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 Landschaftsstation:  Größere Ansammlungen sind selten

Hochgiftige Ölkäfer in Borgentreich: Anfassen verboten, Bestaunen und Fotografieren erlaubt

Borgentreich

Die Ölkäfer-Plage im Schulzentrum Borgentreich beunruhigt viele Menschen. Größere Ansammlungen der giftigen Tiere, wie aktuell aus der Orgelstadt berichtet, sind jedoch selten, sagt die Landschaftsstation im Kreis Höxter in Borgentreich.

Bearbeitet von Ralf Benner

Trotz hoher Reproduktionszahlen gilt der Schwarzblaue Ölkäfer in West- und Nordwestdeutschland als gefährdet und wird auf der Roten Liste geführt, berichtet die Landschaftsstation. Foto: Mathias Lohr

In der Kernstadt Borgentreich war im Bereich Platz der Stadt Rue, Emmerkerbruch, und Umgebung ein Befall des giftigen Ölkäfers festgestellt worden. Stadt Borgentreich und Landschaftsstation mahnen zur Vorsicht.

Um sich gegen Fressfeinde zu wehren, können die Käfer eine „hochgiftige Flüssigkeit“ absondern. Deshalb sollten die Tiere nicht angefasst werden. Bestaunen und Fotografieren ist aber ausdrücklich erlaubt und erwünscht. Denn die Landschaftsstation sammelt Beobachtungsdaten der, wie sie betont, „spannenden und selten gewordenen Tiere“.

Tiere stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten

Trotz hoher Reproduktionszahl gilt der Schwarzblaue Ölkäfer in West- und Nordwestdeutschland als gefährdet und wird auf der Roten Liste geführt, denn neben dem zunehmenden Lebensraumverlust sind auch die Zahlen der Wirtsbienen, auf welche die Käferlarven zur Weiterentwicklung angewiesen sind, stark rückläufig.  Aufgrund der besonderen Ökologie der Art und der abnehmenden Bestandsentwicklungen in Deutschland wurde der Ölkäfer von der deutschen Gesellschaft für Entomologie sogar zum Käfer des Jahres 2020 gekürt, berichtet die Landschaftsstation.

In der Regel ist die Art an sandigen oder gut grabbaren sowie extensiv genutzten Standorten zu finden, welche eine eher schüttere Vegetationsbedeckung aufweisen. Dazu zählen zum Beispiel Trockenrasen, Streuobstwiesen oder Heidestandorte, aber auch Bahndämme und sandige Wegböschungen werden regelmäßig von den Käfern besiedelt. Beobachtungen der Art können gerne an i[email protected] gemeldet werden.

Größerer Ansammlungen der Tiere, wie aktuell aus der Orgelstadt Borgentreich berichtet, sind hingegen äußerst selten, sagt die Landschaftsstation. Foto: Mathias Lohr

Achtung „Maiwurm“!

In den vergangenen Tagen erreichten die Landschaftsstation vermehrt Meldungen von dunkel-blau-schwarz glänzenden, bis über drei Zentimeter langen Käfern, die mit kurzen Flügeln und einem länglichen, verdickten Hinterleib auf dem Boden umherlaufen. Dabei handelt es sich um Ölkäfer, die in den kommenden Wochen zur Fortpflanzung schreiten. Ihrer plumpen, länglichen Gestalt und ihrem Erscheinen im Frühjahr verdanken die Tiere noch einen weiteren Namen – Maiwurm. Am häufigsten zu beobachten ist der Schwarze Maiwurm, mit wissenschaftlichem Namen Meloe proscarabaeus.

Der aufgedunsene Hinterleib der Weibchen birgt bis weit über 10 000 Eier. Aus den Eiern, die die Weibchen nach der Paarung im Frühjahr ablegen, schlüpfen nach kurzer Zeit Larven, die auf Blüten klettern. Dort warten sie auf Wildbienen, die dort Nektar saugen oder für ihren Nachwuchs Blütenpollen sammeln. An diesen krallen sich die Ölkäferlarven mit ihren Klauen dann fest und lassen sich per Flugtaxi in den Bau der Wildbienen tragen.

Dort missachten sie dann jedoch die unfreiwillige Gastfreundschaft der Wildbienen: sie fressen zunächst unbemerkt das von der Biene gelegte Ei und ernähren sich dann von dem für den Bienennachwuchs angelegten Pollen-Nektar-Vorrat – sie gehören – ähnlich wie der Kuckuck im Vogelreich – zu den Brutparasiten.

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