Stillstand in der Villa Mühlenbach in Löhne: Andreas Förster und Christian Bauer lassen die Puppen coronabedingt zum Jahreswechsel in der Kiste
„The show must go on“ – aber wann?
Löhne
Eigentlich wäre jetzt Hochsaison in der denkmalgeschützten Villa am Mennighüffener Mühlenbach. Das Weihnachtstheater „Die Geschenkemaschine“ für Kinder war schon in Planung, ist aber dem Veranstaltungsverbot zum Opfer gefallen.
Und um den Jahreswechsel lassen Andreas Förster und Christian Bauer sonst so richtig die Puppen tanzen – dank der „Cool Cats“ aus Köln mit ihrer Vintage-Revue. Doch dieses Jahr blieben die Scheinwerfer in der Veranstaltungsvilla weitgehend aus. „Wir halten trotzdem durch“, versichert Andreas Förster.
2016 ist der leidenschaftliche Puppenspieler vom Rhein an die Werre gezogen. Weil er sich in ein Haus verliebt hatte, das Löhne schon aufgegeben, dem er aber neues Leben eingehaucht hat: die alte Fabrikanten-Villa an der Lübbecker Straße. Andreas Förster und sein Partner Christian Bauer haben deren Charme aus den 1920er Jahren auferstehen lassen und dem Anwesen neuen Glanz verliehen: als attraktiven Spielort für Figurentheater und als Bühne für handverlesene Retro-Shows der Belle Epoque.
„Das alles ruht quasi seit März“, bedauert Andreas Förster. Mit dem Aufführungsverbot für zwölf ausverkaufte Kinderprogramme zu Ostern nahm die Tragik ihren Lauf. Auch „Rabe Socke“, das geplante Sommer-Programm für die Jüngsten, liegt auf Eis. „Bei den nur eingeschränkt möglichen Besucherzahlen und zugleich Eintrittspreisen von unter fünf Euro kann man nicht wirtschaftlich kalkulieren“, fasst Förster zusammen und hat selbst abgesetzt, was nicht ohnehin schon verboten war.
Doch nicht nur das Puppenspiel war betroffen, sondern vor allem die sonstigen Veranstaltungen. „Im März hatten wir noch zwei Trauungen, aber die Anwesenden waren da schon nur zu dritt: das Brautpaar und die Standesbeamtin“, blickt Förster zurück auf ein Angebot, das die Villa Mühlenbach weit über Löhne hinaus bekannt gemacht hat.
Denn im charmanten Ambiente des historischen Gebäudes wären Hochzeit und Feierlichkeit unter einem Dach möglich, bei gutem Wetter sogar im weitläufigen, parkähnlichen Garten. Doch zuletzt musste jedes Brautpaar, ordnungsgemäß versehen mit Mundschutz, die Räumlichkeit sofort nach der Trauung verlassen. „Selbstverständlich wurde auch der Kugelschreiber für die Unterschrift desinfiziert“, verweist Förster auf die Einhaltung der Corona-Schutzauflagen. Die wenigen Eheschließungen im Dezember seien zuletzt schon ein trauriger Anblick gewesen, fügt er hinzu.
Gibt es einen „Plan B“ für das Veranstaltungsduo? „Nicht wirklich“, räumt der freischaffende Künstler ein. Denn ein Video-Dreh von einem Theaterstück „sei bei weitem nicht dasselbe wie eine lebendige Aufführung“, steht für Andreas Förster fest. Zwar fertigt er als Auftragsarbeit gelegentlich Handpuppen, aber das sei ein Nischenmarkt: viel Arbeit, wenig Geld. Für eine Krankenkasse hat er jetzt eine kleine Figur hergestellt, die über gesunde Ernährung aufklären soll. „Da sucht man schon lange, bis man Schuhe in Größe 15 findet oder bis man die passenden Stoffe beisammenhat“, erzählt der gelernte Erzieher, der inzwischen seit mehr als 30 Jahren im Puppenspiel zuhause ist.
Doch Andreas Förster und Christian Bauer bleiben zuversichtlich. „Solange wir können, bleiben wir hier“, steht für Andreas Förster fest, der sich nicht in die Kölner Theaterszene zurücksehnt. „Die Kollegen dort sind genauso betroffen“, weiß er. Beide Künstler gehen gelassen auf den Jahreswechsel zu – und wollen die Zeit nutzen, um neue Ideen entstehen zu lassen.
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