Das befürchtet die BI Atomfreies Dreiländereck nach Vorstellung des neuen Gutachtens
Absolutes Halteverbot in Dalhausen und Lauenförde?
Würgassen
Absolutes Halteverbot innerhalb der Ortschaften auf der Atommüll-Route: Das ist eines der Ergebnisse in der Ausarbeitung „Fachgutachterliche Stellungnahme zur verkehrstechnischen Anbindung des Logistikzentrums Konrad in Würgassen an Straße und Schiene“, welche die Fachagentur RegioConsult jetzt den betroffenen Bürgermeistern, Landkreisen und der Bevölkerung vorstellte.
Das drohende Halteverbot stelle„ eine massive Einschränkung für die betroffenen Anwohner sowie die Gewerbetreibenden dar“ und werde die Kommunen bei der Umsetzung vor eine schwierige Aufgabe stellen, so die BI.
Ihr Vorsitzender Dirk Wilhelm schreibt: Die BGZ hatte bislang ungeachtet der vielen notwendigen Ortsdurchfahrten bei den fünf vorgeschlagenen Verkehrsrouten keine derartigen Einschränkungen bekannt gegeben. Vielmehr hatte die Gesellschaft des Bundes über von ihr beauftragte Gutachten dargestellt, dass der gesamte logistische Prozess problemlos abgebildet werden könne. Dabei wäre auch die Strahlenbelastung der betroffenen Bevölkerung gering, da die Transporte nur „vorbeirollen“.
Unfallträchtige Ortsdurchfahreten
Das von einem „Vorbeirollen“ der Transporte augenblicklich so nicht die Rede sein könne, sei der ortsansässigen Bevölkerung schon immer klar gewesen, meint Wilhelm. In den engen Ortsdurchfahrten sei durch die parkenden Fahrzeuge nur ein Stop-and-Go-Verkehr möglich, an Tagen der Müllabfuhr habe man mit Passierzeiten von bis zu 15 Minuten zu rechnen. „Neben den ohnehin schon hohen und unfallträchtigen Ortsdurchfahrten wird sich diese Situation durch die zusätzlichen Atommülltransporte verschärfen.“
Schienenverkehr immer unrealistischer
Zudem entpuppe sich der von BGZ angekündigte überwiegende Schienentransport immer mehr als unrealistisch. „Im Zeitraum von November 2022 bis Februar 2023 war die Bahnstrecke durch vier Unfälle und zwei Instandsetzungen nicht nur stundenweise, sondern teilweise wochenlang funktionsuntüchtig. Dieses Szenario wird sich nach der geplanten LoK Inbetriebnahme 2027 verschärfen“, so Wilhelm.
Viele Brücken sind sanierungsbedürftig
Laut Stellungnahme des Gutachters Wulf Hahn sind eine Vielzahl der Brücken- und Tunnelbauwerke entlang der einspurigen Sollingbahn sanierungsbedürftig. Die Instandsetzung der Bahnstrecke werde zu einer Verlagerung der Transporte auf die Straße führen, ist sich die BI sicher. „Sollte die Bahnanbindung nur teilweise funktionsfähig sein, ist es jederzeit möglich, dass aus den geplanten 20 Lkw-Fahrten pro Tag vom und zum LoK Würgassen 80 Fahrten werden“, sei der Ausarbeitung von Regio Consult zu entnehmen. „Die Vorgabe aus der Transportstudie Konrad, vorrangig außerörtliche Verkehrswege wie Bundesautobahnen und Fernstraßen zu nutzen, wurde beim Standort Würgassen offensichtlich nicht berücksichtigt.“
Gutachten in Düsseldorf übergeben
Um die Unfallgefahren und die Strahlenbelastungen gegenüber der Bevölkerung zu reduzieren, würden die absoluten Halteverbote in den Ortsdurchfahrten unvermeidlich werden, ist Dirk Wilhelm überzeugt. „Besonders hart würden diese Einschränkungen die Ortschaften Dalhausen und Lauenförde treffen, da der Gutachter nur die Straßenanbindung Warburg zum LoK als ‚bedingt tauglich‘ eingestuft hatte. Alle weiteren vier Zufahrtsoptionen wurden durch Regio Consult nicht empfohlen“, sagt Wilhelm.
Minister Laumann skeptisch
Interessierte können sich einen detaillierten Einblick in die komplette Stellungnahme auf der Homepage der Bürgerinitiative Atomfreies 3-Ländereck e.V. unter https://www.atomfreies-dle.de/pressemitteilungen/pk-2023-02-07 verschaffen. Das Gutachten wurde im Vorfeld der Veröffentlichung durch die Vorstandsmitglieder der BI, Thorsten Schäfer und Martin Ahlborn, an den Staatssekretär Matthias Heidemeier aus dem zuständigen Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW übergeben. Der zuständige Minister Laumann hatte bereits bei seinem Besuch des Dreiländerecks im Oktober 2022 die logistischen Voraussetzungen in Würgassen skeptisch angesprochen.
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