Gruselstündchen mit Krimiautorin Carla Berling im Alten Wartesaal des Löhner Bahnhofes
Im Alten Schlachthof geht der Killer um
Löhne (WB). Ein entstellter nackter Mann, angekettet an ein Gitter, tot. Im fiktiven Alten Schlachthof in Bad Oeynhausen ist ein grausiger Mord geschehen – zum Glück nur in der Phantasie: Krimiautorin Carla Berling (Peggy Wehmeier) hat am Freitag mit einer Lesung aus ihrem Roman »Tunnelspiel« den gut 120 Zuhörern reichlich Nervenkitzel beschert.
Sie ist inzwischen schon ganz routiniert in Sachen Mord, denn mehrere Bücher um die Reporter-Ermittlerin Ira Wittekind hat sie schon verfasst. Nach »Mordkapelle« war die Autorin jetzt mit dem dritten Band aus der Serie in ihrer »alten Heimat« zu Gast.
»Die Nachfrage war enorm«, freute sich Initiator Björn Schütte vom »Haus der Bücher«. Den Alten Wartesaal mit anspruchsvoller Kriminalliteratur zur Lesebühne zu machen, das hatte er sich vorgenommen. Und nach dem erfolgreichen Event mit Christiane Antons im März konnte er zum zweiten Mal vor ausverkauftem Saal einen großen Namen ankündigen: die Heyne-Autorin Carla Berling, die aus Bad Oeynhausen stammt.
Killerstories spielen in ostwestfälischer Heimat der Autorin
Ihre bizarren, aber immer auch humorvollen Killer-Stories verortet die Wahl-Kölnerin deshalb auch in ihre alte Heimat, nach Ostwestfalen. Da verwundert es nicht, dass der fiktive Alte Schlachthof aus Bad Oeynhausen zur Kulisse wird für einen Mordfall, den die gewiefte Reporterin Ira Wittekind aufklären will. Dabei gibt es reichlich Lokalkolorit: Die Präzision, mit der Berling einerseits das marode Gebäude, zum anderen die spießig-gepflegten Vorgärten der Nachbarschaft beschreibt, lassen aufhorchen: Kennt man die Ecke vielleicht?
Ein Auto mit Herforder Kennzeichen scheint in den Fall verwickelt, Straßennamen aus einem Bad Oeynhausener Stadtviertel tauchen auf, ostwestfälisch-dröger Humor schimmert zwischen den Zeilen durch. Berlings scharfer Blick für nuancenreiche Details und ihre minutiöse Beschreibung ziehen den Zuhörer in die Geschichte hinein: Schnell wird klar, welche Spur die Reporter-Ermittlerin Ira Wittekind verfolgen wird – aber können ihr zwei total gechillte Halbwüchsige mit ihrem gruseligen Fotomaterial tatsächlich weiterhelfen?
Bauernhof in Rehme steht Pate für Krimi-Setting
»Ira Wittekind ist Baujahr 1960, genau wie ich«, klärt die Autorin ihre Zuhörer auf. Das mache die Titelheldin für sie berechenbar: »Ich weiß, wie man drauf ist in dem Alter.« Überhaupt ist Carla Berling erfrischend ehrlich, wenn es darum geht, Personen und Handlungen zu verorten: »Warum das in Ostwestfalen spielt? Weil ich da ›wechkomme‹ – und sowas ›prächt‹«, sagt die Wahl-Kölnerin schmunzelnd. Ein Bauernhof in Rehme habe Pate gestanden für das Setting der Protagonisten, erzählt sie. Und auch die schrulligen alten Tanten, die in herzerfrischenden Nebenrollen dem Krimi seine humorvolle Note verleihen, werde sie »nich totgehen lassen«, verspricht die Autorin in unverwechselbarer Mundart.
Ob die Besucher im Alten Wartesaal des Löhner Bahnhofes an diesem Abend noch erfahren, warum der Tote 15 sonderbare Punkte auf dem Rücken trägt? »Etwas müssen Sie ja auch selber noch lesen«, wirft Berling den Zuhörern immer wieder augenzwinkernd zu, wenn sie Passagen überspringt und neu ansetzt.
Wer das noch am gleichen Abend tun wollte, hatte Gelegenheit, sich von der Autorin ein Buch signieren zu lassen. »Es kommt auf meinen Nachttisch – aber lesen werde ich es erst morgen«, verriet Besucherin Nadine Koczak, die die Lesung sehr genoss.
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