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Prognose zeigt jedoch differenziertes Bild: Mangel in Herford, Überschuss in Vlotho

Tausende Wohnungen werden fehlen

Herford (WB).Im Kreis Herford werden im Jahr 2039 etwa 3800 Wohnungen fehlen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die der Kreis Herford in Auftrag gegeben hat. Dabei ist der Bedarf jedoch unterschiedlich: Während in Herford eine rein rechnerische Unterdeckung von fast 4000 Wohneinheiten zu erwarten ist, gibt es in Vlotho 1280 Wohnungen zu viel.

Bernd Bexte

In Herford fehlt Wohnraum, hier ehemalige Britenhäuser an der Adlerstraße/Habichtsweg. Vor allem der Bestand an Sozialwohnungen wird laut der Studie in den nächsten Jahren spürbar kleiner, weil die Belegungsbindung nach 25 Jahren ausläuft. „Da müssen wir dringend aktiv werden“, sagt Kathrin Kokerbeck vom Kreis. Foto: Bexte

Selbst der Trend zu immer mehr Single-Haushalten und der Abriss alter Häuser könne den Bevölkerungsverlust (minus 19 Prozent) dort nicht ausgleichen, bilanziert das Forschungs- und Beratungsbüro InWis aus Bochum, das im Auftrag des Kreises erstmalig eine solche Studie erstellt hat. Der Kreis will diese zum Ausgangpunkt für einen mit den Kommunen zu erstellenden „Masterplan Wohnen“ nehmen.

„Der wird herausfordernd wegen der zum Teil völlig unterschiedlichen Ausgangslage in den Kommunen“, sagt Kathrin Kokerbeck, Abteilungsleiterin Sozialplanung beim Kreis. Das fängt bei der unterschiedlichen Bevölkerungsprognose an, geht über die soziale Schichtung bis hin zur Strahlkraft des Oberzentrums Bielefeld, die vor allem den Wohnungsmarkt in Herford und Enger, zuletzt auch in Spenge beeinflusst.

So weichen laut Studie vor allem wegen der stark gestiegenen Mieten und Kaufpreise für Wohneigentum Familien von Bielefeld in diese südlich gelegenen Kommune im Kreis aus. Andererseits ziehen junge Menschen, die erstmals alleine wohnen, verstärkt nach Bielefeld.

Die Ausgangslage

Der Wohnungsbestand ist durch Ein- und Zweifamilienhäuser geprägt, mit Ausnahme in Herford. Hier ist der Anteil der Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern mit 53 Prozent am höchsten, ebenso der Anteil an öffentlich-geförderten Mietwohnungen (Sozialwohnungen) mit 16,5 Prozent. Hingegen ist die Eigentümerquote in den ländlichen Kommunen besonders stark. Auch der Anteil einkommensschwacher Haushalte ist in Herford mit gut 23 Prozent am höchsten, in Spenge mit 13 Prozent am geringsten (Kreisdurchschnitt 18 Prozent).

Die Prognose

Trotz Bevölkerungsrückgangs (minus 2,7 Prozent) bleibt laut Studie die Zahl der Haushalte bis 2039 kreisweit mit 118.000 fast unverändert – weil immer mehr Menschen alleine wohnen. Allerdings ist die Entwicklung verschieden: Steigt laut Prognose der nicht gedeckte Wohnungsbedarf in Herford rein rechnerisch bis 2039 auf 3980, in Enger auf 1080 Wohnungen, in Bünde auf 440 und in Hiddenhausen auf 130, so wächst in Vlotho der Überhang auf 1280, in Kirchlengern auf 450, in Löhne auf 378, in Spenge auf 160 in Rödinghausen auf 70.

Dennoch: „Moderne Wohnungen zu akzeptablen Preisen sind in allen Kommunen gefragt“, heißt es in der Studie. Dies betreffe alle Wohnungsgrößen, insbesondere den Geschosswohnungsbau. „Trotz der unterschiedlichen Situationen fehlen in allen Kommunen kleine, preisgünstige und moderne Wohnungen“, sagt Kokerbeck. Ebenso sei der Bedarf an altersgerechten, barrierearmen Wohnformen hoch.

Ein weiteres Problem ist das Fehlen moderner Wohnungen für Einkommensschwache. Frei finanzierte Neubauten und preisgünstiges Wohnen schlössen sich jedoch aus. Ein Neubau könne aber „Umzugsketten in Gang setzen“, schreiben die Studienautoren. Um im sozialen Wohnungsbau die eh schon geringe Versorgungsquote gegenüber dem Status quo zu halten, müsste gebaut werden. Aktuell liegt die Quote zwischen 37 Prozent in Herford und knapp 10 in Rödinghausen und Spenge. Die Zahl der Sozialwohnungen werde jedoch erheblich sinken, weil die Belegungsbindung nach 25 Jahren ausläuft.

Die Konsequenzen

Die Städte sollen ihre Baulandpolitik gezielt steuern. Laut Modellrechnung kann der Wohnungsbedarf in allen Kommunen durch vorhandene Flächen gedeckt werden. Ausnahme ist Herford. Hier werden weitere 66,5 Hektar Bauland benötigt. Auch der Soziale Wohnungsbau kann zur Lösung beitragen. Der Kreis verweist aktuell auf verbesserte Förderbedingungen des Landes. „Wir werden jetzt zeitnah mit den Kommunen die Arbeit am ‚Masterplan Wohnen im Kreis Herford‘ beginnen“, kündigt Kokerbeck an.

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