Bahnunterführung Kirchlengern: Gemeinde sieht Straßen NRW und die Deutsche Bahn in der Pflicht
„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“
Kirchlengern (WB)
Er ist ein ständiges Ärgernis: der Bahnübergang in Kirchlengern. Seit Jahrzehnten versuchen Verwaltung und Lokalpolitik, eine Lösung für die Barriere zu finden, die Südlengern täglich für mehrere Stunden vom Ortskern Kirchlengern trennt. Und die Älteren erinnern sich sicherlich noch an die Zeiten, als es keine Ostumgehung gab und sich Blechlawinen im Ortskern bildeten.Bahnüberführung, Bahnunterführung – Hauptsache keine Schranken mehr, haben sich viele Kirchlengeraner in den vergangenen Jahren gesagt.
Inzwischen ist die Gemeindeverwaltung der Lösung so nahe gekommen wie noch nie. Dass eine Bahnunterführung gebaut wird, ist sicher. Am Zug sind jetzt die Deutsche Bahn AG und der Landesbetrieb Straßen NRW. Deren Juristen nehmen derzeit die Feinabstimmungen bei der Planungsvereinbarungen vor, sagt Bürgermeister Rüdiger Meier. Für die Gemeindeverwaltung bedeutet das vor allem eins: Abwarten. Eine höchst unbefriedigende Situation, wie Meier zugibt.
Ohne die Vorleistungen der Verwaltung wäre eine greifbare Realisierung der Unterführung immer noch nicht in Sicht. „Das Thema begleitet mich, seitdem ich im Amt bin“, sagt Meier.
Anfangs habe er mit stetig wechselnden Ansprechpartnern zu tun gehabt. Der ehemalige heimische Bundestagsabgeordnete Dr. Reinhard Göhner habe 2007 ein Gespräch mit Hartmut Mehdorn, damals Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, vermittelt. „Das war sehr ernüchternd“, erinnert sich Meier. Man habe dafür keine Kapazitäten frei, um die Vorplanung zu machen, habe er zu hören bekommen. „Und ohne Vorplanung kommt man nicht an die entsprechenden Finanzierungstöpfe.“
Meier habe daraufhin gefragt, wie es wäre, wenn die Gemeinde die Vorplanung übernehme? Dann komme die Gemeinde in die Finanzplanung, so die Antwort.
Schon im Sommer 2008 habe der Planungsausschuss einstimmig beschlossen, ein Ingenieurbüro mit einer Machbarkeitsstudie zu beauftragen. Nach deren Fertigstellung wurden im Juni 2009 die Varianten untersucht. Auch Fragen, mit welchen Verkehrsbelastungszahlen zu rechnen sei und ob es Wechselwirkungen zwischen der Entlastungsstraße Nordring und der Bahnunterführung gebe, hätten geklärt werden müssen.
Ganz wichtig aus Meiers Sicht: der rechtskräftige Planfeststellungsbeschluss für den Nordring. 2013 schließlich sei die konkrete Variantenuntersuchung an Bahn und Straßenuntersuchung gegangen. „Das hat uns 80.000 Euro gekostet – und damit ist noch kein Stein bewegt worden.“
Ganz zufrieden sei Straßen NRW damit nicht gewesen. Der Landesbetrieb erteilte nämlich den Auftrag für weitere Variantenuntersuchungen, die im Juni 2017 vorgestellt wurden. Nach der Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgte im Dezember ein einstimmiger Ratsbeschluss für eine Bahnunterführung, die im Bestand verläuft.
Das Jahr 2018 sei von Bahn und Straßen NRW genutzt worden, um sich alles noch einmal genau anzuschauen. Doch seitdem sei – abgesehen von Probebohrungen zur Sondierung des Untergrundes im Bereich der künftigen Bahnunterführung – nicht mehr wirklich etwas geschehen. Die für Ende August 2020 zugesagte Planungsvereinbarung zwischen der Deutschen Bahn AG und dem Landesbetrieb Straßenbau NRW liege jedenfalls noch nicht vor.
Meier hat durchaus Verständnis dafür, dass ein derartiges Projekt Zeit in Anspruch nimmt. „Das ist schon schwieriger, als ein Einfamilienhaus zu bauen. Jedes Zehntel Grad Querung zwischen Schienen und Straßen spart richtig Geld – das ist nicht so einfach.“
Die Gemeinde Kirchlengern habe aber ihre Hausaufgaben gemacht. „Als Feuerwehrmann sind mir diese Planungszeiträume ein Graus – da bin ich ein anderes Tempo gewöhnt“, sagt Meier in Anspielung darauf, dass er auch Leiter der Feuerwehr in Bünde ist.
Der beschrankte Bahnübergang sei für die Ortskernentwicklung jedenfalls ein absolutes Hindernis. „Für alle ist es nervig, ewig vor den Schranken zu stehen.“ Meiers Wunsch: dass die juristischen Feinabstimmungen zwischen Bahn und Straßen NRW endlich einen Abschluss finden. „Und ich hoffe, dass ich den ersten Spatenstich für die Bahnunterführung noch in meiner Amtszeit erlebe“, sagt der Bürgermeister.
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