Nachwuchs in den Elseauen: Wildkamera der Biostation dokumentiert Familienzuwachs
Biber Rasputin ist nicht mehr allein
Kirchlengern (WB)
Es war eine Sensation: Im Februar 2015 gelang der Biologischen Station Ravensberg der eindeutige filmische Beweis für die Anwesenheit eines Bibers an der Else – mitten im Naturschutzgebiet. Bei einem Wettbewerb wurde auch ein Name für den männlichen Biber gefunden: Rasputin. Über die Jahre führte Rasputin aber ein Leben als Single. Das scheint sich nun geändert zu haben, wie die Biostation, die ihren Sitz in Stift Quernheim hat, berichtet.
Die Biostation verfolgt das Treiben von Rasputin in den Elseauen mit Wildkameras. „Nach fünf Jahren hat das Singledasein von Rasputin ein Ende gefunden“, freut sich Klaus Nottmeyer, Leiter der Biostation. Anhand der Wildkameras konnte im vergangenen Oktober nachgewiesen werden, dass sich ein zweiter Biber in den Elseauen heimisch fühlt. „Sie sehen sich sehr ähnlich. Der Neue ist aber deutlich kleiner, deshalb sind wir davon ausgegangen, dass es sich beim zweiten Tier um ein Weibchen handeln könnte.“ Eine Vermutung, die relativ schnell bestätigt wurde. Aufnahmen der Wildkamera aus dem November zeigten nämlich zwei munter umherspringende Baby-Biber. „Die hüpfen absolut agil herum, fast so, als hätte sich hier ein Biber mit einem Känguru gekreuzt. Der alte Biber ist dagegen sehr behäbig, läuft ganz langsam, die Kleinen wirken sehr dynamisch“, beschreibt Nottmeyer seinen Eindruck. Ob es sich bei den beiden um den Nachwuchs von Rasputin handelt, könne er nicht sagen. „Entweder war das Weibchen schon trächtig oder sie haben sich gepaart.“
Und woher kommt Frau Biber nun? „Dort, wo die Werre in die Weser mündet, gibt es bereits eine Biberfamilie. Es ist denkbar, dass der Nachwuchs dem Lauf der Werre folgte und Richtung Westen zur Else gewandert ist.“ Ein Biber sei beispielsweise schon von einem Angler in der Aa in Herford gesichtet und gefilmt worden.
Biber sind bekannt dafür, dass sie Burgen und Dämme bauen. Muss nun damit gerechnet werden, dass in der Else ein Staudamm entsteht? „Biber bauen zwar meistens Burgen. In diesen Erdbauen, deren Eingang meist unter Wasser liegt, befindet sich der Wohnraum unter der Erdoberfläche im Ufer. Einen Damm bauen sie aber nicht unbedingt. Wenn das Wasser tief genug ist – und das ist bei der Else in diesem Bereich der Fall – besteht aus Sicht des Bibers keine Notwendigkeit. Wo Gewässer flach sind, staut der Biber sie auf. Dadurch werden die Zugänge zu den Burgen sicherer, die den Biber vor Fressfeinden schützen“, informiert der Leiter der Biostation. Generell würde der etwa drei Kilometer lange Else-Abschnitt, in dem die Biber und ihr Nachwuchs leben, ausreichend Raum bieten. „Dort gibt es viele Bereiche, in denen über Jahrzehnte Gehölz gewachsen ist. Das ist so ein Durcheinander, dass man gar nicht sieht, wo sich die Biberburg befinden könnte. Dort kann er mit seiner Familie leben, ohne groß etwas anzurichten. Interessant wird es allerdings, wenn die Jungtiere eigene Familien gründen“, sagt Nottmeyer.
Biber hätten nicht so viele natürliche Feinde. „Es handelt sich um große, starke Tiere, die wehrhaft sind. Hinzu kommt, dass sie scheu und nachtaktiv sind – eine Anpassung an die Verfolgung durch den Menschen“, so der Biologe. Im Wasser seien sie zudem sehr sicher.
Sie bevorzugten einen abwechslungsreichen Speiseplan – dazu gehörten auch Obst von Bäumen und Gemüse aus Gärten, sofern diese in der Nähe seien. Dorthin würden sie sich aber nur begeben, wenn sie sich sicher fühlten. „In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, wo es reichlich Biber gibt, entfernen sie sich mehrere hundert Meter vom Wasser, um auf Nahrungssuche zu gehen. Dort haben sie manchmal aber einen natürlichen Fressfeind – den Wolf.“In solchen Fällen würde der Biber sich streng ans Gewässer halten. Eine ähnliche Situation entstehe, wenn Hunde frei laufen würden. „Das passiert im Naturschutzgebiet Elseaue leider immer wieder, obwohl es streng verboten ist. Ich vermute, dass das dazu geführt hat, dass der Biber bislang von keinem Spaziergänger gesichtet, sondern nur durch die Wildkameras dokumentiert wurde.“
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