Traditionshandwerk bei Reitsport Ottenhues in Löhne: Sattlerinnen sorgen für individuell angepasste Sättel und Reitstiefel
Damit es Pferd und Reiter(in) gut geht
Löhne
Ein individuell angepasster Sattel hält gewöhnlich ein Pferdeleben lang. Wenn er gut sein soll, wird er in der Regel nicht von der Stange gekauft. Wolfgang Wagner, Inhaber von Reitsport Ottenhues (vormals Rösler) in Löhne, bietet stattdessen mit seinen Mitarbeiterinnen Termine im Pferdestall an, wo der Rücken der Tiere exakt vermessen wird.
„Dadurch wird sichergestellt, dass sich das Gewicht des Reiters auf dem Pferderücken gut verteilt“, sagt Wagner. So könne das Pferd die Last gut tragen, und auch der Reiter oder die Reiterin habe es bequem.
Vor Ort im Ladengeschäft an der Königstraße 15b können dann die Daten des Pferdes auf einen sogenannten „Rückenabbilder“ übertragen werden, und dann wird der vorgefertigte Sattel umgearbeitet und für Pferd und Reiter „maßgeschneidert“. Das ist Handwerk pur, und deshalb beschäftigt Wagner neben der ehemaligen Eigentümerin, Sattlermeisterin Birgit Rösler, auch zwei erfahrene Sattlerinnen in der Werkstatt über dem Löhner Ladengeschäft: Jenny Kitzing ist seit 30 Jahren dabei, Nicole Wierczoch seit 25 Jahren. Er hat beide Mitarbeiterinnen übernommen, als er das Geschäft Anfang 2019 kaufte.
Neuanfertigungen kommen eher selten vor, individuelle Änderungen, Reparaturen und Kontrollen von Sätteln (oder auch Reitstiefeln) sind das tägliche Geschäft der beiden Mitarbeiterinnen, während der Verkauf in den Händen von Birgit Rösler liegt. Wagner betreibt noch zwei weitere Geschäfte: eine Niederlassung in Bissendorf und seinen Hauptsitz in Ibbenbüren, wo es ebenfalls eine Sattlerei gibt, in der sogar eine Auszubildende arbeitet.
Auch Birgit Rösler hat früher ausgebildet in einem Handwerk, das wie der Werkstoff Leder etwas in Vergessenheit geraten ist. Außer im Pferdesport, wo nach wie vor Sattler beschäftigt werden und in der Autoindustrie, bei Bahn und Flugzeugen für gehobene Ausstattungen. Zwar gebe es heutzutage auch Sättel aus Kunststoff, aber die Unterschiede sind deutlich: „Fühlen Sie mal“, sagt Wolfgang Wagner und lädt zum Berühren der zwischen acht und zehn Kilogramm schweren Ledersättel ein. Sie können zwischen 1200 und 4500 Euro kosten. Das Exemplar auf dem hölzernen Pferderücken im Ladengeschäft schimmert edel mit seinen Lackelementen. „Auch Strass ist möglich“, sagt Wolfgang Wagner und erinnert daran, dass Reitsportler zu 80 Prozent Frauen seien. Alle zwei bis drei Jahre muss dann ein Sattel kontrolliert werden, ob er noch richtig aufliegt – ein Pferdeleben lang.
Die Auswahl an Kleidung und Zubehör im vor zwei Jahren komplett renovierten Ladengeschäft ist groß. Zwar blieb die Verkaufsfläche unverändert, aber Beleuchtung und Fußboden sind neu. Wenn Pferdebesitzer in der Sattelabteilung beraten werden oder Kundinnen nach Reitmode suchen, sorgt Willy für Abwechslung. Er ist der Ladenhund, beschnuppert alle Kunden, lässt sich gerne streicheln und gehört Birgit Rösler.
Auch bei Reitsport Ottenhues ist zurzeit die Eingangstür verschlossen, das Ladengeschäft darf zu Lockdown-Zeiten nur für Reparaturen und Tierbedarf öffnen. Die Warenbereich für Kleidung ist abgesperrt. Nach Rücksprache dürfen Kunden aber Ware bestellen und zu Hause anprobieren.
Schon vor der Pandemie ging die Zahl der Reitsporthändler, die auch Service wie eine eigene Sattlerei anbieten, deutschlandweit zurück. Wolfgang Wagner hat da den Überblick, da er auch Aufsichtsratsmitglied des Einkaufsverbands „Euroriding“ ist. Das Interesse am Reiten ist nach Angaben von Wagner stabil, allerdings nehme die Zahl der Freizeitreiter im Vergleich zu den vereinsgebundenen Reitern zu. Darauf richte sich auch das Angebot des Geschäfts aus, weg vom Turniersport, hin zum Freizeitsport.
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