Feuerwehrmuseum in Häver nutzt Corona bedingte Schließung zur Erweiterung der Sammlung
Kellerfund bereichert historische Helmsammlung
Kirchlengern (WB)
Auf den ersten Blick wirkt es nicht sonderlich spektakulär: ein etwa 30 Zentimeter langes Stück Schlauch aus Leder. Mit einem Alter von 212 Jahren ist es aber eine absolute Rarität. Zu sehen ist es im Feuerwehrmuseum Kirchlengern-Häver – wenn das denn mal wieder öffnen darf.
Bei dem Lederschlauch handelt es sich um eines von etlichen Ausstellungsstücken, die Museumsleiter Hans Kleemeier im vergangenen Jahr der umfangreichen Sammlung hat hinzufügen können. Manche von ihnen kann man durchaus als Kuriosität bezeichnen. Zum Beispiel eine „Krückenspritze“ aus der Zeit um 1800. Die packte man sich in der Tat wie eine Krücke unter den rechten Arm, steckte Metallröhren am anderen Ende in ein Behältnis mit Wasser und fing mit der linken Hand an, kräftig zu pumpen.
Da wirkt der Tragkraftspritzen-Anhänger, den die Feuerwehr Xanten dem Museum seit dem vergangenen Jahr als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt, doch schon anders. Die 1937 gebaute Motorkraftspritze DKW 900 war bis in die 1960er Jahre fester Bestandteil der Brandbekämpfer in Xanten. Anfangs von kräftigen Männern gezogen, wurde sie später an motorisierte Einsatzfahrzeuge gehängt. Während der letzten Jahre wurden damit fast nur vollgelaufene Keller leer gepumpt.
Historische Feuerwehrhelme zeigt das Museum viele. Besonders stolz ist Kleemeier aber auf einen Neuzugang aus der Nachbarstadt Bünde. Gefunden wurde der an einem Ort, wo man es kaum erwartet hätte: im Keller der hauptamtlichen Feuerwehrwache Köln. „Dort wurde eine ganze Sammlung aufgelöst – die stapelten sich dort.“ Ein Freund habe den Bünder Helm zufällig gesehen und mitgebracht. Wahrscheinlich stamme er aus der Zeit um 1900 herum. Es sei das einzige Stück aus dieser Zeit, von dem er wisse.
Corona bedingt habe das Museum mehrere Monate schließen müssen. In der übrigen Zeit jedoch konnte man eine erfreuliche Zahl an Besuchern begrüßen. „Größere Gruppen waren aber die Ausnahme. Man spürt, dass die Menschen Angst haben, sich mit Corona anzustecken“, gibt Kleemeier seinen Eindruck wieder. Und noch etwas ist ihm aufgefallen: „Die Leute haben einfach den Drang, mal rauszukommen“ Sehr viele seien mit dem Fahrrad angereist, darunter sogar eine Gruppe aus Melle-Buer.
Die Zeit während der Schließung sei unter anderem dazu genutzt worden, um einiges, was bislang im Archiv verwahrt wurde, in der Ausstellung unterzubringen. Und für verschiedene Themenräume habe man sich neue Konzepte überlegt.
Es gibt jedoch auch Entwicklungen, die Sorgen bereiten. Bärbel Kleemeier, die sich ebenso wie ihr Ehemann schon seit vielen Jahren für das Museum engagiert, nennt hier an erster Stelle die sinkende Zahl an Mitgliedern im Förderverein. „Uns fehlen aktuell viele der alten Handwerker: Maler, Tischler, Zimmerleute und Gärtner“, sagt Hans Kleemeier. Und Bärbel Kleemeier ergänzt: „Es müssen ja nicht nur alte Fahrzeuge gewartet werden. Ich sage immer, das hier ist wie ein großer Haushalt, der in Schuss gehalten werden muss.“
Ein anderes Problem sind Langfinger. So ist aus dem Nachbau eines Luftschutzraumes ein Verbandskasten aus dem Zweiten Weltkrieg gestohlen worden. „Der wurde durch ein Fenster nach draußen gereicht. Das fiel mir am nächsten Tag auf, weil ein Ausstellungsstück nicht mehr an seinem gewohnten Platz stand“, erzählt Hans Kleemeier. Aber auch Scheibenwischer und Außenspiegel der Oldtimer, die zum Bestand des Museums gehören, ließen Diebe mitgehen. „Das sind alles Teile, die heutzutage gar nicht hergestellt werden und dementsprechend auf Fachbörsen für viel Geld gekauft werden müssen.“
Das Ehepaar hofft nun, dass in einigen Monaten die Coronakrise überwunden sein wird. Denn dann kann man Freunden der Feuerwehrgeschichte wieder die mehr als 10.000 Ausstellungsstücke zeigen, die im Lauf der letzten Jahrzehnte zusammengetragen wurden.
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