1. www.westfalen-blatt.de
  2. >
  3. OWL
  4. >
  5. Enger
  6. >
  7. Enger grüßt den Rest der Welt

  8. >

Funker des Vereins Zetis auch zum Jahreswechsel aktiv

Enger grüßt den Rest der Welt

Enger(WB). »Merry Christmas«, »Happy New Year« – das wünschen sich die Menschen zu Weihnachten und Silvester weltweit. In Enger funken Manfred Vielhauer (62), Julius Schüler (14) und weitere Funkamateure zum Jahreswechsel die gesamte Welt an.

Gerhard Hülsegge

Manfred Vielhauer (vorn) und Julius Schüler (14) funken mit Begeisterung. Zum Jahreswechsel schicken der Vorsitzende des Vereins Zetis und seine »rechte Hand« gemeinsam mit anderen Interessierten Neujahrsgrüße aus dem beschaulichen Enger rund um den Globus. Foto: Gerhard Hülsegge

»Weihnachtskarten kann jeder verschicken, heutzutage sogar per Internet und E-Mail. Wir senden dagegen im wahrsten Wortsinn unsere Weihnachts- und Silvestergrüße an unsere Freunde rund um den Globus«, sagt Vielhauer. Der ehemalige Haupt- und heutige Realschullehrer ist Vorsitzender des Vereins Zetis (Zentrum für Elektronik, Telekommunikation und Informationstechnik in Schule und Freizeit), der sich die Förderung der technischen Grundbildung, der Ausbildungsreife und der Berufsorientierung junger Menschen zum Ziel gesetzt hat.

Verschiedene Antennen montiert

Zwei Kurzwellen- und zwei UKW-Stationen befinden sich in dem weiß-blauen Container auf dem Schulhof der ehemaligen Rolf-Dircksen-Schule an der Ring-/Ecke Wigbertstraße in Enger. Auf dem Dach sind verschiedene Antennen montiert, die die Wellen in alle Welt hinaustragen. Auch zu Bert (Engelbert Thaller) im österreichischen Eisenerz und Peter in der Schweiz, zwei Funker, die sich regelmäßig in Enger (Rufzeichen Delta Lima Null WSE (für Widukind-Stadt Enger) melden.

Gesendet wird vornehmlich auf dem 40-Meter(Europa)-Band. »Es ist wegen der Wetterlagen am besten zu nutzen«, sagt Manfred Vielhauer. An heißen Sommertagen könne die Verbindung allerdings auch schon mal von Gewittern und Blitzen gestört werden. Nachts sind die von der Sonne gebildeten leitenden Schichten verschwunden. »Wenn es dunkel ist, gibt es somit keine Störungen«, erklärt der Lehrer für Mathematik, Physik, Erdkunde und Berufswahl.

»Funkerei ein spannendes Hobby«

Das 80-Meter-Band nutzen er und seine Funkerfreunde innerhalb Deutschlands. Über das 20-Meter-Band sind sie weltweit unterwegs. Manfred Vielhauer besitzt seit 1974 eine Amateurfunk-Lizenz. Vier Jahre zuvor hatte er einen Elektronik-Experimentierkasten geschenkt bekommen. Daraus entstand die erste Wechselsprechanlage. Bald genügte ihm der Klingeldraht aber nicht mehr und die Leidenschaft fürs Funken nahm ihren Lauf.

»Die Funkerei ist ein wahnsinnig spannendes Hobby«, erklärt Vielhauer. Selbst im Zeitalter von Internet, Skype, WhatsApp, Twitter und Instagram. So wollen die Engeraner über ihre UKW-Antenne 2018 Kontakt zur internationalen Raumstation ISS aufnehmen. »Das wird umso spannender, weil in Alexander Gerst dann ein Deutscher Kommandant wird«, betont Vielhauer. Der Verein Zetis hat dann zehn Minuten Zeit, mit der Raumstation, wenn sie über Deutschland hinwegfliegt, in Kontakt zu treten. »Die Antenne muss dann per Computer immer nachgeführt werden«, erklärt der Vorsitzende, der diesbezüglich auch schon mit dem Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum telefoniert hat. Mika und Timo, zwei weitere Vereins-Aktive, schreiben dafür bereits am eigenen Computer-Programm.

Größerer Antennenmast nötig

Auch Julius Schüler weiß um die Vorteile des Funkens. »Das Internet kann zusammenbrechen, wir brauchen nur Strom«, schildert Vielhauers »rechte Hand« die Vorzüge seins Hobbys. Der Realschüler gehört seit Mai zum zwölfköpfigen Funker-Team. Sein Onkel arbeitet auf dem Forschungsschiff »Sonne«, das vor Weihnachten Kurs auf Nouméa (Neukaledonien) im südlichen Pazifik genommen hat. Irgendwann möchte Julius auch zu ihm Kontakt aufnehmen.

Denn die Engeraner Funkgemeinde erreicht fast jedes Ziel in der Welt, von Kanada über Brasilien, die USA und Russland bis hin zu Norwegen oder Marokko. »Nur Australien haben wir noch nicht erreicht«, bedauert Vielhauer. Dazu wäre ein 20 bis 30 Meter (statt sechs Meter) hoher Antennenmast nötig.

Wunsch: Umzug in Ex-Heideschule

Die Firma Alligator in Enger hat sich auch schon bereit erklärt, ihn zu bauen. Der Schulhof des Schulzentrums eignet sich hierfür allerdings nicht. Schließlich müsste auch ein Betonfundament her. »Das wiegt vier bis fünf Tonnen«, sagt Manfred Vielhauer.

Der Verein Zetis hat für 2017 deshalb nur einen Wunsch: dass die Stadt Enger möglichst bald »grünes Licht« für den Umzug aus dem Container in die leer stehende Heideschule nach Westerenger gibt. Über ein Weihnachtsgeschenk hat sich Manfred Vielhauer übrigens besonders gefreut: Der Verein Zetis ist über die Feiertage vom Finanzamt Herford als gemeinnützig anerkannt worden, muss somit keine Ertrags- oder Vermögenssteuern zahlen.

Startseite
ANZEIGE