Nach mehr als 20 Jahren: Karl-Heinz Rohlf geht im Februar in den Ruhestand
Herfords Theaterleiter blickt auf seinen letzten Spielplan
Herford
Theaterleiter Karl-Heinz Rohlf ist auf Abschiedstournee. Im Februar wird er seinen letzten Arbeitstag haben, das letzte von ihm verantwortete Theaterprogramm hat er bereits im Kulturbeirat vorgestellt. Was ihm dabei besonders wichtig ist und was sich im Laufe der Jahre verändert hat, verrät er im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT.
Seit 2001 leitet der 63-Jährige das Herforder Stadttheater. Mehr als 20 Jahre hat Rohlf mit seinem Team das Programm für die jeweiligen Spielzeiten erstellt.
Die Zusammenstellung der Stücke für das Herforder Publikum ergebe sich vor allem aus dem, was ihm von den Gastspielhäusern angeboten werde, sagt er. Im Sommer lägen ihm meist deren Produktionen vor, im Herbst präsentiere er den Politikern den daraus entwickelten Spielplan.
Karl-Heinz Rohlf schätzt, dass etwa 100 Bühnen unterschiedlichster Größenordnung für Gastspielstücke in Frage kommen. Das Spektrum reiche vom Kleinkünstler bis zum Landestheater, von der kleinen Bühne bis zum Eurostudio Landgraf.
Verändert haben sich laut Theaterleiter die Dimensionen. Es gebe heute weniger große Bühnen, die etwas anbieten: „Stattdessen erleben wir gerade einen Boom an kleineren Gruppen.“ Auffällig seien die vielen Lesungen, mit denen Schauspieler unterwegs seien - meist musikalisch oder multimedial begleitet.
Die Tendenz hin zu kleineren Produktionen ist auch ein Resultat der Corona-Pandemie, als es darum ging, Sicherheitsabstände auf den Bühnen einzuhalten. Zudem haben weniger aufwändige und damit auch preisgünstigere Produktionen mehr Chancen, Abnehmer zu finden. Denn nicht jede Stadt hat ein Theater von der Größe Herfords.
Veränderungen unterworfen sind auch die Schwerpunkte der anbietenden Gastspielhäuser. Karl-Heinz Rohlf hat Zeiten erlebt, in denen kein originäres Theaterstück im Spielplan stand - stattdessen Film- oder Romanbearbeitungen für die Bühne. Es sei wirklich nichts anderes auf dem Markt gewesen, sagt der scheidende Theaterchef. Der Vorteil für die Bühnen, die mit Filmadaptionen auf Tournee gehen : „Es handelt sich um bekannte Stoffe, die sich daher auch besser verkaufen lassen. “
Mittlerweile hat sich das Bild wieder etwas gewandelt - und so findet sich im nächsten Spielplan auch ein Klassiker wie „Woyzeck“, dargeboten vom Westfälischen Landestheater. Für Rohlf ist so etwas auch in Hinblick auf zukünftige Generationen wichtig. Schließlich lockt der bekannte-Büchner-Stoff als Abiturthema viele Schüler ins Stadttheater.
Wer mit dem Theaterleiter über das reden will, was ihm besonders am Herzen liegt, tritt leicht eine gedankliche Lawine los. Denn Rohlf spricht gerne über sein Programm, steht hinter jedem einzelnen Stück des Spielplans. Dennoch hebt er für die künftige Saison besonders die Produktion „The Nutcraker and I“ (17. Dezember) hervor. So eine Multimedia-Show mit Klavier und Tanz habe es im Stadttheater bisher noch nicht gegeben.
Aber auch die Udo-Lindenberg-Revue„ Herzpanik “ (Landestheater Detmold/16. September) findet Rohlfs besondere Erwähnung, ebenso seit Jahren mal wieder eine Aufführung der „Rocky Horror Picture Show“, die Tanzproduktion „Eastwest“ oder „Die Souffleuse - ein clowneskes Schauspiel “mit Gardi Hutter.
Auch in seinem letzten Programm präsentiert Rohlf so noch einmal die Mischung, die das Herforder Theater in den vergangenen Jahren erfolgreich gemacht hat - von der Oper (Turandot) bis zum Boulevard-Stück.
Die nächste Spielzeit, die der scheidende Chef zwar geplant hat, aber nicht mehr eröffnen wird, beginnt im September. Wer die Nachfolge antritt, ist noch unklar. Die Stelle ist ausgeschrieben. Bis zum 29. Januar sollen die Bewerbungen vorliegen.
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