Sanktionen trotz unauffälliger Nitrat-Werte – Spenger Landwirt befürchtet Imageschaden
Frust über neue Dünge-Auflagen
Spenge (WB)
Horst Kötter-Hempelmann ärgert sich über das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv). Mit seinem Frust steht der Hückeraner Landwirt nicht allein da. Zahlreiche Berufskollegen aus dem Kreis Herford sind fassungslos über die Neubewertung, die die Behörde im Rahmen der Novellierung Düngemittelverordnung vorgenommen hat.
Obwohl die Nitratwerte im Grundwasser im Kreis Herford lediglich an einer Mess-Stelle den Grenzwert der Deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter überschreiten, gelten weite Teile des Kreises jetzt als „rotes Gebiet“. Für die Landwirtschaft bedeutet das eine auferlegte Reduzierung der Düngung um 20 Prozent.
Bauer Kötter-Hempelmann kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen. „Ich möchte gern wissen, wie diese Berechnung zustande gekommen ist“, meint er, denn bisher hat die Behörde die Landwirte ohne weitere Erläuterung oder Begründung vor vollendete Tatsachen gestellt.
Für Kötter-Hempelmann, dessen bewirtschaftete Felder zu einem sich auch nach Niedersachsen erstreckenden Grundwasserkörper gehören, lag zunächst nahe, dass jenseits der Landesgrenzen die Nitratwerte wohl überschritten sein müssten, so dass es zu der Einstufung gekommen sei. Aber: „Fehlanzeige. Ich habe mich erkundigt und auch in Melle und Umgebung sind die Messwerte in Ordnung.“
„Eine einzige Stelle im Kreis Herford, die zum Grundwasserkörper Bünde-Kirchlengern gehört, weist einen Messwert von 51 Milligramm Nitrat, also knapp oberhalb des Schwellenwertes, auf und selbst der ist seit Jahren rückläufig“, berichtet Hermann Dedert, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Herford-Bielefeld. Dass die fünf anderen Messstellen dieses Grundwasserkörpers auf Herforder Kreisgebiet durchweg unauffällig sind, der eine Ausreißer aber nun den Ausschlag geben soll für Sanktionen in einem weitaus größeren Bereich, sei unverhältnismäßig.
„Wie wir im Kreis Herford düngen, kann nicht ausschlaggebend für diese Maßregelung sein“, ist Dedert überzeugt. Es gebe viele und auch berechtigte Auflagen, an die sich die Landwirte sehr gewissenhaft hielten. Dedert betont: „Wir sind in Kooperation und ständigem Austausch mit der Wasserwirtschaft.“
Für den Spenger Bauern bedeuten die Auflagen, ein Fünftel weniger Dünger ausbringen zu dürfen. Er fürchtet Ertragseinbußen und eine Abwärtsspirale, denn die zulässige Düngemittelmenge orientiert sich am Ertrag der drei Vorjahre. Da er neben Ackerbau auch Viehwirtschaft betreibt, produziert Kötter-Hempelmann natürlichen Dünger in Form von Gülle. Einen Teil davon gibt er an andere Betriebe ab, muss sich aber künftig um den Absatz des nun verbleibenden Überschusses kümmern.
Obendrein ärgern sich die Landwirte über die Außendarstellung. Die Neukartierung sei Öl ins Feuer der Kritiker konventioneller Landwirtschaft. Kötter-Hempelmann: „Wie will man das einem Laien erklären? In den Medien erscheinen Kartendarstellungen mit roter Kennzeichnung von Agrarflächen und der Info, dass diese Gebiete nitratbelastet seien. Das ist Imageschädigend und beeinträchtigt das Vertrauen in die Landwirtschaft.“
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