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Herforder haben eine besondere Beziehung zur Herrnhuter Manufaktur

Der Stern vom Stiftberg

Herford

Ohne die Metall-Sonderanfertigung der Herrnhuter Manufaktur wäre der Stern an der Marienkirche längst vom Winde verweht. Schließlich leuchtet er in 28 Metern Höhe. Und das schon seit 2003. Zu verdanken ist dies einem Ärzte-Ehepaar.

Moritz Winde

Der Herrnhuter Stern leuchtet sei 2003 zu Weihnachten an der Marienkirche. Foto: Moritz Winde

Dr. Helmut Wrede steht auf dem Parkplatz des Gemeindehauses und blickt zum Glockenturm. Der pensionierte Hals-Nasen-Ohren-Arzt weiß, dass es zwischen griechischem Restaurant und Gotteshaus gewaltig pfeifen kann. Gemeinsam mit seiner Frau Dagmar – die Zahnmedizinerin stammt aus Sachsen, der Heimat der Sterne – schenkte er der Mariengemeinde vor 17 Jahren ein Exemplar, ohne zu ahnen, welche Schwierigkeiten auf sie zukommen sollten.

Denn die Böen auf dem Berg wurden dem Stern immer wieder zum Verhängnis. „Das Aufhängen eines solchen Kunststoffsternes mit 1,30 Meter Durchmesser an der Außenwand eines Kirchturmes in einer solchen Höhe war damals Neuland. So konnte es nicht ausbleiben, dass einige Rückschläge – Teilzerstörungen und Totalverlust – auftraten“, nimmt es der 82-Jährige rückblickend recht gelassen.

Unvergessen sei aber jener Abend, als gegen Mitternacht bei einem schweren Sturm mit Hilfe der Feuerwehr der komplett verdrehte Ausleger samt Stern mit Seilen am Kirchturm gesichert werden musste. „Erst am nächsten Tag bei Windberuhigung konnte der Stern herabgelassen werden.“

Der Herrnhuter Weihnachtsstern hat eine lange Geschichte: Er führt uns zurück in die evangelisch-christliche Glaubensbewegung, die aus Böhmen kommend in Herrnhut eine neue Heimat fand. Ludwig Graf von Zinzendorf nahm seit 1720 Glaubensflüchtlinge aus Mähren auf.

Diese gründeten die Siedlung Herrnhut in der Oberlausitz, zwischen Bautzen und Zittau gelegen. Die Herrnhuter Brüdergemeine hat den evangelisch-christlichen Glauben durch intensive Missionsarbeit in die ganze Welt getragen, beginnend in Nord- und Südamerika, in Südafrika, an der Goldküste, in Surinam und vielen weiteren Ländern.

Ein Nebenprodukt der Herrnhuter Brüdergemeine war die Entwicklung des Herrnhuter Sterns, der als Weihnachtsstern verwendet wird und den Stern von Bethlehem symbolisieren soll. Seit 1897 wurden die ersten Sterne zum Kauf angeboten – und erfreuen seitdem eine wachsende Fan-Gemeinde.

Zurück zum Fast-Absturz an der Marienkirche: Die Manufaktur der Herrnhuter Sterne kam den Stiftbergern damals zu Hilfe und konstruierte in den Stern hinein ein Gerüst aus Metallzacken, einen stabil verankerten Metallausleger und eine Winde mit Stahlseilen. Zwei Mitarbeiter führten die Installation durch.

Die Herrnhuter Sterne bestanden anfänglich sogar aus Papier, heute gibt es sie zusätzlich aus Kunststoff. Die 17 viereckigen und die acht dreieckigen Zacken haben ein ausgestanztes Rähmchen aus Pappe oder Hartplastik und werden dann mit viel Fingerspitzengefühl zu Sternen zusammengesetzt und in 70 verschiedenen Farb-, Material- und Größenvarianten angeboten.

Trotz der Metall-Aufhängung gibt es ab und an vom Wind eingedrückte oder zerstörte Zacken. In diesem Jahr war der Stern zur Generalüberholung in Herrnhut. „Die Manufaktur unter Leitung von Diplom-Ingenieur Oskar Scholz hat uns erneut in sehr großzügiger Weise den Stern komplett und kostenfrei überholt und alle Sternzacken erneuert“, sagt Helmut Wrede.

So wird der Stern auch in dieser Weihnachtszeit die Menschen erfreuen und sie an Christi Geburt und Leben – schon aus weiter Entfernung – erinnern und auf das Fest der Liebe einstimmen.

Dr. Helmut Wrede will dem Stern weiter verbunden bleiben. Das Auf- und Abhängen aber hat er genau wie seine Praxis in jüngere Hände gegeben – nämlich in die seines Sohnes Dr. Holger Wrede.

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