Spenger Unternehmen geben jungen Flüchtlingen Perspektiven – drei Azubis bei Violetta Polstermöbel
Auf dem Weg in die Eigenständigkeit
Spenge (WB)
Alleine, ohne seine Familie floh Ali Nazari 2015 von Afghanistan nach Deutschland. Damals, mit 15 Jahren, musste er zunächst lernen, alleine in einem fremden Land klarzukommen. Jetzt, fünf Jahre später, wohnt er in einer eigenen Wohnung und beendet in diesem Sommer seine Ausbildung zum Polsterer in der Firma Violetta Sitzkomfort.
Ähnlich ging es Mariam Hasali. Die 29-Jährige kommt ebenfalls aus Afghanistan und floh vor fünf Jahren mit ihrem Mann und zwei Kindern. Auch sie hat einen Arbeitsplatz bei Violetta gefunden. Dort ist sie in der Näherei im Zuschnitt tätig. Beide sind froh, in ihrer neuen Heimat Fuß gefasst zu haben und eigenständig leben zu können.
Die Spenger Firma beschäftigt vier junge Flüchtlinge. Drei von ihnen – insgesamt hat Violetta sieben Azubis – machen eine Ausbildung zum Polsterer oder Näher. „Wir machen bei unseren Mitarbeitern keine Unterschiede zwischen religiöser oder ethischer Herkunft. Wir sind vor allem interessiert, gute Fachkräfte zu finden“, sagt Thomas Schmidt, geschäftsführender Gesellschafter.
Bei diesen vier jungen Leuten hätte die Eignung gepasst und er sei froh, ihnen eine Perspektive bieten zu können. Bei Ali Nazari, der kurz vor seiner Abschlussprüfung steht, sei er zuversichtlich, dass er diese meistern wird. „Probleme gibt es oft nur im schulischen Bereich, wo die Azubis sprachlich und auch inhaltlich zurückliegen“, sagt Schmidt. Er würde sich wünschen, im theoretischen Teil mehr unterstützen zu können, „aber da kommen wir als Betrieb an unsere Grenzen“, sagt er.
Hilfe kommt vom Verein Asyl Spenge, dessen Mitglieder Ansprechpartner für Flüchtlinge sind, die in Spenge leben. „Auch wenn die meisten mittlerweile schon fünf Jahre hier sind, ist unsere Hilfe noch immer notwendig“, sagt Vorsitzende Annegret Beckmann.
Die Begleitung sei nicht weniger, aber individueller geworden. Waren es anfangs Deutschkurse, die der Verein organisierte, habe man nun die Notwendigkeit der Einzelförderung erkannt.
Annegret Beckmann freut sich, dass in Spenge und Umgebung viele Betriebe bereit sind, geflüchtete Menschen zu beschäftigen. „Das erfordert auch etwas Mut, den viele Arbeitgeber gezeigt haben“, sagt sie. Die Menschen, mit denen sie zu tun habe, wollten Teil der Gesellschaft werden und nicht weiter auf staatliche Hilfe angewiesen sein.
Das kann Mariam Hasali bestätigen. „Endlich muss ich keine Unterstützung mehr beantragen“, sagt sie. Ihr Mann arbeite als Schweißer bei der Firma Modersohn und auch ihre Kinder, die mittlerweile elf und sieben Jahre alt sind, seien gut angekommen. Stolz ist die 29-Jährige darauf, dass sie seit einem Jahr einen Führerschein hat und somit auch die Fahrdienste der ehrenamtlichen Helfer nicht mehr in Anspruch nehmen muss.
Auch Ali Nazari ist froh, auf eigenen Beinen stehen zu können. In einer Wohngruppe für minderjährige Flüchtlinge der Jugendhilfe Schweicheln wurde er auf das Leben in Deutschland vorbereitet. „Das wichtigste war für mich, erst einmal aus Afghanistan weg zu kommen. Jetzt arbeite ich daran, mir hier eine Zukunft aufzubauen“, sagt der 20-Jährige.
Startseite