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Riffeln, Rösten, Brechen oder Hecheln

Kreisgeschichtsfest in Kirchlengern: Besucher können mit Flachs arbeiten

Bünde

Riffeln, Rösten, Brechen oder Hecheln sind einige Arbeitsschritte auf dem Weg vom Flachs zum Leinen. Beim Kreisgeschichtsfest am 29. und 30. April in Stift Quernheim bietet Sonja Voss vom Museum der Stadt der Löhne den Besuchenden die Möglichkeit, die alten Tätigkeiten auszuprobieren.

Die Flachsbearbeitung können Besucher des Kreisgeschichtsfests in Kirchlengern ausprobieren. Die vorbereiteten Flachsfasern wurden einst durch die Hechel, eine Art grober Eisenbürste gezogen. Am Ende blieb lange Fasern übrig, die dann weiterverarbeitet wurden.

„Die Region war lange als Linnenländle oder Leinenland bekannt“, sagt Voss. Auf vielen Äckern wurde Flachs angebaut, Rohmaterial für die Leinenherstellung. Die erfolgte in mehreren Schritten vom Riffeln bis zum Hecheln und Haspeln. Zu Beginn werden die Flachsstengel durch ein Riffeleisen gezogen und so Samenkapseln und Stängel getrennt.

Die Kapseln wurden zur Ölproduktion genutzt oder als Samen für die Wiederaussaat aufgehoben. Die Stängel wurden in eine Wassergrube (Rötekuhle“) gelegt („geröstet“) oder auf dem Feld mit Hilfe des Taus geröstet, um den Zusammenhalt von Holz und Bastschicht aufzulösen, und anschließend getrocknet. Dann wurden sie durch eine Flachsbreche gezogen, die mechanisch die hölzernen Teile brach und löste.

Gäste können beim Geschichtsfest selbst Flachsfasern durch eine Hechel ziehen. Foto:

Nachdem weitere Holzteile durch das Schwingen entfernt wurden, folgte das Hecheln. Der geschwungene Flachs wurde dabei durch die Hechel, eine Art grober Eisenbürste, gezogen. Am Ende blieben wertvoller Langfaserflachs und weniger wertvolle kurze Fasern übrig. Der Langfaserflachs wurde zu einer Art Zöpfen geflochten und konnte dann zu Garn gesponnen und schließlich zu Stoff verwebt werden.

Was die Industrialisierung veränderte

„Während Aussaat, Ernte und Rösten im Sommer stattfinden mussten, waren Brechen, Hecheln und folgende Arbeitsschritte Tätigkeiten, die im Winter oft von der gesamten Familie ausgeführt wurden, um der Landbevölkerung ein kleines Zusatzeinkommen zu sichern“, sagte Voss. Erst die Industrialisierung veränderte das. Plötzlich gab es mechanische Hecheleien, Spinnereien und Webereien.

Sonja Voss vom Museum der Stadt Löhne zeigt, wie die Flachsbreche funktioniert. Ausprobieren ist beim Geschichtsfest erlaubt. Foto:

Da die kleinen Leinengarnproduzenten damit nicht konkurrieren konnten, fiel das Einkommen vieler Familien aus. Erst mit dem Einzug der Zigarrenindustrie gab es wieder neue Einkunftsmöglichkeiten auf dem Land. Einige Arbeitsschritte der Flachsverarbeitung können beim Geschichtsfest ausprobiert werden und vermitteln einen Eindruck davon, wie mühselig die Leinenproduktion war. Das aus Flachsfäden hergestellte Leinen wurde je nach Güte für Kleidung, Bett- oder Tischwäsche und Anderes verwendet.

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