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Prostituiertenschutzgesetz: Übergangsfrist läuft ab

Nur wenige Sexarbeiterinnen gemeldet

Herford (WB). Mit dem Jahreswechsel endet in NRW die Übergangsregelung für das Prostituiertenschutzgesetz, dann müssen sich alle Sexarbeiterinnen angemeldet haben. Doch wie der Kreis Herford künftig Bordellbetreiber und Arbeiterinnen kontrolliert, ist noch offen.

Jan Gruhn

Seit Juli gilt das Prostituiertenschutzgesetz. Das Land hat allerdings eine Übergangsfrist eingeräumt, die mit dem Jahreswechsel endet. Spätestens dann müssen sich Sexarbeiterinnen angemeldet haben. Doch viele Frauen im Milieu bleiben skeptisch. Foto: dpa

Vertrauen schaffen in der Zusammenarbeit mit den Behörden, das sei laut Kreisdezernent Paul Bischof zunächst das Ziel: »Wir werden nicht bei jedem Besuch sofort die Polizei mitnehmen.«

Verunsicherung in der Szene bleibt

Allerdings sei auch noch nicht klar, wie die Kontrollen aussehen werden, mit denen der Kreis sowohl die rechtmäßige Anmeldung der Bordelle durch die Betreiber, als auch die Anmeldung der Sexarbeiterinnen überprüfen will. »Aber wir werden sicherlich eine Checkliste haben.«

Doch die Verunsicherung in der Szene bleibt, wie es aus der Prostituierten- und Ausstiegsberatungsstelle Theodora in Herford heißt. »Es kursieren falsche Informationen«, sagt Pfarrerin und Einrichtungsleiterin Birgit Reiche von der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, zu der Theodora gehört. Einige Frauen hielten das gesundheitliche Beratungsgespräch für eine Zwangsuntersuchung. Andere hätten Angst, dass die bei der Anmeldung erfassten Daten in ihre Heimatländer weitergeleitet würden.

Viele Frauen aus Bulgarien und Rumänien

Etwa 60 Prozent der Frauen, die im Kreis im Rotlichtgewerbe arbeiten, kommen laut Theodora aus Osteuropa. Die meisten aus Bulgarien und Rumänien. Allein im Kreis Herford haben die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle im vergangenen Jahr 145 Frauen in 22 Clubs und Wohnungen aufgesucht.

Bislang haben sich laut Ordnungsamt Bielefeld, das das Anmeldeverfahren zentral auch für die umliegenden Kreise betreut, allerdings nur 30 Frauen aus Herford über eine Anmeldung beraten lassen. Insgesamt hätten sich bis jetzt (Stand: 14. Dezember) OWL-weit erst 138 Frauen angemeldet, erklärt Beate Karbus vom Bielefelder Ordnungsamt. Allein Theodora hat aber im vergangenen Jahr mit 530 Sexarbeiterinnen in der Region gesprochen.

Armutsprostitution bleibt das Problem

»Wir versuchen auch rauszufinden, ob die Frauen der Tätigkeit freiwillig nachgehen«, sagt Karbus. Eines der Kernanliegen des Gesetzes. Allerdings hegt man sowohl im Bielefelder Ordnungsamt als auch bei Theodora Zweifel an der Wirksamkeit. »Die Frauen, die zu uns kommen, sind sehr offen«, sagt Karbus. »Die brauchen die Beratung eigentlich am wenigsten.« Die Armutsprostitution bleibe das Problem.

»Viele Frauen sagen: Wenn ich mich anmelden muss, dann höre ich auf«, meint Hilfe-Lotsin Diana Georggeva von Theodora. Ob es mit Ablauf der Übergangsfrist dazu kommt, sei aber ungewiss. »Es gibt schon Frauen, die das Gesetz gut finden«, sagt Pfarrerin Reiche. Denn dadurch würde der Markt bereinigt – und die Preise steigen.

»Die, die sich nicht melden, werden wir als erstes angehen«

Laut Bischof hat die Kreisverwaltung bislang 35 bereits bekannte Clubs mit Blick auf deren Anmeldung angeschrieben. Noch hätten nicht alle geantwortet. »Die, die sich nicht melden, werden wir als erstes angehen«, sagt Bischof und ergänzt: »Das Gesetz hat zum Ziel, dass der Arbeitsort für die Beschäftigten sicherer ist.«

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