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Gemeinschaftliche Pflanzaktion in Brakel – Wiederaufforstung angelaufen

Ein Wald für alle Bürger

Brakel (WB). Am Anfang ging es bloß um einzelne Ereignisse wie Geburten oder Hochzeiten, zu denen die Bürger mit 50 Euro einen Baum finanzieren und anschließend im Brakeler Bürgerwald wachsen sehen konnten. Doch schon bald nahm das Pflanzprojekt zur Wiederaufforstung in Brakel seine ganz eigene Dynamik an: Als „Bürgerbewegung par excellence“ bezeichnete Bürgermeister Hermann Temme das Geschehen bei einer Aktion am vergangenen Samstag.

Greta Wiedemeier

Für viele Bürger ist die Aktion auch eine Möglichkeit, eine persönliche Verbindung zum Wald herzustellen: Mehr als 100 Freiwillige haben am Samstag tatkräftig mit angepackt. Gemeinsam haben die Baumpaten mehr als 200 Bäume finanziert. Foto: Greta Wiedemeier

„Ich pflanze einen Baum! Wir pflanzen einen Wald“ – diesen Leitsatz, mit dem die Stadt Brakel, der NABU Kreisverband und die Walderlebnisschule Modexen ihre Baumpflanzaktion für den Bürgerwald überschrieben hatten, haben sich mehr als 100 Bürger zu Herzen genommen und direkt tatkräftig mit angepackt. Gemeinsam haben die Baumpaten mehr als 200 Bäume finanziert und dafür 10.000 Euro aufgewendet.

„Viele haben den Wald während des Lockdowns zu schätzen gelernt. Sich aber dann auch wirklich finanziell an der Wiederaufforstung zu beteiligen, das ist in der Größenordnung außergewöhnlich“, brachte Förster Harald Gläser seine Begeisterung über die große Resonanz zum Ausdruck.

Mit Gummistiefeln und Spaten

„Hoffentlich haben Sie heute morgen ordentlich gefrühstückt“, begrüßte er die Brakeler, die gut ausgerüstet mit Gummistiefeln und Spaten erschienen waren. Es wurden nämlich nicht bloß kleine Setzlinge in die Erde gebracht, sondern bereits gut drei Meter hohe Eichen, so dass schon bald ein kleiner Wald zu sehen sein wird. Die Flächen, die nach der schweren Schädigung durch Trockenheit, Stürme und Borkenkäferbefall wiederaufgeforstet wurden, befinden sich am Kaiser-Wilhelm-Hain nahe des Kaiserbrunnens sowie im Modexer Wald bei der Walderlebnisschule – es sind allesamt ehemalige Fichtenflächen. Die Fichte, die gemeinsam mit anderen Nadelbäumen bisher 25 Prozent des 1540 Hektar umfassenden Stadtwaldes in Brakel ausmachte, ist laut Gläser nicht mehr zukunftssicher. Deshalb haben sich die Verantwortlichen nun für Eichen und Obstbäume entschieden, die mit der Frühjahrs-Trockenheit besser zurechtkommen.

Kleine Gruppen

In kleinen Gruppen von jeweils zehn Personen ging es in zeitlich versetzter Reihenfolge zum Pflanzort. Auch Norbert Loermann als Fachbereichsleiter Ordnungsamt war vor Ort und stellte einen coronakonformen Ablauf sicher. „Auch, wenn die Maßnahmen nach Überschreitung des Inzidenzwertes noch nicht in Kraft getreten sind, sind wir schon heute in der Verantwortung und handeln entsprechend“, erklärte Loermann. So gab es zum Beispiel einen Pflanzbereich für die Politik, einen für den Angelverein und einen für die KiTa am Kaiserbrunnen. „Wir werden für jede unserer drei Gruppen einen Baum pflanzen“, erzählte KiTa-Leiterin Tanja Albrecht, die gemeinsam mit Elternteilen sowie jeweils einem Kind aus der Eichhörnchen-, der Libellen- und der Glühwürmchen-Gruppe vor Ort war. Auch die Kleinsten schaufelten fleißig Erde in die bereits vorbereiteten Löcher. Anschließend wurden individuell gestaltete Holzschilder zur Wiedererkennung angebracht. „Wir gehen häufig mit den Kindern in den Wald. Nun können sie ihre Bäume hier immer besuchen kommen“, machte Albrecht die Zukunftsfähigkeit der Pflanzaktion deutlich.

Besonderer Beitrag

Einen besonderen Beitrag leistete zudem die Familie Scheidemann, die sich mit 1000 Euro beteiligte. Bereits im Winter beschloss sie, auf Präsentgeschenke für die Kunden des Familienunternehmens für KFZ und Nutzfahrzeuge zu verzichten und stattdessen mit der Unterstützung des heimischen Waldes ein „wirklich sinnvolles Weihnachtsgeschenk für uns alle“ zu machen.

Das Pflanzprojekt sei eine Aktion, die in diesem außergewöhnlichen Jahr auf besonders fruchtbaren Boden falle und die Verbindung der Brakeler zu ihrem Bürgerwald noch einmal mehr unterstreiche. Denn „es ist Ihr Wald, es ist der Wald aller Brakeler Bürger“, wie Bürgermeister Temme es formulierte.

Bei einem weiteren Pflanztermin am 20. November sollen Obstbäume gepflanzt werden. Mehr Informationen zur Baumpflanzaktion sind auf der Internetseite der Stadt Brakel (www.brakel.de) zu finden.

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