Wie die Pandemie die Arbeit von Coach Kerstin Leyendecker verändert hat
Vom Sinn in der Krise
Hiddenhausen (WB). In diesem Jahr ist auch für sie alles anders: Kerstin Leyendecker ist Kommunikations- und Betriebspsychologin, Coach und Begleitung für besondere Anlässe. Mit dieser Zeitung hat sie über die Entwicklungen in ihrer Branche und ihre Gedanken zur aktuellen Situation gesprochen.
Nur drei freie Trauungen hat die Rednerin aus Lippinghausen in diesem Jahr durchgeführt. Stattdessen spielen die Themen Trauer und Verlust eine größere Rolle in ihrem beruflichen Alltag. „Darunter fallen natürlich auch die Trauer darüber, Menschen nicht mehr regelmäßig sehen zu können und der Verlust des Arbeitsplatzes“, berichtet Leyendecker.
„Meist sind die Gespräche tiefer“
„Es ist trotzdem nicht so, dass es in meiner Arbeit nur um Corona oder die Trauer an sich geht. Meist gehen die Gespräche viel tiefer.“ Für sie sei es wichtig, Menschen „da abzuholen, wo sie gerade stehen“. „Unsere Gesellschaft war es zuletzt gewohnt, alles selbst bestimmen zu können. Aber es gibt Dinge, die nicht veränderbar sind“, erklärt die 43-Jährige: „In solchen Situationen fühlen wir uns schnell ausgeliefert. Der richtige Weg ist, sie zu akzeptieren und aus ihnen heraus Lösungen zu finden.“ Bei ihrem Coaching und der Trauerbegleitung gehe es darum, Menschen zu helfen, sich zu „sortieren“ und neue Perspektiven zu eröffnen.
Erkenne auch positive Entwicklungen
Obwohl sich Leyendecker nun vermehrt mit traurigen Themen auseinandersetzen muss, bereite das ihrem emotionalen Gleichgewicht keine Schwierigkeiten. „Bei meiner Tätigkeit spüre ich das Leben mit all seinen Facetten und das empfinde ich als unglaublich sinnstiftend.“ Aus den aktuellen Situation erkenne sie auch positive Entwicklungen: „Ich habe den Eindruck, dass die Menschen sensibler für die eigenen Gefühle sind und mehr bei sich sind.“ Trotzdem erlebe sie bei vielen noch immer eine Hemmschwelle, sich Unterstützung zu suchen.
Oft helfen Kleinigkeiten
Oft könne schon eine Kleinigkeit dabei helfen, besser mit einer Situation umzugehen. „Es braucht nicht immer einen Besuch, um sich nah zu sein“, sagt die Lippinghauserin. Wer einen Angehörigen im Altenheim hat, könne versuchen, den Wegfall eines persönlichen Besuches mit einem Brief zu überbrücken. Gerade die Alten- und Pflegeheime sieht sie aktuell vor neue Herausforderungen gestellt: „Das Personal muss auf einer viel engeren Ebene für die Bewohner da sein.“
Ein weiteres Feld, in dem das Know-How ihrer Branche verstärkt gebraucht werde, sei die Unterstützung von Arbeitgebern. Sie müssten jetzt häufiger Personal entlassen oder in die Kurzarbeit schicken und wüssten nicht, wie sie damit umgehen sollten. Hinzu komme das Thema Führen auf Distanz, das durch das Homeoffice wichtiger werde.
Leyendecker selbst musste auch umdenken und sich mit dem Online-Coaching auseinandersetzen: „Es ist nicht optimal, aber eine Alternative.“ Der persönliche Kontakt sei jedoch unersetzbar. Sie hofft, den engen Austausch mit den Menschen trotz Abstandsgebot aufrecht erhalten zu können.
Trauerseminar auf Abstand
Für das Wochenende 13. bis 15. November plant Kerstin Leyendecker ein Seminar zum Thema „Zeit für deine Trauer“ im Hotel Wiehen-Therme in Hüllhorst, das mit bis zu zehn Personen stattfinden soll, sofern es die Corona-Lage zulässt. „Normalerweise gehört es bei solchen Seminaren dazu, sich in den Arm zu nehmen. Nun werden wir eben mehr sprechen, um eine andere Art der Wärme zu erzeugen“, erklärt die Kommunikationspsychologin. Wer Interesse hat oder weitere Informationen benötigt kann sich unter folgender Mail-Adresse melden:
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