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Johan Dang spricht mit Vertretern der Kindergärten und predigt im Gottesdienst

Indischer Bischof besucht Rödinghausen und Löhne

Rödinghausen/Löhne

Ostwestfalen hat aktuell Besuch von einem indischen Bischof: Vom 2. bis zum 12. Februar reist Johan Dang von Detmold bis nach Bielefeld, besucht Gemeinden und Einrichtungen und predigt im Gottesdienst. Vom 10. bis 12. Februar wird er in Rödinghausen und Löhne zu Gast sein.

Junge Menschen lernen in der Pracharak-Ausbildung in Govindpur, die Bibel zu interpretieren. Johan Dang leitete die Ausbildungsstätte lange Jahre selbst.  Foto: Gossner Mission

Johan Dang ist leitender Bischof der indischen Gossner Kirche und hat bei seinem OWL-Besuch ein volles Programm. Bei seinem Aufenthalt in Rödinghausen und Löhne wird er den Gossner-Kindergarten in Westkilver besuchen, das Gespräch mit Vertretern des Kindergarten-Pools im Kirchenkreis Herford suchen und schließlich am Sonntag beim Gottesdienst in der Bartholomäuskirche in Rödinghausen predigen. Am Gottesdienst dort und dem anschließenden Kirchcafé wird auch Superintendent Dr. Olaf Reinmuth teilnehmen.

Seit 2016 leitet Bischof Johan Dang die Ev.-Lutherische Gossner Kirche in Indien. Geboren in einem kleinen Dorf im Bundesstaat Odisha und aus einer armen Familie stammend, war der Weg an die Spitze seiner Kirche für ihn nicht leicht. Immerhin: „Als ich geboren wurde, war Sambalpur bereits ein weithin christliches Dorf“, berichtet er. „Es gab eine Kirchengemeinde, zu der sich beinah alle Familien bekannten.“

Das war vor allem seinem Vater zu verdanken. Mansid Dang war Evangelist. Als er kurz nach dem Zweiten Weltkrieg – entsandt von seiner Kirche – nach Sambalpur kam, gab es dort noch keine Christen. Während der Arbeit auf den Feldern, bei der gemeinsamen Ernte, sprach Vater Dang mit den Menschen, erzählte von seinem Glauben. Und schon bald ließen sich die ersten fünf Familien taufen. Anschließend bauten sie zusammen die Dorfkirche auf.

Seit 2016 leitender Bischof

Johan Dang hörte seinen Vater täglich predigen – und sah ihn zugleich schwer arbeiten. Er beschloss, in seine Fußstapfen zu treten. Ein Studium jedoch kam zunächst aus finanziellen Gründen nicht in Frage. Stattdessen stand die Pracharak-Ausbildung in Govindpur an: In dieser kirchlichen Ausbildungsstätte lernen junge Menschen, die Bibel zu interpretieren – und zugleich mehr über Gemüseanbau und Felderwirtschaft.

Johan Dang ist leitender Bischof der indischen Gossner Kirche Johan Dang ist leitender Bischof der indischen Gossner Kirche und aktuell zu Besuch in Ostwestfalen. Foto:

Später konnte Johan Dang dann doch noch das Theologische College in Ranchi besuchen. Er wurde Pfarrer, leitete lange selbst die Pracharak-Ausbildungsstätte in Govindpur, wurde zum Bischof der Südwest-Diözese gewählt und schließlich 2016 zum leitenden Bischof der Gossner Kirche.

Kirche finanziert sich durch Spenden

Eine der größten Herausforderungen für seine Kirche liegt in Dangs Augen beim Thema Finanzen: In Indien gibt es keine Kirchensteuer. Die Kirche ist auf freiwillige Gaben der Mitglieder angewiesen. Diese aber sind größtenteils Adivasi, das heißt, sie gehören zur indigenen Bevölkerung; viele sind arme Bauern. Nur eine Minderheit, etwa ein Drittel, kann sich eine gute Ausbildung leisten.

Johan Dang

Als weiteren Punkt benennt Dang die Migration der jungen Menschen in die Großstädte. „Unsere Kirche wächst, das ist sehr positiv“, betont er. „Aber wir erreichen die jungen Leute immer weniger. Das ist in Indien nicht anders als in Deutschland. Deshalb legen wir besonderes Augenmerk auf die Sonntagsschulen. Hier lernen die Kinder Glauben und Kirche früh kennen und bleiben in Kontakt, wenn sie älter werden. Denn wir wollen sie auch erreichen, wenn sie wegen guter Jobs wegziehen; nach Mumbai, Chennai oder Delhi. Wir gründen in diesen Städten neue Gemeinden, um unseren Leuten dort eine Art Heimat zu bieten.“

Gossner Kirche baut ein Krankenhaus

Bei den Menschen sein: Das ist für den Bischof grundsätzlich eine wichtige Aufgabe seiner Kirche. Seit ihrer Gründung 1919 unterhält die Gossner Kirche Schulen und Colleges, sie baut Gesundheitsstationen, initiiert Dorfentwicklungsprojekte. Und hat gerade ein neues Projekt angestoßen, das dem Bischof sehr wichtig ist: den Neubau eines Krankenhauses in Ranchi. „Als indigene Kirche setzen wir uns für die Rechte und das Wohlergehen der Menschen ein. Das war schon immer so. Und wird auch so bleiben.“

Die indische Gossner Kirche, heute die zweitgrößte lutherische Kirche Indiens, ist aus dem Wirken der Gossner-Missionare hervorgegangen, die 1845 erstmals in den Nordosten Indiens kamen. Seit dieser Zeit bereits besteht eine enge Verbindung zu Gemeinden und Menschen in Ostwestfalen. Vertieft und intensiviert wird diese immer wieder durch gegenseitige Besuche; auch der Austausch von jungen Freiwilligen trägt zur Verbundenheit bei.

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