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Stadt Beverungen kann Corona-Ausfälle umbuchen und entgeht so der Haushaltssicherung

Der Wald fährt hohe Verluste ein

Beverungen

Waren es in diesem Jahr noch 98.000 Euro, weist die Wald- und Forstwirtschaft Beverungen im Haushaltsplan 2021 ein Minus von 139.000 Euro auf.

Alexandra Rüther

Tote Fichten zwischen Beverungen und Herstelle im August. Bis Ende nächsten Jahres wird das Schadholz im Beverunger Stadtwald abgeerntet sein. Foto: Alexandra Rüther

Und für die kommenden Jahre wird mit ähnlichen Verlusten gerechnet. Matthias Berndt vom Regionalforstamt Hochstift und Stadtförster Mathias Wolff haben in der Sitzung des Hauptausschusses am Donnerstagabend das Zahlenwerk vorgestellt.

„Wir rechnen mit 153.000 Euro Einnahmen aus dem Holzverkauf“, sagte Berndt. 6260 Festmeter sollen geschlagen werden. Damit kommt man langsam zu Größen zurück, die vor den Sturmereignissen, der Trockenheit und dem Borkenkäfer gegolten haben. Zum Vergleich: Für 2018 und 2019 war ein Holzeinschlag von 5000 und 8700 Festmeter geplant, tatsächlich eingeschlagen wurden aber 24.88 und 21.600 Festmeter. Und auch 2020 mussten knapp 2000 Festmeter mehr eingeschlagen werden als geplant. Dementsprechend sinken die Holzpreise. Der Durchschnittspreis pro Festmeter liege bei 30 bis 35 Euro, so Berndt.

Anhaltende Trockenheit

Hintergrund ist die anhaltende Trockenheit der vergangenen drei Jahre. „Die Bodenwasserspeicher sind noch immer nicht gefüllt und spätestens im Frühjahr werden die Bäume erneut unter Wasserstress leiden“, erklärte der Fachmann. Und dieser Stress begünstige dann Gegenspieler wie den Borkenkäfer. Die Bäume signalisieren ihren Stress, indem sie Blätter verlieren. „In NRW verzeichnen wir heute den schlechtesten Kronenzustand seit Beginn der Erhebung 1984.“ 44 Prozent der Bäume in NRW seien stark geschädigt, wobei die Buche mittlerweile der größte Patient sei, was die Trockenheit angehe.

Zurück zu den Einnahmen in 2021. Neben dem Holzverkauf bestehen die auch aus Fördergeldern (knapp 93.000 Euro) und aus Verpachtung (36.700 Euro).

Der Schwerpunkt bei den Aufwendungen liege im kommenden Jahr in der Walderneuerung. 207.000 Euro sollen dafür ausgegeben werden. Hierfür wird auch auf Rückstellungen zurückgegriffen (148.000 Euro), die in den vergangenen (guten) Haushaltsjahren gebildet wurden. „Zwar werden die Neuanpflanzungen jetzt sukzessive weniger werden, dafür brauchen wir aber mehr Geld für die Kulturpflege“, erklärte Matthias Berndt. 52.400 Euro sind hier als Kosten eingeplant. Größtes Problem sei in dem Bereich der Wildverbiss. „Wir geben also mehr Geld aus, um die Bäume vor Wildtieren zu schützen, als wir an Jagdpachten einnehmen“, stellte Bürgermeister Hubertus Grimm an diesem Punkt fest.

Walderschließung kostet zusätzlich Geld

Weiteres Geld, etwa 63.0000 Euro, wird die Walderschließung kosten. Einige Wege seien durch die Holzabfuhr sehr stark in Mitleidenschaft gezogen worden. „Deshalb werden wir jetzt die Wege in den Bereichen erneuern, in denen die Holzernte abgeschlossen ist“, so Stadtförster Mathias Wolff. Von 2018 bis 2020 sind im Beverunger Stadtwald 57.000 Kubikmeter Schadholz angefallen. Die dadurch entstandene Freifläche ist 200 Hektar groß. 75 Hektar davon sind bereits wieder aufgeforstet, 30 sollen im nächsten Jahr folgen – plus 20 Hektar, auf denen sich der Wald selbst hilft (Naturverjüngung). In dem Zusammenhang wies Bürgermeister Grimm auf zwei „nachahmenswerte“ Projekte hin. Hans Barth, langjähriger Jugend-forscht-Beauftragter, und die „Beverungia“ haben nämlich in diesem Jahr Bäume gespendet. „Wer der Stadt Gutes tun möchte, der darf diesem Beispiel gerne folgen“, so der Bürgermeister.

Minus im Ergebnisplan

Grimm hatte zu Beginn der Sitzung darauf hingewiesen, dass der Einbringung des Gesamthaushaltes nächste Woche im Rat nun nichts mehr im Wege stehe. Das Damoklesschwert der Haushaltssicherung schwebe nicht mehr über der Stadt. Der Kreis Höxter als Kommunalaufsicht habe der Verwaltung zugesagt, dass sie die Corona-bedingten Ausfälle in Höhe von 1,8 Millionen Euro als Erträge verbuchen kann. Damit bleibt ein Minus im Ergebnisplan von 1,3 Millionen Euro. „Im Finanzplan hilft uns das natürlich nicht“, so Grimm. Die Verwaltung werde dem Rat deshalb vorschlagen, die Gewerbesteuer um drei Prozentpunkte auf 418 und die Grundsteuer B um 21 Prozentpunkte auf 450 anzuheben. Das bedeutet Mehreinnahmen von 28.000 beziehungsweise 94.000 Euro. „Damit kommen wir zumindest auf die fiktiven Hebesätze und müssen so nicht auf Schlüsselzuweisungen des Landes verzichten. „Mehr wollen wir den Bürgern angesichts der momentanen Lage nicht zumuten.

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