300 Besucher genießen in Herford die „Wege durch das Land“
„Rede an die Musik“ im Alten Güterbahnhof
Herford (WB). Das Literatur- und Musikfestival „Wege durch das Land“ hat am Freitag mit dem Programm „Musik, du Augenblick“ Station im Alten Güterbahnhof gemacht.
Vor mit 300 Besuchern ausverkauftem Haus stellte Bernadette La Hengst ihre von Musik geprägte Lebensreise vor. In einer „Rede an die Musik” erzählte die gebürtige Bad Salzuflerin davon, wie sie Musik als Mittel zum Ausdruck politischer und gesellschaftskritischer Haltung nutze, „sich in ihr verliert“ und die schönsten Momente erlebe, „wenn ich mit einem wildfremden Menschen aus einem anderen Land ein Lied zusammen schreibe. Dann habe ich das Gefühl, dass wir alle nicht so weit voneinander entfernt sind, wie die Rassisten uns ständig einreden wollen.“
Akkorde geschrubbt
Eingeflochten in ihren Vortrag waren Songs, eigene und die von Weggefährten. Ganz unprätentiös steht La Hengst gemeinsam mit Nick Nuttal und Claudia Wiedemer auf der Bühne, schrubbt die Akkorde auf ihrer feuerroten Gitarre als gäbe es kein morgen. „Es ging mir nie darum, perfekt zu sein. Die Musik sollte intuitiv geschehen“, lautete La Hengsts Bekenntnis zur Authentizität.
Heute macht sie sich in Projekten für den Klimaschutz, für Frauen, gegen Fremdenfeindlichkeit, für Solidarität und für ein Grundeinkommen stark. „Wenn ich nicht dauernd von einem Projekt zum nächsten rennen muss, sondern mir mehr Zeit lassen kann, wird meine Kunst nachhaltiger“, sagt sie. Mit Bezug auf Corona heißt das für die 53-Jährige: „Wir müssen diese Krise als Chance begreifen und über ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle diskutieren anstatt kurzfristige Finanzspritzen und Kredite zu vergeben.“
Lesung von Ulrike Folkerts
Stimmungswechsel: „Schlagzeug ist sicherlich das älteste Instrument der Welt und deshalb auch in allen Ländern in unterschiedlichsten Ausführungen zu finden“, leitete das Ensemble „Elbtonal” sein Konzert ein.
Viel gereist ist das Quartett, um sich Inspiration zu holen, beispielsweise auf die japanische Insel Sado, wo man die aus einem ausgehöhltem Baumstamm bestehenden Taiko-Trommeln spielt. „Dazu gehören auch ausladende Bewegungen und Rufe und Schreie, eben all das, was man in Europa erfolgreich aus der Kammermusik verbannt hat“, witzelte das Quartett. Die Musik des Ensembles ist geprägt von unglaublicher Klangvielfalt, reicht vom zisseligen Glöckchenklingeln zum wummernden Paukenschlag.
Eingebettet in das Percussionkonzert war die Lesung der Schauspielerin Ulrike Folkerts, bekannt als Tatort-Kommissarin Lena Odenthal, aus der Kurzgeschichte „Japan erreichen“ (2012) der Literatur-Nobelpreisträgerin Alice Munro.
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