Vlotho-Marketing und WIV bieten Unterstützung – Ines Wedhorn-Tumat hört im Sommer auf
Buchladen sucht Nachfolger
Vlotho (WB). „Dieser Laden wird getragen von so vielen netten Leuten“, sagt Ines Wedhorn-Tumat. Aber trotzdem schließt sie demnächst ihre „Buchhandlung am Roseneck“. Vor 15 Jahren hatte sie ihren Buch- und Schreibwarenladen im Haus der elterlichen Bäckerei schräg gegenüber der Grundschule eröffnet. Später kam dort noch die Postfiliale hinzu. Im März vorigen Jahres war sie mit Büchern, Schreibwaren und Geschenkartikeln in das Ladenlokal Lange Straße 131 am Glockenbrunnen umgezogen, in dem bis dahin Kiwi-Moden beheimatet war.
„Ich möchte mich bei meinen Kunden bedanken, die mir die Treue gehalten haben. Die anderen erreiche ich ohnehin nicht“, sagt die Geschäftsfrau. Mit „den anderen“ meint sie diejenigen, die immer online sind und die nicht nur ihre Bücher am PC oder Smartphone bestellen. Das Einkaufsverhalten habe sich sehr gewandelt und auch die Lieferanten würden Versandhändler wie Amazon gegenüber kleinen Buchhändlern deutlich bevorzugt, sagt Ines Wedhorn-Tumat. Sie verweist dabei auf ihre im vergangenen Jahr gemachten Erfahrungen. Im Online-Handel seien Bücher in der Regel von heute auf morgen erhältlich: „Ich höre bei meinen Lieferanten allerdings immer öfters: Fehlt kurzfristig.‘‘
Für viele Vlothoer sei ihre Buchhandlung eine Institution. Sie habe viele tolle Stammkunden und trotz der Konkurrenz aus dem Internet sei das Geschäft auch nicht schlecht. „Es ist ja nicht so, dass der Laden nicht läuft und nicht angenommen wird“, sagt sie. Mit Anfang 50 habe sie nun einfach nicht mehr genügend Kraft und Energie für die Selbstständigkeit. Ende Juni wird sie ihre Buchhandlung schließen. Am 1. Juli wagt sie einen Neuanfang als Angestellte.
Für die „Buchhandlung am Roseneck“ sucht Ines Wedhorn-Tumat einen Nachfolger. Der kann auf Unterstützung von Vlotho-Marketing und Werbe- und Interessengemeinschaft zählen. Das versichern Marketing-Geschäftsführerin Christiane Stute und der stellvertretende WIV-Vorsitzende Olaf Hundeloh.
„Wir Geschäftsleute bedauern sehr, das Ines Wedhorn-Tumat schließt. Wir hoffen, dass sich jemand findet, damit dieses Angebot erhalten bleibt“, sagt Olaf Hundeloh. Die Buchhandlung am Roseneck sei ein typisches Vlothoer Geschäft, stellt Christiane Stute fest: „Hier ist man als Kunde nicht anonym. Man kennt den Inhaber, man trifft sich mit anderen Kunden und man wird gut, kompetent und freundlich beraten.“
„Typische Vlothoer Geschäfte“
Solche „typischen Vlothoer Geschäfte“ gibt es einige in der Innenstadt – und deren Inhaber seien durchaus mit den Umsätzen zufrieden. Die Marketing-Chefin verweist auf das vergangene Weihnachtsgeschäft und auf die Stellungnahmen verschiedener Geschäftsinhaber. Zum Beispiel auf Anja Zurheide. Die Inhaberin von „Piano Nobile“ sagt: „Das Weihnachtsgeschäft hat unsere Erwartungen voll erfüllt. Besonders an den verkaufsoffenen Sonntagen in Verbindung mit dem Adventsplätzchen. Jetzt bereiten wir uns auf den Frühling vor: Ab Mitte Januar sind die aktuellen Trends im Laden erhältlich.“
Jürgen Finkhäuser (Textilhaus Finkhäuser) hat festgestellt, dass die aktuellen Vorfälle in der St.-Stephans-Gemeinde dazu geführt haben, dass die Vlothoer wieder zusammenrücken und sich wieder mehr auf ihre Stadt besinnen. Sie würden bewusst lokale Veranstaltungen besuchen und würden auch wieder vor Ort in ihrer Stadt einkaufen. Oberbekleidung, Wäsche und Nachtwäsche seien bei ihm gefragte Weihnachtsgeschenke gewesen, „oder aber auch das Besondere für sich selbst“. Als Geschäftsmann habe er sein Textilhaus inzwischen wesentlich modischer ausgerichtet, das werde von den Kunden nicht nur in der Vorweihnachtszeit honoriert.
Vlotho-Marketing und Werbegemeinschaft wollen die Geschäftsleute wieder tatkräftig unterstützen. Sie wollen auch 2020 verschiedene Events anbieten, um Vlotho als attraktive Einkaufsstadt zu präsentieren. Das aktuelle Programm werde demnächst vorgestellt, kündigen Christiane Stute und Olaf Hundeloh an.
Kommentar
Vor vielen Jahren galt der Werre-Park noch als Hauptursache für die Abwanderung der Kaufkraft aus Vlotho. Inzwischen ist es das Internet, das dem örtlichen Handel das Überleben schwer macht. Da können die Geschäftsleute auch noch so viel Idealismus an den Tag legen – wenn wir Kunden immer mehr online bestellen, kann ihnen schnell die Puste ausgehen. Wir Vlothoer sollten uns darauf besinnen, dass es in dieser Stadt trotz aller Konkurrenz noch immer einige recht gut sortierte Geschäfte gibt. Wenn wir wollen, dass es in Vlotho bald nicht noch mehr Leerstände gibt, sollten wir das Angebot vor Ort auch nutzen. Jürgen Gebhard
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