Die meisten Verlage produzieren nur noch für Großstädte
Herford-Stadtpläne werden zur Rarität
Herford (WB). Ein gedruckter Stadtplan von Herford? Da müssen die meisten Buchhandlungen der Hansestadt passen: Die bekannten Verlage haben die Produktion eingestellt – aus Kostengründen. Auch der Stadtplan der Pro Herford ist zurzeit vergriffen. Kostenlose Exemplare gibt es aber noch beim Kreis Herford.
In der Buchhandlung Otto sind keine Herford-Stadtpläne verfügbar und auch Buchhändler Dirk Strehl im Elsbach-Haus bestätigt: »Die Nachfrage ist da, aber ich habe keine mehr. Herford ist sozusagen von der Landkarte verschwunden. Peinlich, oder?«
Immer wieder werde er von Marta-Besuchern angesprochen, die einen Stadtplan kaufen wollten, berichtet Strehl: »Die muss ich dann leider wieder wegschicken.« Auch in der Mayerschen Buchhandlung sind die großen Herford-Faltpläne von Falk oder vom ADAC längst ausverkauft. Kunden können hier allerdings noch den Mini-City-Plan »Der kleine Herforder« bekommen.
Herstellung erfordert Mindestauflage
»Durch die zunehmende Verbreitung elektronischer Medien werden gedruckte Karten und Atlanten nicht mehr in dem Maße nachgefragt wie noch vor einigen Jahren«, bestätigt Nina Pilz vom Verlag Mairdumont. »Die Herstellung von Kartografieprodukten erfordert jedoch eine Mindestauflage, um die Kosten im Rahmen zu halten und verbraucherfreundliche Preise anbieten zu können. Regelmäßig sehen wir uns daher gezwungen, unsere Angebotspalette um unrentable Produkte zu bereinigen.«
Durch die große Verbreitung der Navis seien gedruckte Stadtpläne inzwischen »ein Relikt aus der Vergangenheit«, sagt Dr. Peter Meintz, Pressesprecher des ADAC Westfalen in Dortmund. »Viele sind vom Markt verschwunden, weil es sich einfach nicht mehr rechnet. Das liegt daran, dass die Leute kaum noch Stadtpläne kaufen. Seitdem wir Navis haben, braucht man die nicht mehr.« Ein Nachteil aus seiner Sicht: »Viele Autofahrer sind heute völlig von ihrem Navi abhängig – wenn das kaputt geht, dann sind die verloren.« Der ADAC-Sprecher weist auf Google Maps und Open Street Map hin: »Da kann man sich von seinem Zielgebiet oder von der Herforder Innenstadt online Kartenausschnitte aufrufen und zuhause ausdrucken lassen.«
Flyer statt Karte
Der Bedarf an Stadtplänen, die über die Innenstadtgrenzen hinausreichen, sei in der Tourist-Information eher gering, stellt Tanja Feg (Pro Herford) fest: »Wenn Gäste dorthin kommen, interessieren sie sich eher für den Stadtkern. Und da sind wir mit Flyern wie ›Spannende Geschichte(n)‹ gut ausgestattet. Dieser Flyer hat einen Innenstadt-Plan und beschreibt die wichtigen Sehenswürdigkeiten.« Durchschnittlich 50-mal in der Woche finde das informative Faltblatt Abnehmer.
Vergriffen sei hingegen der zuletzt 2011 gedruckte Pro Herford-Stadtplan: »2015 gab es einen größeren Bedarf, als viele Flüchtlinge nach Herford kamen«, berichtet Tanja Feg. Pro Herford habe eine Neuauflage geordert, die in einigen Monaten zur Verfügung stehen werde. Auf Wunsch gibt’s in der Tourist-Info und im Kreishaus aber noch eine Kreiskarte: Die ist gratis und enthält unter anderem einen Stadtplan von Herford.
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