Veterinäramt Herford schließt wegen hygienischer Mängel vorübergehend Brauhaus-Küche
»Wir haben aus den Fehlern gelernt«
Herford (WB). Das Veterinäramt hat den Betrieb im Brauhaus zum goldenen Handwerk in Herford am Montag gestoppt. 24 Stunden später – das Restaurant wurde in der Zwischenzeit gründlich gereinigt – durften wieder Speisen serviert werden.
Dr. Reinhard Zwingelberg, Chef der Lebensmittelüberwachung des Kreises Herford, sagt: »Nach einer Bürgerbeschwerde haben wir eine so genannte Anlasskontrolle durchgeführt und dabei massive hygienische Mängel festgestellt.« Details wollte Zwingelberg nicht nennen.
Dieser Zeitung liegt ein Foto vor, das haufenweise benutzte Teller, Tassen und Besteck zeigt, die im Hinterhof des Restaurants abgestellt sind. Restaurantchef Rainer Hunstiger sagt, diese Aufnahme sei mehrere Wochen alt. »In den ersten 14 Tagen hatten wir noch keine Spülstraße. Da wussten wir nicht, wohin mit dem Geschirr.«
Der 54-Jährige erklärt den Grund für die Schließung der Küche so: »Wir hatten einen Rohrbruch. Die Küche stand mehrere Zentimeter unter Wasser. Auf dem Boden lagerte verbotenerweise eine rote Kiste mit frischem Schweinefleisch. Auch in diese Kiste ist das Wasser geflossen. Das geht natürlich gar nicht.« Hunstiger sagt, er könne den Schritt der Lebensmittelüberwacher nachvollziehen. »Ich hätte genauso gehandelt.«
Die Kontrolleure kamen am Montag zu dem Schluss, dass in dieser Küche ab sofort nichts mehr produziert werden dürfe, wie Zwingelberg erläutert. Der Brauhaus-Betreiber machte seinen Laden daraufhin dicht. »Dann haben wir die gesamte Küche ausgebaut und sauber gemacht«, erklärt der 54-Jährige.
Küchenchef fristlos entlassen
Kommentar
Hygiene ist in der Gastronomie alles: Daher blieb den Kontrolleuren keine andere Wahl, als die Küche zu schließen. So unprofessionell die Lagerung der Lebensmittel auf dem Fußboden war, so professionell war die Reaktion. Innerhalb eines Tages waren die Missstände beseitigt.
Und nicht nur das: Restaurantchef Rainer Hunstiger sieht die Fehler ein, hat sich entschuldigt und personelle Konsequenzen gezogen. Das Team hat eine zweite Chance verdient.
Klar ist aber: Noch einmal darf es für das Veterinäramt keinen Grund für Beanstandungen geben. Sonst hat das Brauhaus jegliche Glaubwürdigkeit verspielt. Moritz Winde
Rainer Hunstiger bedauert die Missstände. Er sagt, er sei in der vergangenen Woche beim Libori-Fest in Paderborn – dort hat er einen zweiten Laden – extrem eingespannt gewesen. In Herford habe sein Küchenchef das Sagen gehabt – und von diesem sei er maßlos enttäuscht worden. »Dem habe ich fristlos gekündigt. Ich kann ja nicht überall sein und hatte mich auf ihn verlassen.«
Dr. Reinhard Zwingelberg lobt die schnelle Beseitigung der Mängel: »Bei der Nachkontrolle am nächsten Tag hatten wir nichts mehr zu beanstanden. Da war alles picobello.« Nach Auskunft von Zwingelberg werden von den 4500 gastronomischen Betrieben im Kreis Herford jedes Jahr im Durchschnitt etwa 15 wegen hygienischer Mängel gesperrt.
Der Geschäftsführer des Restaurants muss nun mit einem Bußgeld rechnen – und damit, dass das Veterinäramt schon bald wieder auf der Matte stehen wird. »Kein Problem. Wir haben nichts zu verbergen«, sagt Hunstiger, der das Brauhaus erst Mitte Juni in der Radewig eröffnet hatte: »Ich habe aus den Fehlern gelernt.«
Des Öfteren sollen sich in den vergangenen Wochen Nachbarn über die hygienische Handhabung im Brauhaus bei den Behörden beschwert haben. Auf der Facebook-Seite berichten Gäste von überfordertem Personal. Ein Anlieger erzählt im Gespräch mit dieser Zeitung: »Ich habe hier in der letzten Zeit verstärkt Ratten beobachtet.«
Altes Dohm-Hotel eine »Kloake«
Herfords Ordnungsamtschef Lothar Sobek sagt, es gebe zwar keine eigenständige Rattenproblematik am Gänsemarkt. Die verstärkte Präsenz der Nager hänge aber offensichtlich mit der falschen Lagerung der Speisereste zusammen. »Wenn die Lebensmittel zukünftig ordentlich gelagert werden, dürfte sich auch das Rattenproblem erledigt haben.«
Hans Koch von der Interessengemeinschaft Radewig verweist mit Blick auf die Ratten auf das angrenzende alte Dohm-Hotel, das er als »Kloake« bezeichnet und das seit Jahren vor sich hingammelt. »Die Zustände sind unhaltbar. Überall liegt Müll. Dort leben viele Ratten. Die Tiere kommen natürlich auch zu uns rüber auf den Gänsemarkt.« Koch fordert von der Stadt, in dieser Sache aktiv zu werden.
Auch Dr. Peter Böhm ist das Dohm-Hotel ein Dorn im Auge. Der Chef des Bauamts spricht von einem Schandfleck. Um diesen so schnell wie möglich zu beseitigen, habe die Verwaltung Interesse, die Immobilien zu kaufen. »Wir sind mit dem Eigentümer in Kontakt. Vielleicht können wir auch einen Investor vermitteln. Wir wollen auf jeden Fall, dass es endlich vorangeht.« Böhm sagt, er glaube nicht, dass der Denkmalschutz neuen Plänen im Wege stehe. Offenbar liegen aber die Preisvorstellungen auseinander.