Katrin Garsetz aus Borgentreich trauert um ihren verstorbenen Sohn Patrick
Wenn ein Kind stirbt: Mutter möchte Selbsthilfegruppe gründen
Borgentreich-Rösebeck
Alles passiert entweder davor oder danach. Wenn das eigene Kind stirbt, geschieht das Schlimmste im Leben einer Mutter, eines Vaters und einer Familie. Von diesem Moment an ist nichts mehr, wie es war.
Der Schmerz der Eltern und Geschwister ist unermesslich. Ganz egal, ob das Kind als Jugendlicher oder Erwachsener gestorben ist. Trauernde werden von der Wucht ihrer eigenen Gefühle überrascht, suchen Orientierung und Gesprächspartner, die ihnen nicht ausweichen.
Angehörige sind oft überfordert. Hilfreich sind dann Begegnungen und Gespräche mit Menschen, die diese Situation selbst durchlebt haben und sich ebenfalls diese Fragen stellen: Wie kann ich nach dem Tod meines Kindes weiterleben? Wo finde ich jemanden, dessen Kind auch starb? Wer kennt die Not, wenn die Todesursache unklar bleibt? Wer sagt mir, dass meine Gedanken und Gefühle „normal“ sind? Mit wem kann ich über die Probleme in der Partnerschaft/Familie reden, wenn jeder anders trauert? Wie kann ich den Verlust als Teil meiner Lebensgeschichte annehmen? Fragen, die sich auch Katrin Garsetz stellt.
Plötzlicher Tod im Alter von 30 Jahren
Ihr Sohn Patrick war 30 Jahre alt, als er vor zweieinhalb Jahren plötzlich verstarb. „Er war zu Besuch, alles war wie immer“, erinnert sich Katrin Garsetz. Mitten in der Nacht muss sein Herz aufgehört haben zu schlagen. Auch der herbeigerufene Notarzt konnte nichts mehr für Patrick tun.
Heute kann Katrin Garsetz über ihren verstorbenen Sohn reden, auch wenn„ der Kloß im Hals“ immer noch da ist. Für die Rösebeckerin bleibt nicht nur die Frage nach dem „Warum“, auch das „Woran“ lässt sie kaum zur Ruhe kommen. „Die Ärzte vermuten einen Herzstillstand, aber eine eindeutige Antwort, woran mein Sohn gestorben ist, habe ich nie bekommen“, bedauert die gelernte Fachkraft für Gerontopsychiatrie. Bis heute kann sie nicht glauben, dass bei einem gesunden, jungen Menschen einfach das Herz stehen bleibt.
Nach dem Tod ihres Sohnes war Katrin Garsetz wie gelähmt. Ihre Stelle in der Notaufnahme des Warburger Klinikums gab sie auf. „Ich konnte nicht mehr dort arbeiten, wo es jeden Tag um Leben und Tod geht“, sagt die 52-Jährige.
Treffen im Raum Warburg/Borgentreich angedacht
Psychologische Unterstützung hat sie in dieser schweren Zeit nicht bekommen. Es sei sehr schwierig, einen Termin zu bekommen, schildert sie ihre Erfahrungen: „Ich musste lernen, mich um mich selbst zu kümmern und habe Dinge gemacht, die mir guttun: Malen und Fotografieren in der freien Natur. “
Katrin Garsetz
„Ich hätte mir in dieser Zeit gewünscht, dass ich mich mit Menschen austauschen kann, die dasselbe durchmachen müssen wie ich. Die verstehen können, wie ich mich fühle“, sagt Katrin Garsetz. So ein Gesprächsangebot hat ihr gefehlt und fehlt ihr noch. Deshalb möchte sie eine Selbsthilfegruppe für verwaiste Eltern und erwachsene Geschwister im Raum Warburg/Borgentreich gründen. Dabei handelt es sich nicht um eine Trauergruppe, auch wird die Gruppe nicht professionell angeleitet.
Kontakt für Interessierte
Die neue Selbsthilfegruppe richtet sich an Eltern und Angehörige, unabhängig von jeder Konfession, die ihr Kind verloren haben. Sie sollen Unterstützung und Hilfe finden von Menschen, mit denen sie das gleiche Schicksal verbindet. Sie soll Raum geben für Trauer und Tränen, aber auch um im Austausch mit Gleichgesinnten wieder Kraft und Hoffnung zu schöpfen, wünscht sich Katrin Garsetz. „Viele Menschen sagen, dass die Trauer mit der Zeit weniger wird. Das wird sie aber nicht. Man muss lernen, damit zu leben.“