Gemeinde Kirchlengern erhält 177.300 Euro an NRW-Fördermitteln für Abrissprojekt
Hotel Pöhl ist bald Geschichte
Kirchlengern (WB)
Direkt neben der Kirche, in Sichtweite des Rathauses – eine bessere Lage kann es in Kirchlengern kaum geben. Und trotzdem ist das Gebäude, das sich auf diesem Grundstück befindet, vielen Ratsmitgliedern und auch der Verwaltung ein Dorn im Auge. Die Rede ist vom ehemaligen Hotel Pöhl an der Lübbecker Straße. Doch die Tage dieses maroden Gebäudes sind gezählt. Das teilte der zuständige Fachbereichsleiter Karl-Heinz Saße während der jüngsten Ratssitzung mit.
Der Hotelbetrieb ist schon seit Jahren eingestellt. Und auch im dazugehörigen Kinosaal ist der letzte Film gefühlt vor einem halben Jahrhundert gezeigt worden. Zum Schluss befand sich hier ein „Euromarkt“, der für russische und türkische Spezialitäten warb. Daran erinnert nur noch die Außenwerbung.
2011 hat die Gemeinde die Immobilie und das etwa 1600 Quadratmeter große Grundstück erworben. Grund: Die Verwaltung betrachtet das Areal als wesentlich für die Ortskerngestaltung. Im Hauptgebäude wurden zwischenzeitlich Wasser und Heizung abgeklemmt. Aktuell genutzt wird das Wohnhaus auf der Rückseite – und zwar als Übergangswohnheim für Flüchtlinge.
Der ganze Gebäudekomplex wirkt heruntergekommen, ist wahrlich kein Aushängeschild für die Gemeinde. Da wundert es nicht, dass FDP-Ratsherr Michael Blöbaum schon vor Monaten den Antrag stellte, das Ganze mit Bauzäunen und einer bedruckten Bauzaunpläne zu kaschieren.
Ein Antrag, der problemlos eine Mehrheit fand. Verärgert über den Gebäudekomplex und seine Außenwirkung sind auch die Sozialdemokraten. „Selbst wenn es noch ein paar Jahre dauert, bis sich der Ortskern gestalterisch in einem neuen Gesicht zeigt, so muss es doch möglich sein, das Erscheinungsbild mit relativ einfachen Mitteln so zu verbessern, dass man sich nicht schämen muss, durch Kirchlengern zu fahren“, sagte SPD-Fraktionschef Oliver Lüking mit Blick auf die gemeindeeigene Immobilie und den angrenzenden Markt.
Dieser Wunsch dürfte nun schneller in Erfüllung gehen als von vielen erwartet. Fachbereichsleiter Karl-Heinz Saße studierte nämlich gründlich ein Förderprogramm, das das Land NRW zur Stärkung der Innenstädte aufgelegt hatte. Dort wurden Fördermittel für den Abriss von Gebäuden in Aussicht gestellt. „Wir haben einen Versuchsballon gestartet – und es hat funktioniert“, erzählt Saße. In seinem Antrag mussten natürlich die voraussichtlichen Kosten für den Abriss angegeben werden. „Ich habe den Maximalwert angegeben.“ Vor wenigen Tagen flatterte dann der Förderbescheid auf den Tisch von Saße – 177.300 Euro will das Land dazugeben, das sind 90 Prozent der Kosten.
Bereits in der Vergangenheit habe die Gemeindeverwaltung versucht, einen Investor für das ehemalige Hotel zu finden. Allerdings erfolglos. „Gedacht wurde dabei immer an eine gewerbliche Nutzung – Einzelhandel im Erdgeschoss, darüber ein Wohngeschoss“, so Saße. Ein derart altes Gebäude berge aber etliche Unsicherheitsfaktoren. Das habe potenzielle Investoren – auch mit Blick auf mögliche Abrisskosten – wahrscheinlich abgeschreckt. Wenn das Hotel erst einmal abgerissen sei, werde es der Gemeinde leichter fallen, das Grundstück zu vermarkten, ist sich Saße sicher. Die Ausschreibung für den Abriss solle jedenfalls Anfang des nächsten Jahres erfolgen – „sobald der neue Haushalt rechtskräftig ist.“
Asylbewerber, die noch in dem Gebäude wohnen würden, würde die Gemeinde dann in Quernheim unterbringen.
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