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Bürgerinitiativen sind sich in der Ablehnung des Bereitstellungslagers Würgassen einig

Angst vor „ewigem Zwischenlager“

Beverungen-Würgassen/Borgentreich (WB). Kurz vor Beginn der Corona-Zeiten überraschte die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) mit der Ankündigung, auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerkes Würgassen ein so genanntes Bereitstellungslager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle errichten zu wollen. Inzwischen hat die BGZ für die Standorterkundung Bodenuntersuchungen durchgeführt. Viele Menschen fühlen sich von diesem Vorgehen überrumpelt und halten es für unseriös.

Beim informellen Austausch der BI-Vorstände in Borgentreich (von links): Rainer Mues, Hubertus Hartmann, Dirk Wilhelm, Josef Jacobi und Sven Mindermann.     

Als Sprachrohr vieler Bürger entstand in kürzester Zeit die Bürgerinitiative Atomfreies 3-Ländereck. Unter strikter Einhaltung der aktuell geltenden Abstandsregelungen trafen sich nun Vertreter der Vorstände dieser neu gegründeten BI mit Vertretern der BI Lebenswertes Bördeland und Diemeltal in deren Geschäftsstelle im Steinernen Haus in Borgentreich. Übereinstimmend hegen beide Initiativen große Zweifel an der Kommunikation des BGZ zur Notwendigkeit eines Zwischenlagers.

Überzogene Dimensionen

Das Vorhaben, atomaren Müll unterschiedlicher Strahlungsintensität vor der Einlagerung in das Endlager Schacht Konrad in einem Zwischenlager auf ein verträgliches Maß, angelehnt an die genehmigten Einlagerungsmengen, zusammen zu mixen, werde in Fachkreisen überaus kritisch beurteilt, so die Bürgerinitiative. Dabei hätten die vielen zusätzlichen Transporte aus allen deutschen Atomkraftwerken und Forschungsanlagen über den Umweg zu einem Zwischenlager erhebliche Dimensionen: etwa 400 LKW und 200 Güterzüge gefüllt mit Atommüll würden jeden Monat durch die Region rollen, rechnen die Kritiker vor. Sie stellen die Notwendigkeit eines Zwischenlagers komplett in Frage. Noch viel misstrauischer mache sie zudem die Dimensionierung der neu zu errichtenden Halle für das geplante Logistikzentrum, das die laut Planungsunterlagen vorgegebenen Lagerkapazitäten ohne einen von der BGZ kommunizierten plausiblen Grund um ein Vielfaches übersteige, so die Meinung der BI. Vor dem Hintergrund, dass Fachleute an Schacht Konrad als Endlager für Atommüll zweifelten, lasse der geplante Bau einer so großen Halle nur den Rückschluss zu, dass Würgassen zumindest optional auch als „ewiges Zwischenlager“ umfunktioniert werden könnte, so die Befürchtung. Beide Initiativen sehen es daher als wichtige Aufgabe an, die Bevölkerung auch mit den Informationen zu versorgen, die die BGZ auslasse.

Vorgehen abgestimmt

Das Treffen beider Vereine diente dazu, das weitere strategische Vorgehen abzustimmen sowie Kräfte und Fähigkeiten zu bündeln. Während die BGZ über einen großen hauptamtlich besetzten Apparat verfüge, müssten die lokalen Widerständler ehrenamtlich die Mammutaufgabe stemmen, die Bevölkerung mit allen zur Beurteilung des Vorhabens notwendigen Informationen zu versorgen, das Netzwerk zu Politik und Verwaltung enger zu stricken, die Protestbewegung auch während der Corona-Zeit sichtbar zu machen und zukünftig möglicherweise Gutachter einzuschalten.

Beide Initiativen sehen eine realistische Chance darin, dass die Region geschlossen gegen das geplante Logistikzentrum agiert und genau darin auch bestehe die Möglichkeit, es zu verhindern. Das wäre zudem ein wichtiger Beitrag, um eine neue gesellschaftliche Verständigung über den Umgang mit Atommüll nach den heutigen Standards von Wissenschaft und Technik anzustoßen, so die Bürgerinitiativen übereinstimmend.

Weitere aktuelle Informationen zum Thema liefert der Verein Atomfreies 3-Ländereck e.V. auf der Webseite: www.atomfreies-dle.de und www.atomfreies-dle.de. Dort findet sich auch der Antrag auf Fördermitgliedschaft, wodurch jeder volljährige Bewohner, nicht nur aus der Region, den Widerstand gegen das Lager aktiv unterstützen und Widerstand leisten kann.

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