Schüsse aufs Bordell: Landgericht verurteilt Rentner (64) zu viereinhalb Jahren Haft
„Verbrechen aus Leidenschaft“
Herford (WB)
Für ihn war es Liebe, für die Prostituierte nur eine Geschäftsbeziehung: Aus Eifersucht und Frust schoss der 64 Jahre alte Rentner deshalb Ende 2018 auf die „Moonlight“-Bar.
Weil er im folgenden März auch noch versuchte, Feuer am Haus der Rumänin zu legen, hat das Landgericht Bielefeld den Detmolder am Montag zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt – wegen versuchten Mordes, versuchter Brandstiftung, Nötigung und Sachbeschädigung.
„Es waren Verbrechen aus Leidenschaft“, fasste es Georg Zimmermann, Vorsitzender Richter der 1. Großen Strafkammer, zusammen. Der ehemalige Kraftfahrer und Nebenerwerbslandwirt habe eine besondere Zuneigung zu einer rumänischen Prostituierten im Herforder Bordell entwickelt. „Er sprach sogar von späterer Heirat.“ Davon wollte die heute 49-Jährige aber nichts wissen. Der Detmolder war so besitzergreifend, dass er die Frau in Bünde in einem Haus wohnen ließ, dass offenbar seinen Söhnen gehörte, er sich aber als Vermieter ausgab. „Eine wesentliche Gegenleistung für die Wohnung war Sex“, erläuterte Zimmermann. Der Rentner sei dort ein und aus gegangen, habe über einen eigenen Schlüssel verfügt.
Von seiner kranken Frau entfremdet – mittlerweile sind sie geschieden –, wurde er Stammgast im „Moonlight“. Als er im Dezember 2018 erfuhr, dass sich „seine“ Prostituierte angeblich mit drei Freiern in einem Zimmer aufhalte, rastete er aus und erhielt Hausverbot. An diesem Tag konnte ihn die Rumänin noch einmal beruhigen. In seinem Auto sah sie zwei Gewehre, die sie heimliche mit dem Handy fotografierte – wichtige Indizien im Prozess.
Am Morgen des 30. Dezember 2018 schoss er dann mit Schrotmunition aus einem Drilling von der Lübbecker Straße aus auf das Bordell, es blieb bei Sachschaden. Einen Tag später zielte er mit durchschlagskräftigerer Kleinkalibermunition auf das Nebengebäude, in dem zwölf bis 15 Bardamen schliefen. Eine Kugel zischte durch ein Fenster in Kopfhöhe über ein Bett, in dem eine Prostituierte lag, und blieb im Türrahmen stecken. Sein Kleinkalibergewehr, die mutmaßliche Tatwaffe, wurde später zufällig in einem Teich in Detmold-Barkhausen gefunden. Ein weiteres Indiz: Nach den Schüssen aufs Bordell hatte er der Rumänin gestanden, die Waffe in einen Teich geworfen zu haben.
Zudem war der Detmolder eifersüchtig auf den jungen Mann, der mit der Rumänin in Bünde wohnte. Er hielt ihn für ihren Zuhälter, tatsächlich war er ihr Halbbruder. Zunächst wollte er nur ihn aus der Wohnung drängen, letztlich dann beide. Deshalb legte er Feuer in einer Garage am Haus, das die Feuerwehr schnell löschen konnte. Aufgrund des Alters des Angeklagten blieb das Gericht im unteren Bereich des Strafmaßes. Die Anklage hatte acht Jahre gefordert, Verteidiger Martin Rother einen Freispruch. Er kündigte einen Revisionsantrag beim BGH an.
Der Haftbefehl gegen den Rentner bleibt wegen Fluchtgefahr in Kraft.
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