Leitung und Eltern äußern sich zu flexiblen Abholzeiten
»Die OGS ist mehr als nur Beaufsichtigung«
Hiddenhausen (WB). Im Flur duftet es nach frisch gebackenen Waffeln, die letzten Vorbereitungen für die große »OGS sucht den Superstar«-Show laufen. Hausaufgaben sind abgehakt, einige Kinder zieht es zum Spielen nach draußen, andere werden gerade von ihren Eltern abgeholt.
In der Offenen Ganztagsbetreuung (OGS) an der Paul-Maar-Grundschule, Standort Oetinghausen, herrscht geordneter Trubel. Umfangreich ist das Alltagsgeschäft der neun Erzieherinnen, einer Hauswirtschaftskraft und einer Kraft im freiwilligen sozialen Jahr (FSJ). Man möchte Kindern und Eltern gleichermaßen gerecht werden. Per Erlass sind kürzlich die möglichen Abholzeiten auf 15 Uhr vorverlegt worden. Vielen Eltern ist das aber noch nicht flexibel genug. Die Offene Ganztagsschule bietet mittlerweile 100 der 116 Schüler des Standortes eine Betreuung von 6.45 bis 7.45 und nach dem Unterricht bis 16.15 Uhr.
»Die OGS obliegt einer gewissen Verbindlichkeit«
»Das allein ist in Zeiten des Fachkräftemangels schon eine Herausforderung«, betont Doris Rickert, Koordinatorin der Ganztagsbetreuung der Arbeiterwohlfahrt, die Träger der OGS ist. Die Mitarbeiter sind motiviert, ein qualitativ hochwertiges Betreuungsangebot vorzuhalten. »Wir haben einen Bildungsanspruch und sehen uns nicht als reine Beaufsichtigungseinrichtung. Deshalb ist es unbefriedigend, wenn Kinder nicht verbindlich an den gewählten Angeboten teilnehmen«, erläutert OGS-Leiterin Kerstin Jierchoff. Die OGS sei zwar ein außerunterrichtliches, jedoch kein außerschulisches Bildungsangebot und obläge einer gewissen Verbindlichkeit, meint auch Schulamtsleiter Uwe Schröder. Würde die Abholzeit noch flexibler gestaltet, werde Organisatorisches zum Kerngeschäft.
Dabei passiert so viel im Offenen Ganztag. »Wir veranstalten Kinderkonferenzen, die Partizipation und Demokratie vermitteln. Unsere Angebote fördern die Kreativität und die Entwicklung sozialer Kompetenzen«, zählt Jierchoff auf. Kooperationen mit Vereinen ermöglichten verschiedene Sportangebote. Arbeitsgemeinschaften wie Schach, Theater, Tanzen, Trommeln und Trompeten kämen den Neigungen und Talenten der Schüler entgegen.
Eine breite Palette kultureller Bildung
Das entzerre zum einen den familiären »Freizeitstress«, zum anderen werde für Chancengleichheit unter Kindern verschiedener sozialer Hintergründe gesorgt. »Dem Ganztag geht es darum, möglichst vielen Kindern eine breite Palette kultureller Bildung zu bieten«, bringt es Rickert auf den Punkt.
Weiterer wesentlicher Baustein der OGS-Arbeit: die Hausaufgabenbetreuung. Der Meinung ist auch Alexandra Söhnchen, die ihre Tochter im Offenen Ganztag stets gut aufgehoben weiß: »Die Hausaufgabenbetreuung ist eine Bereicherung, die uns zuhause viel Stresspotential nimmt.« Den Eindruck, die Abholregelung beschneide die familiäre Freiheit, hat sie nicht: »Ich kann auf die Zuverlässigkeit bauen, habe aber die Flexibilität, mein Kind nach Absprache bei besonderen Terminen eher abzuholen.« Am Nachmittag, so habe sie das Gefühl, wachse die Schulgemeinschaft durch das jahrgangsübergreifende Miteinander stärker zusammen. Es würden Verabredungen getroffen und die Selbstständigkeit der Kinder gestärkt.
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