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Spenger Kaufleute appellieren: Bürger sollten zur Sicherung der City ihre Waren vor Ort bestellen und abholen

„Nicht alle überleben diese Krise“

Spenge (WB)

Nach dem verkorksten Weihnachtsgeschäft hat auch das neue Jahr mit dem Lockdown alles andere als rosig begonnen für den stationären Einzelhandel. „Aber wir sind da“, betont Michael Wieczorek, Vorsitzender der Spenger Kaufmannschaft.

Daniela Dembert

„Kauft lokal“ fordern die Spenger Kaufleute die Bevölkerung auf und bieten neben ihrem Warenangebot interessanten Service. Foto: Daniela Dembert

„Das für uns derzeit größte Thema: Die Leute gehen nicht raus. Der einfachste Weg ist dann die Bestellung im Internet“, erklärt Wieczorek. „Aber man sollte die langfristigen Konsequenzen bedenken und die Zukunft im Auge behalten. Nicht jedes Geschäft wird diese Krise überleben.“

Dabei bringt die derzeitige Situation für Kunden heimischer Geschäfte sogar Mehrwert. Sie können weiterhin auf die vertraute Kompetenz des Fachhandels setzen und dürfen sich über ein Plus an Service freuen.

Kerstin (links) und Janne Struck und ihr Team setzen auf die Präsenz in den sozialen Medien. Auf Facebook und Co. stellen sie regelmäßig Outfits vor. Foto: Daniela Dembert

„Click & collect“ sind in vielen Geschäften die Vokabeln der Stunde, beispielsweise bei Juwelierin Doris Wehrenbrecht: „Kunden können anrufen und ihre Wünsche schildern. Ich stelle ihnen dann entsprechend mehrere Stücke zusammen, aus denen sie bequem zuhause auswählen können.“ Und: „Ich liefere auch.“ Das gilt auch für Uhren und Schmuck, die zur Reparatur gegeben werden, denn die Werkstattbetriebe laufen allgemein uneingeschränkt weiter.

Auch bei Jörg Greife können Schuhe geordert, zu Hause anprobiert und bei Nichtgefallen zurückgegeben werden. „So, wie die Leute das bei Amazon auch machen können“, meint der Geschäftsmann.

Er fordert Kunden auf: „Einfach anrufen, die ansässigen Kaufleute sind alle bestrebt, Probleme ihrer Kunden zu lösen und Wünsche zu erfüllen.“

Zwar ist nicht jeder hiesigen Gewerbetreibende mit einem Onlineshop ausgestattet, zu bekommen ist jedoch alles wie gehabt – sogar Autos. Zwar dürfen die Händler in ihren Autohäusern keine Wagen verkaufen, jedoch telefonisch und online beraten. „Außerdem bieten wir Interessenten an, ihnen den Wagen zur Ansicht und Probefahrt nach Hause zu bringen. Das ist erlaubt“, betont Fred Landermann und spricht damit für alle Spenger Autohäuser.

Etwas zaghaft erlebt Versicherungsagent Björn Wierzbinski seine Kunden. „Dass in dieser Zeit niemand eine Altersvorsorge abschließt, ist nachvollziehbar.“ Aber auch er berate gern zu den Produkten, die er anbieten könne – „allerdings nur telefonisch oder online“, sagt Wierzbinski.

Wirklich hart trifft die Coronakrise die Gastronomie und die Reisebranche. Für Gastronom Matthias Koring vom „Specht“ in Bardüttingdorf ist nicht absehbar, wann er wieder Gäste empfangen darf. Reisebüroinhaberin Heike Sewing darf Reiselustige nur telefonisch beraten. Das seien verschwindend wenig Menschen. Deshalb habe sie Telefonzeiten eingerichtet, die von den üblichen Öffnungszeiten abweichen.

Nadine Niehaus-Ziegenbruch darf ihren Laden öffnen, jeder der maximal fünf Kunden muss einen Korb mit sich führen und sollte die Desinfektionsstation nutzen. Foto: Daniela Dembert

Kerstin und Janne Struck haben die Internetpräsenz ihres Geschäfts „Crosby“ an der Lange Straße gehörig ausgebaut und liefern bei Facebook und Instagram regelmäßig Ideen zu Outfits, stellen Spiele vor und setzen Heimdeko-Artikel in Szene. „Wir wollen den Kontakt zu unseren Kunden nicht verlieren und mit frischen Ideen für gute Laune sorgen“, sagt Juniorchefin Janne Struck. Wer den Bildschirm scheut, kann sich Waren auch direkt im Schaufenster aussuchen und bestellen.

Kommentar

Wer auch nach Corona noch in seiner Innenstadt einkaufen möchte, der muss jetzt vor allem eines tun: Die Kaufleute unterstützen und seine Besorgungen lokal erledigen, statt im Internet zu bestellen. Damit das hygienesicher klappt, haben sich die Spenger einiges einfallen lassen. Eine tolle Sache! Es werden Bring- oder Abholservice angeboten genauso wie Click & Collect.

In vielen Läden kann man anrufen, seinen Wunschartikel anmelden und ein kleines Paket mit verschiedenen Variationen – beispielsweise eines Ohrrings – wird zusammengestellt. Der Kunde nimmt alles mit nach Hause, wählt dort in Ruhe aus und bringt den Rest zurück. Dasselbe Prinzip wie bei der Online-Bestellung. Mit einem entscheidenden Unterschied: Man unterstützt seine Kaufleute vor Ort.   Kathrin Weege

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