Christin Nichols stammt aus Bünde - Kritiker feiern ihr Debüt "I'm fine"
Schauspielerin startet mit erstem Solo-Album durch
Bünde
„Ich möchte, dass es Euch schlecht geht – so schlecht wie mir.“ Diese Zeilen singt Christin Nichols – dabei läuft es bei ihr gerade besonders gut. Ihr Debüt-Album „I‘m fine“ ist dem Spiegel einen Bericht wert, der begeisterte Rezensent schreibt: „Ihre Songs haben Hitpotenzial.“
Auch andere Musikjournalisten sind voll des Lobes. In ihrem Leben sei jetzt einiges los, bestätigt die gebürtige Bünderin, die am Gymnasium am Markt Abitur gemacht hat und seit 2009 in Berlin wohnt. Doch auch vor ihrem aktuellen Durchstarten als Solokünstlerin war Christin Nichols künstlerisch kein unbeschriebenes Blatt. Von 2009 bis 2013 besuchte sie die Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Theaterengagements folgten – unter anderem beim Berliner Ensemble.
Einem breiteren Publikum wurde die 35-Jährige durch Film- und Fernsehproduktionen bekannt. Zu nennen ist hier unter anderem die ARD-Serie „All You Need“, die in der Queer-Szene spielt. Christin Nichols verkörpert die weibliche Hauptdarstellerin. Und da die Serie im vergangenen Jahr gut ankam, gibt es eine zweite Staffel, die im Frühjahr zu sehen sein soll.
"Ich will den Fame"
Doch augenblicklich nimmt die Musik einen sehr großen Stellenwert ein. Zuvor hatte sie in einem Duo namens Prada Meinhof mitgewirkt, jetzt winkt ihr als Solokünstlerin der große Erfolg. Ihre Band lässt die Gitarren krachen und Nichols singt: „Ich hab kein Haus und ich hab keine Liebe.“ Zu einer Karnevalsparty wird die junge Frau mit solchen Text-Zeilen sicher nicht eingeladen – doch ihre Stimme ist stets zu fresh, um nachhaltig schlechte Laune zu verbreiten.
Jeder solle und könne sich seinen Teil bei den Liedern denken, sagt Christin Nichols. Gerade die Offenheit sei das Spannende. „Ich möchte ganz nach oben/Ich will den Fame“, behauptet sie in einem anderen Song, der mit Sozialen Medien zu tun hat. Und: „Ich möchte heute ein Eisbär sein.“ Irgendwie ernst, irgendwie spaßig, irgendwie begeisternd: In diesem Spektrum der Bedeutungen und Assoziationen bewegen sich die meisten Lieder, die die Frau aus Bünde allesamt selbst geschrieben hat.
"Endstation Bielefeld"
Die Slogans und Refrains sind es, die hängen bleiben – ein bisschen kunstvoll schrammelig, ein bisschen im hitverdächtigen Stil von Bands wie „Wir sind Helden“. Hinzu kommen Alltagsbeschreibungen wie die vom Malheur einer Zugfahrt Richtung Heimat: „Ich habe mir noch ein Bier bestellt/und kann es nicht mehr trinken/Endstation Bielefeld.“
Bevor jetzt irgendjemand OWL-Bashing vermutet, sagt Christin Nichols: „Es ist eine Gegend, die ich sehr mag.“ Zudem eine Gegend, zu der ihr einiges einfällt. Läuft alles wie geplant und lassen es die Coronabedingungen zu, will sie mit ihrer Band im Frühjahr in Berlin und Hamburg zwei Konzerte geben. Für später ist eine Clubtour geplant, die sie auch nach Ostwestfalen führen soll.
"Wer mag nicht gerne Musik?"
Bühnenerfahrungen hat sie ja reichlich gesammelt. Über die Unterschiede zwischen ihrer Rolle als Musikerin und Schauspielerin sagt sie: „Beim Schauspiel darf ich jemand anders sein. Bei der Musik bin ich immer Ich.“ Das Verbindende sei aber: „Es kommt alles immer von mir.“ Für ungewöhnlich hält die 35-Jährige ihr Mehrfach-Engagement nicht. Es gehe doch vielen Menschen so, dass sie verschiedene kulturelle Interessen hätten. Warum also nicht als Schauspielerin auch singen – oder wie sie es formuliert: „Wer mag nicht gerne Musik?“
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