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Nach dem ersten Lockdown sind die Anfragen Schutzsuchender sprunghaft angestiegen

Frauenhaus im Kreis Höxter ist ausgebucht

Kreis Höxter

Häusliche und sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist weit verbreitet. So leidet jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens unter der Gewalt ihres Partners.

wn

Gerade in den Phasen eines Lockdowns können sich Frauen oft nicht aus der Gewaltspirale befreien.

Die meisten Frauen schweigen darüber, doch viele suchen irgendwann Hilfe. Für diese Frauen ist es jedoch außerordentlich schwierig, schnell einen Termin in einer Beratungsstelle zu bekommen oder im Krisenfall einen Platz in einem Frauenhaus zu finden. „Ob mit oder ohne Corona hat sich dies bis heute noch nicht geändert“, sagt Dagmar Hensler, Leiterin des Frauen- und Kinderschutzhaus des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) Warburg im Kreis Höxter mit. Ohne regelmäßige Spenden für den SkF und die großzügige Unterstützung des Fördervereins des Frauenhauses könnten die Mitarbeiter nicht immer jeder Frau Soforthilfe im Frauenhaus anbieten.

Der SkF weist gemeinsam mit dem Arbeitskreis „Gegen Gewalt an Frauen und Kinder“ im Kreis Höxter auf nicht gelöste Problematiken im Schutzauftrag hin. Die Kontaktaufnahme zum Frauen- und Kinderschutzhaus ist rund um die Uhr an jedem Tag möglich unter Telefon 0171/5430155.

Im ersten Corona-Lockdown wurden eine beständige Belegung und kaum Platzanfragen registriert. „Da alle Menschen zu Hause bleiben mussten, war anscheinend ein Ausbruch aus der Familie die Inanspruchnahme von Hilfsangeboten für Frauen deutlich erschwert“, berichtet Hensler. Kaum sei das öffentliche Lebens wieder losgegangen, hätten sich die Mitarbeiterinnen im Schutzhaus vor Platzanfragen kaum retten können. Aktuell ist es mit acht Frauen und zwölf Kindern belegt. „Um in der Krisensituation handeln zu können, sollte eigentlich nie eine komplette Vergabe aller Plätze erfolgen“, berichtet Hensler. Auf einer gemeinsamen Internetseite aller Schutzhäuser steht die Belegungsampel der Einrichtung im Kreis Höxter seitdem auf Rot. Hier können sich Frauen oder Helfer unter www.frauen-info-netz.de informieren, in welchen Frauenhäusern nach Plätze frei sind. Eine grün geschaltete Ampel steht für freie Plätze.

„Besonders schwierig ist es für Mütter mit mehreren Kindern einen Schutzplatz zu finden“, weiß Hensler. Nur wenige Häuser hätten Platz für große Familien.

Bei voller Belegung des Hauses im Kreis unterstützt die Mitarbeiterin in der Rufbereitschaft Betroffene, über das Fraueninfo-Netz einen Platz in einem Frauenhaus zu finden. Das sei in der Vergangenheit allerdings nicht immer gelungen. Im Herbst 2018 seien über Monate alle Schutzplätze in Nordrhein-Westfalen belegt gewesen. Gerade für Frauen in der Krise oder in Lebensgefahr stelle die Suche nach einem freien Platz eine kaum überwindbare Hürde dar.

„Grundsätzlich ist die Unterstützung in akuter Gefahr, um nicht alleine zu sein, bei der Polizei zu suchen“, rät Hensler. Bei Planbarkeit könnten Frauen jederzeit telefonische Unterstützung und Beratung bekommen. Die Verweildauer im Schutzhaus liege in der Regel zwischen einem Tag und drei Monaten. Bei komplexen Gerichts- oder Fluchtproblematiken von aufsuchenden gewalttätigen Ex-Partnern habe es auch schon ein Jahr gedauert.

Es gebe eine gute Zusammenarbeit mit dem Jobcenter, Jugendamt und anderen Behörden im Kreis Höxter, trotz Corona-Herausforderungen. Bei Frauen, die nicht aus dem Kreis Höxter kamen, habe es manche „deutliche Verzögerung“ durch Homeoffice oder fehlende Erreichbarkeit in vielen Städten gegeben.

Aufgrund des ständigen Wechsels der Bewohnerinnen sind das Haus und die Inneneinrichtung hohen Belastungen ausgesetzt und der Verschleiß bei Möbeln und Inventar wesentlich höher, wenn viele Kinder und Jugendlichen im Haus sind. Jedes Jahr müssen deshalb neue Möbel organisiert werden.

Durch die Aktion Corona-Crowdfunding der Vereinigten Volksbank und der Unterstützung des Fördervereins konnte im vergangenen Jahr eine neue Küche angeschafft werden. Dies sind Höhepunkte, die das Zusammenleben in einer Not-Wohngemeinschaft unterstützen. „In unserem Haus gibt es neun Plätze für Frauen und zehn für Kinder“, informiert Frauenhauschefin Dagmar Hensler.

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