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Nitratbelastung im Kreis Herford ist doch nicht so hoch – Landwirte erleichtert, aber auch verärgert über NRW-Landwirtschaftsministerium

Und plötzlich ist die Karte wieder weiß

Herford (WB)

Anfang des Jahres waren große Teile der Landwirtschaftsflächen im Kreis Herford noch nitratbelastet, jetzt ist davon nichts mehr zu sehen.

Bernd Bexte

Die jetzt vom Ministerium aktualisierte Karte zeigt lediglich kleine Flächen im Bereich Vlotho-Exter mit einer zu hohen Nitratbelastung. Hier darf nur eingeschränkt gedüngt werden. Foto: Lanuv

Dieses Bild vermitteln zumindest die Karten, die das NRW-Umwelt- und Landwirtschaftsministerium Anfang des Jahres und am Mittwoch veröffentlicht hat. Ursache ist jedoch nicht eine wundersame Bodenrenaturierung, sondern lediglich die Einarbeitung neuer Daten in die Kartierung. Für die heimischen Landwirte hat dies eine immense Bedeutung. Denn die Düngung mit Stickstoff – zum großen Teil geschieht dies mit Gülle – ist in den rot markierten Gebieten nur noch eingeschränkt möglich.

Die neue Düngeordnung gibt dies so vor. R­ot bedeutet: hohe Belastung des Grundwassers mit stickstoffhaltigem Nitrat. Dazu muss an einer Messstelle der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter überschritten sein. Ist dies der Fall, gelten restriktive Dünge­regeln, entsprechend geringer ist der Ernteertrag. „Jetzt gibt es nur noch ganz kleine Flächen in Vlotho-Exter, für die das gilt“, sagt Kreislandwirt Hermann Dedert aus Hiddenhausen, der die aktualisierte Karte mit Genugtuung aufgenommen hat. „Denndie erste Fassungwar für uns schon ein echtes Ärgernis. Dabei wussten wir von Anfang an, dass die Situation ganz anders ist, als dort dargestellt.“

Was ist der Grund für die plötzliche Veränderung? „Insbesondere die Berücksichtigung der zwischenzeitlich von der Landwirtschaftskammer übermittelten Daten des neuen Nährstoffberichts haben zu einer weiteren Reduzierung der Gebietskulisse geführt“, teilt das Ministerium mit.

Was das bedeutet, erläutert Dedert: „Jeder Landwirt erstellt für seine Flächen eine Nährstoffbilanz, stellt darin gegenüber, wie viel Stickstoff als Dünger ausgebracht und mit der Ernte in Form von Proteinen im Getreide wieder vom Feld geholt wird.“ Je geringer die Differenz, je geringer die Nitratbelastung. „Der aktuelle Nährstoffbericht lag zum Jahreswechsel aber noch nicht vor. Seitdem gilt jedoch die neue Düngeverordnung und dafür musste mit einer Karte eine Grundlage geschaffen werden“, sagt Dedert.

Trotz der Entwarnung seien die Landwirte sauer: „Dieses ganze Theater um angeblich großräumige Nitratbelastung war sehr unbefriedigend. Das hätten wir uns alles sparen können, wenn das Ministerium zu Jahresbeginn mit der Kartierung nicht so offensiv an die Öffentlichkeit gegangen wäre.“ Denn dass die Einstufung weiter Teile des Kreises Herford nicht stimmen konnte, sei vor Ort allen klar gewesen. Selbst in der seit langem etablierten Kooperation Landwirtschaft-Wasserwirtschaft im Kreis Herford sei von einer solch hohen Belastung nie die Rede gewesen. Dabei hatte das Ministerium zu Jahresbeginn angekündigt, dass sich an den Karten bis zum Beginn der Düngesaison „nicht mehr viel ändern“ werde.

NRW-weit verringert sich die als nitratbelastet ausgewiesene Fläche durch die Neukartierung von 350.000 auf 165.000 Hektar – elf Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche.

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