Doch so unterschiedlich die Geschichten auf den Bildern sind, im Kern ergeben sich viele Gemeinsamkeiten, haben die Fotografen bei der Bildersichtung festgestellt.
In einem Wendebuch in dem die Bild- und Textstränge „Bewegung“ von Sabine Kneidinger und „Begegnung“ von Frank Niedertubbesing mittig aufeinandertreffen, wollen sie einen persönlichen Blick auf das Land und die Leute geben – ohne politischen oder moralischen Ansatz.
Der Bildband der beiden Fotografen soll Anfang 2021 im Eigenverlag erscheinen. Einen Teil der Produktionskosten übernehmen sie selbst. Über eine Crowdfunding-Kampagne wollen sie die Buchproduktion vorfinanzieren. Auf einer Plattform kann der Bildband noch bis Ende November zum Preis von 55 Euro vorbestellt werden: wemakeit.com
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