Ein Insider meint zu wissen, warum H&M und der Immobilieneigentümer nicht zueinander finden
Spielt der Bilanzwert eine Rolle?
Herford (WB). Der Rückzug von H&M Ende 2021 vom Gehrenberg sorgt für lebhafte Diskussionen unter Einzelhändlern und Kunden. Was sind die Hintergründe für das angekündigte Aus nach dann mehr als 22 Jahren?
H&M macht den Zustand der Immobilie dafür verantwortlich . Details nennt die schwedische Textilkette nicht, auch nicht zur Umsatzentwicklung in Herford. Der Hauseigentümer, ein großer Münchener Immobilienfonds, äußerte sich am Donnerstag ebenfalls nicht. Die Frage, warum trotz offenkundiger Mängel etwa an Belüftung, Klimaanlage, zeitweilig defekter Rolltreppe, Aufzug oder Sprinkleranlage nicht in das seit September 1999 an H&M vermietete Haus investiert wird, bleibt unbeantwortet. Recherchen des HK legen allerdings nahe, dass hierbei der Bilanzwert der Immobilie eine nicht unerhebliche Rolle spielen könnte.
Nach Informationen dieser Zeitung zahlt H&M eine Monatsmiete in Höhe von mehr als 30.000 Euro für die nach Unternehmensangaben 1700 Quadratmeter große Filiale. Grundlage sei ein seit langem laufender Vertrag, den H&M nun offenbar auslaufen lassen wolle. „Für einen solch hohen Mietzins bekommt man die Immobilie derzeit gar nicht mehr vermietet“, sagt ein Insider dem HK. Für den Wert der Immobilie im Portfolio des Fonds sei die Miethöhe entscheidend. Da spiele häufig ein zeitweiliger Leerstand keine Rolle.
Umzug in Altstadt-Center erwogen
Bei einer Neuvermietung zu einem geringeren Mietzins sinke jedoch der Bilanzwert des Hauses. „Und das könnte zu unangenehmen Nachfragen von Anlegern gegenüber dem Fonds führen. Das ist halt etwas anderes, als wenn das Haus Eigentum eines Privatmannes wäre.“ Laut dem Insider würden die Sanierungskosten am Gehrenberg in die Millionen gehen.
Wie berichtet, will H&M nach eigener Angabe grundsätzlich in Herford bleiben. Eine andere Immobilie zu finden, sei aber nahezu unmöglich. „Die bräuchten eigentlich 2000 Quadratmeter. So etwas gibt es hier nicht“, sagt der Branchenkenner. Der Filialist hatte nach HK-Informationen einen Einzug in das im März 2018 eröffnete Altstadt-Center erwogen. Ein unterschriftsreifer Vertrag habe vorgelegen. Weil H&M die Laufzeit allerdings kurzfristig von zehn auf drei Jahre habe senken wollen, sei es nicht zur Unterzeichnung gekommen.
Für die Innenstadt würde ein Weggang von H&M erhebliche Folgen haben. Arne Zietzschmann vom Maklerbüro Lührmann aus Osnabrück, das auf die Vermittlung von Geschäftsimmobilien spezialisiert ist, bezeichnet den Rückzug als „Desaster für die Herforder Innenstadt“. Er sei an vielen Vermietungen und Verkäufen von Einzelhandelsimmobilien in der City beteiligt gewesen. „Herford liegt mir am Herzen.“ Deshalb habe ihn die Nachricht auch betroffen gemacht. „Das wäre ein ganz herber Verlust, zumal die städtische Wirtschaftsförderung mit Blick auf den Einzelhandel einen beispielhaft guten Job macht.“
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