In Eilshausen startet das Projekt »Verkehrszähmer«
Sicher zu Fuß zur Schule
Hiddenhausen (WB). Vor Schulbeginn bricht rund um die Grundschule Eilshausen regelmäßig das Verkehrschaos aus. Um dies zu ändern und Kinder dazu zu bringen, zu Fuß zur Schule zu gehen, hat der Schulausschuss am Dienstag den Startschuss für das Projekt »Verkehrszähmer« gegeben.
Die Verkehrssicherheitsberaterin der Kreispolizei, Jennifer Landwehrmeyer, stellte den Politikern das vom Land geförderte Programm vor. Es basiert auf einem Belohnungssystem. Kinder, die zu Fuß gehen, eine Warnweste oder einen Leuchtkragen tragen und eine Geschichte zum Thema Schulweg mitbringen, erhalten dafür jeweils einen Stern. »Bei einer bestimmten Anzahl von Sternen gibt es für die ganze Klasse eine Belohnung, zum Beispiel hausaufgabenfrei«, erklärt sie.
Bring- und Holzonen
Man gehe davon aus, dass es bis zu einer Strecke von 750 Metern zumutbar ist, dass ein Kind den Schulweg zu Fuß zurücklegt. »Für alle, die weiter weg wohnen, wollen wir Bring- und Holzonen einrichten«, so die Polizistin. In Eilshausen hat sie drei Zonen ausgeguckt, die im Tempo-30-Bereich liegen und genug Parkraum bieten: an Bruchstraße, Stettiner und Meierstraße. Sie liegen 250 bis 500 Meter von der Schule entfernt. Die Wege von dort zur Schule wird sie mit den Kindern einüben.
Die Eltern werden an einem Info-Abend über das Programm »Verkehrszähmer« informiert. Den Kindern wird es anhand einer Drachen-Geschichte im Unterricht vermittelt. Das Material erhalten die Lehrer über das Zukunftsnetz Mobilität NRW. »In der Geschichte ist das Auto der Drache, der gezähmt werden soll, indem er in der Garage bleibt«, so Landwehrmeyer. Dazu gibt es einen Song, geschrieben von der Musikerin und Lehrerin Sandra Faryn aus Lippinghausen.
Frische Luft
»Mir als Polizistin geht es hauptsächlich darum, dass die Kinder mehr zu Fuß gehen und dadurch sichere Verkehrsteilnehmer werden«, erklärte Landwehrmeyer. »Nur wer Erfahrungen im Straßenverkehr sammelt, lernt auch Gefahren und Geschwindigkeiten einzuschätzen.« Zudem hätten Erfahrungsberichte aus anderen Kommunen gezeigt, dass die Kinder viel wacher sind, wenn sie in der Schule ankommen. »Sie haben sich bereits an der frischen Luft bewegt und die ersten Neuigkeiten mit ihren Schulkameraden ausgetauscht«, so die Beraterin. Die Schulen selbst seien natürlich froh über den Effekt, dass sich das Chaos vor ihren Türen lichtet.
Das sieht auch Paul-Maar-Schulleiterin Claudia Gelke so. Sie erklärte im Ausschuss, dass sie es – nach mehreren erfolglosen Versuchen, die Eltern zu sensibilisieren – sehr begrüßen würde, wenn die Schule am Projekt »Verkehrszähmer« teilnehmen könne. Den Start plant Landwehrmeyer für den Sommer. Der Ausschuss stimmte dem Projekt – nach Bustedt das zweite seiner Art im Kreisgebiet – einstimmig zu. Um die Anschaffung von Warnwesten und die Beschilderung der Bringzonen soll sich die Verwaltung kümmern.
Kommentar
Wer Kinder hat, kennt das Problem: 20 Minuten vor Unterrichtsbeginn sind die Straßen rund um die Grundschulen verstopft.Zur Sicherheit (oder eher aus eigener Faulheit?) bringen einige Eltern die Kinder möglichst bis vor das Klassenzimmer – allen Halteverboten zum Trotz. Dass damit wieder andere Kinder gefährdet werden, die versuchen, zu Fuß zur Schule zu kommen, daran denken diese Mütter und Väter nicht. Sie sind selbst Grund für das Chaos, vor dem sie ihre Kinder schützen wollen. Daher ist die Initiative »Verkehrszähmer« sehr zu begrüßen. Wie sich anderenorts gezeigt hat, profitieren alle davon: Kinder, Eltern, Lehrer und Anwohner. Und wer trotz der Vorbereitung im Unterricht, der Warnwesten und Schilder noch Angst um sein Kind hat, kann es ja bis zur Schule begleiten – zu Fuß, versteht sich. Ruth Matthes
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