Johanniskirche hat im 13. Jahrhundert auf einem kleinen Hügel gestanden
Archäologen entdecken alte Gräber
Herford (WB). Bei Arbeiten an der Johanniskirche sind alte Knochen und Gräber entdeckt worden. Zudem kommen die Archäologen zu der Erkenntnis, dass die Kirche am Neuen Markt auf einem kleinen Hügel gestanden hat.
An vielen Stellen um die Kirche herum wird derzeit gearbeitet. Auf die Knochen stießen Archäologen im Zusammenhang mit Arbeiten für ein neues automatisches Lüftungssystem im Südbereich des Gotteshauses. Da bei derartigen Baustellen immer mit unerwarteten Funden zu rechnen ist, begleiten Experten das Geschehen – in diesem Fall das Fachunternehmen Eggenstein Exca. Nachdem die Knochen und Gräberreste entdeckt worden sind, machte sich auch Dr. Sven Spiong, der für OWL zuständige Archäologe beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe, vor Ort ein Bild.
Erste intakte Gräber
Dass an der im 13. Jahrhundert errichteten Johanniskirche Menschen bestattet worden sind, ist kein Geheimnis. Das sei früher völlig normal gewesen, sagt Pfarrer Johannes Beer. Bis heute seien noch Grabsteine erhalten – wobei die ältesten aus dem 16. Jahrhundert stammten.
Während bei früheren Arbeiten aber nur einzelne Bruchstücke gefunden worden seien, sei man jetzt erstmals auf intakte Gräber gestoßen. Unübersehbar sind die Knochen – für das Erkennen der Gräber indes benötigt der Laie einige Fantasie.
Doch zum Glück gibt es Experten. »Schauen Sie auf das braune L am Boden!«, sagt Spiong. Dies seien Spuren vom vergangenen Holz eines Sarges. Während oben gefachsimpelt wird, entdeckt Grabungshelfer Stephan Focht ein weiteres Grab – fünf sind es mittlerweile.
Die Anfänge der Neustadt
Über das Alter der Gräber kann Spiong nach dem ersten Augenschein nichts sagen. Da Gemeindefriedhöfe an Kirchen keine archäologische Sensation darstellen, gilt sein besonderes Augenmerk einem Absatz in einer Tiefe von 80 Zentimetern. Alles deutet darauf hin, dass dies die Schicht ist, auf der die Kirche gebaut worden ist. Was bedeutet: Seit dem 13. Jahrhundert ist das Erdreich in dem Bereich um 80 Zentimeter aufgeschüttet worden.
Diese Erkenntnis setzt der Archäologe in Beziehung zu einem anderen Faktum, was die Entstehung der Neustadt betrifft. Demnach sind die ältesten Schichten, auf denen gebaut wurde, aus heutiger Sicht zwei Meter tief. Wenn sowohl Kirche als auch die ersten Häuser der Neustadt aus dem 13. Jahrhundert stammen, muss es damals ein Gefälle gegeben haben.
Die Kirche steht somit auf einem Kleinen Hügel, der im 13. Jahrhundert eine Höhe von etwa 1,20 Meter gehabt hat. »Das wussten wir bisher noch nicht«, erklärt Spiong, der seit Jahren mit den Anfängen der Neustadt vertraut ist.
Parallel zur Kirche beerdigt
Tiefer graben, als es im Zusammenhang mit den Arbeiten notwendig ist, wollen die Archäologen nicht. Wichtig ist jetzt erst einmal die Dokumentation, dann sollen die Gräber wieder geschlossen werden. Auch die Knochen der Bestatteten bleiben im Boden.
Die Anordnung der Grabreste und der Knochen ergab, dass die Toten parallel zur Kirche beerdigt wurden. Für Pfarrer Beer wird bei den Funden erneut deutlich, wie klein der Friedhof an der Johanniskirche eigentlich war: »Immerhin wurden hier alle Toten der Neustadt beerdigt.«
Es ist daher wahrscheinlich, dass die Menschen in mehreren Lagen übereinander bestattet worden sind. Doch tiefere Grabungen, um möglicherweise mehrere Schichten mit Gräbern zu entdecken, sind bisher nicht vorgesehen.
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