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Familie Schiminsky restauriert Oldtimer und exportiert sie weltweit

Die inneren Werte zählen

Vlotho (WB).Wenn Autos sprechen könnten, würden sie mit Begeisterung von »Oldtimer & Sportscars« erzählen. Die Werkstatt aus Exter restauriert mit Liebe und Leidenschaft alte Fiat-Modelle.

Frank Lemke

Unter den Liebhabern dieser alten Fahrzeuge hat sich der gute Ruf jedenfalls herum gesprochen. Sie kommen von weit her, um ihre Autos nach Exter zu bringen. Ganz hinten in der Werkstatt an der Herforder Straße steht ein Ferrari. Sein Motor liegt ausgebaut neben der Werkbank.

Begehrte Fiat-Modelle

Der Oldtimer wartet schon lange darauf, dass Uwe Schiminsky sein Freizeitprojekt weiter restauriert. »Ach, dafür habe ich leider so wenig Zeit. Was meinen Sie, wonach die Leute sich auf der Straße umdrehen? Nach dem Ferrari oder einem alten Fiat 500?«, sagt der 60-Jährige. Auf Oldtimertreffen oder an der Tankstelle erleben Uwe Schiminsky und seine Frau immer wieder das gleiche. Besucher sehen Modelle wie den Fiat 500, den Fiat 850 oder den Fiat 124 Spider aus den 60er Jahren und sagen Sätze wie: »Schau mal, erinnerst du dich noch daran, wie wir damit in den Urlaub gefahren sind?« Ein Ferrari ist ein schönes Auto. Doch die Herzen der Familie Schiminsky schlagen im Takt der alten Fiat-Modelle, mit denen normale Bürger vor 50 Jahren zur Arbeit gefahren sind, Weihnachten zur Familie und im Sommer in den Urlaub. »Diese Autos haben eine Seele«, sagt Susanne Schiminsky. Das Ehepaar will die Originalität und Schönheit der alten Autos erhalten. Dafür sind sie weit über Vlotho hinaus bekannt.

Internationale Kundschaft

Die wenigsten ihrer Kunden kommen aus ihrer Heimatstadt. Viele kommen aus der Schweiz, Belgien oder Norwegen. Manche reisen extra mit dem Privatflugzeug an. Sie landen in Vennebeck und kommen mit dem Taxi nach Exter, um zu sehen, wie es ihren Schätzchen auf vier Rädern geht.

Uwe Schiminsky gilt als Meister seines Fachs. Unter Oldtimer-Liebhabern wird er auch der »Getriebepapst« genannt. Schon in jungen Jahren konnte er das Getriebe eines Fiats mit verbundenen Augen auseinander nehmen und wieder zusammen setzen. Das Ehepaar und drei Mitarbeiter reparieren die alten Fahrzeuge mit Liebe und Hingabe. Einige Bauteile lassen sie dafür exklusiv nachproduzieren.

Ein großer Teil ihres Geschäfts ist der Handel mit Ersatzteilen. Die verschicken sie in die ganze Welt, bis nach Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan auf der anderen Seite der Erdkugel.

Mensch und Maschine

Von außen sieht die Werkstatt unscheinbar aus. »Das ist auch gut so. Wir sind noch vom alten Schlag«, sagt Susanne Schiminsky. Der äußere Schein sei unwichtig. »Oldtimer & Sportscars« setze mehr auf innere Werte, bei Mensch und Maschine. »Wir suchen Hände ringend gute Monteure«, sagt Uwe Schiminsky. Leider sterbe das alte Wissen um die Oldtimer langsam aus. Deswegen ist das Ehepaar besonders stolz auf seine Mitarbeiter. Fabian Tholen ist der jüngste von ihnen. Der 23-Jährige hat Mechatroniker gelernt. Trotzdem arbeitet er bei »Oldtimer & Sportscars«: »Bei den modernen Autos stecke ich einen Diagnosestecker in die Buchse, lese Daten aus und tausche das defektes Bauteil aus«, sagt der Mechatroniker. Das sei schön und gut. Doch ein Computer könnte nicht das Gefühl ersetzen, einen Motor mit den Händen komplett auseinander zu nehmen und ihn wieder zusammen zu setzen.

Der Motor des Ferraris im hinteren Teil der Werkstatt ist zum großen Teil schon wieder zusammen gebaut. »Spätestens wenn ich in den Ruhestand gehe, kümmere ich mich darum«, sagt Uwe Schiminsky. Dann wird auch der Motor quasi als Herz des Ferraris wieder schlagen und mit einem satten Brüllen beim Gasgeben davon erzählen, wie gut es getan hat, in der Herforder Straße auf die Reparatur zu warten.

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