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Gescheiterter Raub in Kirchlengern: Gefasster Lübbecker (36) wird vernommen – Wie entkam der zweite Täter? – mit Video

Penny-Überfall: Notruf kam aus dem Supermarkt

Kirchlengern/Lübbecke (WB). Zu dem Überfall auf den Penny-Markt in Kirchlengern (Kreis Herford) sind neue Details bekannt geworden: So soll die Polizei durch einen aus dem Discounter abgesetzten Notruf auf die gefährliche Lage aufmerksam geworden sein.

Daniel Salmon und Christian Müller

Etwa bis 3 Uhr am Mittwochmorgen waren Ermittler der Polizei am Supermarkt vor Ort und sicherten Spuren des Überfalls. Ein Verdächtiger (36) war von den Beamten gefasst worden. Foto: Christian Müller

Mittwochmorgen, 9.30 Uhr: In dem Supermarkt an der Elsestraße erinnert nichts mehr an die dramatischen Ereignisse aus der vorangegangenen Nacht. Der Boden ist frisch gebohnert, einige wenige Kunden befüllen ihre Einkaufswagen, ein Mitarbeiter zeichnet Waren aus. „Der Betrieb muss ja weiterlaufen“, sagt die Kassiererin und zuckt mit den Schultern.

Wenige Stunden zuvor war der Discounter in der 16.000-Einwohner-Gemeinde Schauplatz eines Verbrechens geworden. Gegen 20.50 Uhr hatte die Polizei Wind von dem Überfall bekommen. „Aus dem Penny-Markt wurde ein Notruf abgesetzt“, sagt Simone Lah-Schnier, Pressesprecherin der Herforder Kreispolizeibehörde. Zum Zeitpunkt des Überfalls befanden sich nach Informationen der Behörde zwei Angestellte und drei Kunden in dem Gebäude. Diese wurden von zwei maskierten Männern bedroht und gezwungen, sich auf den Boden zu legen. Das kriminelle Duo soll mit einer Axt und einem Schlagwerkzeug – möglicherweise einem Baseballschläger – bewaffnet gewesen sein.

SEK angefordert

Da nicht klar war, ob es sich um eine Geiselnahme handeln könnte, rückte ein Großaufgebot der Polizei nach Südlengern aus. Einheiten aus mehreren Kommunen und Landkreisen wurden in der Elsegemeinde zusammengezogen. Der Bereich um den Penny-Markt wurde großräumig abgeriegelt, mehrere Straßensperren wurden errichtet. Ein Spezialeinsatzkommando wurde an den Tatort beordert.

Auch den unmittelbaren Anliegern blieb das Einsatzgeschehen in der Nachbarschaft nicht verborgen. In örtlichen Facebook-Gruppen wurde der Blaulicht-Vorfall und der mögliche Grund für den Großeinsatz schnell Gesprächsthema Nummer Eins.

Fluchtfahrzeug gefunden

Als die Polizisten den Discounter umstellten, konnte eine der Angestellten aus dem Gebäude fliehen. Auch einer der Täter flüchtete zunächst. Die Beamten vor Ort forderten daraufhin Luftunterstützung an, ein Polizeihelikopter kreiste kurz darauf über der Einsatzstelle. Eine Maßnahme, die sich lohnen sollte.

Der mit Suchscheinwerfern und einer Wärmebildkamera ausgestattete Helikopter führte die Beamten auf die Spur des Flüchtigen, Handschellen klickten. „Der 36-Jährige aus Lübbecke konnte in unmittelbarer Nähe des Supermarktes festgenommen werden“, so Simone Lah-Schnier. Auch das Fluchtfahrzeug des Räuber-Duos konnte ermittelt werden: Eine silberne Mercedes-A-Klasse, die auf dem Penny-Gelände abgestellt war.

Wie entkam der zweite Täter?

Weil nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich der zweite Täter – möglicherweise mit Geiseln – im Gebäude verschanzt hatte, stürmten die SEK-Beamten den Supermarkt, durchkämmten zudem das umliegende Gelände. In dem Geschäft stießen die Polizisten aber nur auf die drei Kunden und die Supermarkt-Mitarbeiterin. Sie hatten sich in den Räumen versteckt gehalten. „Alle waren unverletzt. Sie standen aber unter Schock“, so Polizeisprecherin Lah-Schnier. Den weiteren Räuber fanden die Spezialkräfte nicht: Er konnte unerkannt aus der Penny-Filiale flüchten. Dafür wurde im Supermarkt ein Rucksack entdeckt, in dem das Täterduo augenscheinlich seine Beute verstaut hatte.

„Wie der zweite Täter entkommen konnte, wissen wir noch nicht“, erklärt die Behördensprecherin. Die weitere Fahndung nach dem vermutlich mit einem Schlagwerkzeug – es könnte sich laut Polizei um einen Baseballschläger handeln – bewaffneten Täter verlief ergebnislos. Die Personenbeschreibung zu dem Mann fällt derzeit recht dürftig aus. Bekannt ist nur, dass er von kräftiger Statur sein soll.

Ermittlungen dauern an

Die befreiten Kunden und Penny-Mitarbeiter wurden nach dem Vorfall zunächst psychologisch betreut. Ihre Aussagen wurden am Mittwoch von der Herforder Kripo aufgenommen, die mittlerweile wieder die Ermittlungen in der Sache übernommen hat. Auch mögliche Aufnahmen von Überwachungskameras sollen ausgewertet werden.

Der geschnappte Verdächtige kam nach der Tat zunächst in Polizeigewahrsam. Er sollte am Mittwoch noch verhört werden. Zudem war geplant, ihn zeitnah einem Haftrichter vorzuführen. Die Ermittlungen zum genauen Tathergang dauern an.

Während die von der Polizei als Unterstützung angeforderten Einheiten der Feuerwehr und des Rettungsdienstes bereits ab 1 Uhr wieder abrücken konnte, liefen am unmittelbaren Tatort noch die Ermittlungsarbeiten, Spuren wurden gesichert. Etwa gegen 3 Uhr am Mittwochmorgen wurde der Supermarkt von den Beamten wieder freigegeben, berichtet Polizeisprecherin Lah-Schnier.

Wenige Stunden später öffnete die Penny-Filiale wieder für ihre Kunden.

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