Arbeitsagentur zieht Halbjahresbilanz im Ausbildungsbereich
„Der Markt bietet Chancen“
Kreis Höxter
„Der Markt im Kreis Höxter bietet sowohl Bewerbern als auch Betrieben vielfältige Chancen. Niemand sollte wegen Corona den Kopf in den Sand stecken.“ Das ist eine zentrale Aussage von Heinz Thiele, Leiter der Arbeitsagentur, zur Halbjahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt. Die Pandemie sei ein Problem, es gebe aber deutlich schwerwiegende und langfristige Herausforderungen in der Region.
Besonders in jüngster Vergangenheit habe sich der Zusammenhang zwischen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt immer weiter verstärkt, denn je mehr Beschäftigte in Rente gehen, desto mehr Nachwuchskräfte würden benötigt. Brisant: Im Kreis Höxter erreicht fast ein Viertel aller Beschäftigten in den kommenden zehn Jahren das 65. Lebensjahr und damit das Rentenalter. „Diese Menschen müssen durch qualifizierte Nachwuchskräfte abgelöst werden – und genau deshalb darf es keinen Jahrgang Corona geben“, so Thiele.
Aktuell sieht er im Kreis Höxter eine positive Entwicklung auf der Stellen-, jedoch eine negative auf der Bewerberseite: „Derzeit haben wir 936 gemeldete Stel-len und 765 gemeldete Bewerber. Das ist für die Bewerber noch eine relativ gute Situation. Aber auf der Stellenseite zeigt sich hier bereits das Ungleichgewicht, das dafür sorgt, dass rein rechnerisch nicht genug Bewerber für jede Stelle vorhanden sind. Das macht die schwierige Situation am Markt im Kreis Höxter deutlich: Nicht jedes Unternehmen wird sich seine Nachwuchskräfte sichern können – sollte das Verhältnis so bleiben.“ Deshalb gelte es für Unternehmen, Ausbildungsstellen auch in diesem Jahr auszuschreiben und sich dem Wettbewerb um die besten Nachwuchskräfte zu stellen. Es sei wichtig, die Bewerber vom Betrieb zu überzeugen. „Unsere Berufsberatung wird die Jugendlichen neutral und professionell beraten, damit sie die richtigen Entscheidungen für sich treffen können“, gibt der Agenturchef die Marschrichtung vor.
Andrea Wesemann, Bereichsleiterin für die Berufsberatung der Agentur, setze mit ihrem Team in diesem von der Pandemie geprägten Jahr besonders viel daran, Stellen und Bewerber zusammen zu bringen. „Wir haben aktuell einen Stellenüberhang. Es ist uns wichtig, keine Jugendlichen auf dem Weg ins Berufsleben zu verlieren. Wir werden uns deshalb stark auf die Gewinnung von Bewerbern und Ausbildungsstellen konzentrieren“, sagt sie. Die Berufsberatung sei personell aufgestockt worden, und auch die Videoberatung werde sukzessive eingeführt. Der direkte Kontakt sei jedoch gerade für den ersten Kontakt extrem wichtig – ein Problem in Corona-Zeiten. „Gemeinsam mit unseren Partnern – zum Beispiel der IHK, der Kreishandwerkerschaft und dem Kreis – werden wir dennoch alles uns mögliche tun, um einen Jahrgang Corona zu verhindern“, verspricht sie.
Um Unternehmen, die sich trotz der Corona-Krise für Ausbildung einsetzen, zu unterstützen, plane die Bundesregierung eine verbesserte Neuauflage des Programms „Ausbildungsplätze sichern!“. Die Prämien und Zuschüsse ab Juni sollen im Vergleich zum Vorjahr höher und auch für größere Betriebe zugänglich sein. Deshalb betont Heinz Thiele: „Jetzt in Ausbildung investieren lohnt sich – in vielerlei Hinsicht.“
Im Berichtsjahr wurden der Arbeitsagentur bis März in Höxter 936 Ausbildungsstellen zur Besetzung gemeldet – vier mehr als im Vorjahr. Auf der Bewerberseite haben sich bisher 765 Jugendliche um einen Ausbildungsplatz bemüht – 25 weniger als 2020. Von den Ausbildungsstellen sind Ende März 597 unbesetzt gewesen, 416 Jugendliche sind auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle.
Jugendliche, die eine Ausbildungsstelle suchen, erreichen die Berufsberatung unter 05251/120301. Ein vielfältiges Angebot gibt es auch unter www.jobboerse.arbeitsagentur.de. Unter www.step1ausbildungsmesse.de. gibt es eine Berufsorientierungsplattform mit Angeboten, Veranstaltungen, Terminen und Tipps.
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