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Klinikbetten-Hersteller streicht Stellen in Herford – Aufgaben werden teilweise nach Polen ausgelagert

Stiegelmeyer baut 70 Arbeitsplätze ab

Herford (WB)

Die Stiegelmeyer-Gruppe will sich modernisieren und umstrukturieren. Im Zuge dessen werden Stellen am Stammsitz in Herford und im thüringischen Nordhausen gestrichen. In Herford fallen 70 Arbeitsplätze weg.

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Als Grund für die Stellenstreichungen führt das Unternehmen Stiegelmeyer Kapazitätsabbau in den deutschen Krankenhäusern an. Foto: Stephan Rechlin

Als Grund für die unternehmerische Entscheidung führt der Klinikbetten-Hersteller den Kapazitätsabbau in den deutschen Krankenhäusern an. „Um als führender Hersteller weiterhin erfolgreich den Markt mitzugestalten, sind Modernisierungen und Umstrukturierungen in der Produktion und im Produktportfolio notwendig. Darüber haben wir heute die Mitarbeiter informiert“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Georgios Kampisiulis Kemmler.

Zwar sollen die die Standorte Herford und Nordhausen „weiterhin eine Schlüsselrolle“ für das Unternehmen spielen: „Mit Änderungen in den Bettenmodellen, der Investition in neue Fertigungsanlagen und dem Aufbau eines zentralen Logistik-Hubs stehen gleich mehrere Veränderungen im Jahr 2021 auf der Agenda“, teilt Stiegelmeyer mit. Man werde in den kommenden drei Jahren etwa 20 Millionen Euro investieren, „davon etwa 12 Millionen an den beiden deutschen Produktionsstandorten“, so Georgios Kampisiulis Kemmler.

Arbeits- und kostenintensive Tätigkeiten sollen teilweise ins polnische Werk nach Stolno verlagert werden – mit der Folge, dass Stellen an den deutschen Standorten abgebaut werden. „Aber wir wollen dies als Chance nutzen, um mit Investitionen an beiden Standorten die Grundlage für nachhaltiges Wachstum zu schaffen“, erklärt Georgios Kampisiulis Kemmler.

Stiegelmeyer zählt zu den führenden Herstellen von Medizinprodukten und hat weltweit 1.200 Mitarbeiter – davon 570 in Deutschland. Die Unternehmensgruppe erzielte 2019 einen Umsatz von 162 Millionen Euro. Seit 2010 habe die Stiegelmeyer-Gruppe insgesamt 60 Millionen Euro in moderne Produktionsanlagen, Digitalisierung, Vertrieb sowie Konstruktion und Entwicklung investiert. Dennoch könne man sich der Marktentwicklung nicht entziehen: „Während sich die Lohnsteigerungen in der deutschen Metallindustrie seit 2010 auf plus 35 Prozent summieren, konnten die Marktpreise nicht erhöht werden“, teilt das Unternehmen mit.

Die Stiegelmeyer-Gruppe bezieht sich auf Zahlen des statistischen Bundesamtes. Demnach sei die Zahl der Krankenhäuser in Deutschland von 1991 bis 2018 von 2.411 auf 1.925 gesunken, womit sich auch die Bettenzahl um etwa ein Viertel auf knapp 500.000 verringert habe, so Georgios Kampisiulis Kemmler. „Wir gehen davon aus, dass sich der Krankenhausmarkt in Deutschland trotz kurzfristiger Einmal-Effekte durch Corona weiterhin konsolidieren wird und in Zukunft der Bedarf an Krankenhausbetten weiter sinken wird.“ Zahlreiche Wettbewerber produzierten zudem bereits mehrheitlich in Niedriglohnländern und erhöhten damit den Preisdruck.

Zukünftig wolle man sich in der Herforder Bettenmontage auf eine feste Kapazität von etwa 150 Premium-Betten pro Woche konzentrieren. Die „saisonal stark schwankenden Auftragsspitzen“ solle in Zukunft das Werk in Stolno übernehmen. Außerdem soll die Nachttischmontage im Jahr 2021 dorthin verlagert werden. In der Vorfertigung, dem Werkzeugbau, dem Lager und der Konstruktion in Herford werde es deshalb Anpassungen geben. „Leider müssen wir in Herford 70 von 400 Arbeitsplätzen abbauen oder nicht mehr neu besetzen. In Nordhausen werden 18 von 120 Arbeitsplätzen entfallen. Wir haben heute die Mitarbeiter und die Betriebsräte informiert und beginnen mit den Verhandlungen über Interessenausgleiche und Sozialpläne“, teilt die Geschäftsführung mit.

Mit dem Aufbau des Logistik-Hubs könnten gut 20 Arbeitsplätze erhalten oder neu geschaffen werden. Aber, so Georgios Kampisiulis Kemmler: „Es wird betriebsbedingte Kündigungen in Herford und Nordhausen geben.“

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