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Riesel feiert 1100-jähriges Bestehen mit Festhochamt

In Gemeinschaft Kraft tanken

Brakel-Riesel (WB). Es ist ein Tag, der eigentlich mit großen Feierlichkeiten zelebriert werden sollte – nun weist bloß die lange Schlange der geparkten Autos an der Marienkapelle darauf hin, dass dieser Samstag ein besonderer Tag für das dörfliche Leben ist.

Ellen Waldeyer

Hartwig Lücke (von links), Ulrich Disse und Georg Tegetmeier (rechts) freuen sich über das Präsent, das Bürgermeister Hermann Temme zum 1100-jährigen Jubiläum überreicht. An sich waren die Feierlichkeiten aufwendiger geplant, die Corona-Pandemie hat dies zunichte gemacht. Foto: Ellen Waldeyer

Die Sonne blitzt immer mal wieder zwischen den Baumwipfeln hervor und taucht den Ort des Jubiläums in ein warmes, orangefarbenes Licht. Direkt am Waldrand, inmitten der Natur, wo der Blick weit über die Ländereien reicht, kommen die Rieseler an diesem Tag mit Klappstühlen zusammen und feiern Dorfgemeinschaft mit gebührendem Abstand.

Fluss gab den Namen

Vor 1100 Jahren wurde Riesel das erste Mal urkundlich erwähnt und darf somit auf eine lange Geschichte zurückblicken. Im Jahr 920 verlieh Bischof Urwan dem Stift Heerse den Zehnten in Hrisal als freies Eigentum, was bedeutet, dass die Bauern dem Kloster zehn Prozent ihrer Ernte oder Dienstleistung überlassen mussten. So taucht das Dorf im Nethetal das erste Mal in den Schriftbüchern auf.

Hrisal ist der ursprüngliche Name des heutigen Riesel. Zurückzuführen ist dieser Name auf den Fluss, der sich durch den Ort zieht. Die Aa versperrte den damaligen Reisenden den Weg, wenn sie auf der Durchreise von Paderborn in Richtung Höxter waren und dabei den Fernhandelsweg passierten. Doch das Wasser war auch schon damals recht flach und ließ sich somit gut überqueren. Weil das Wasser hier also bloß wie ein kleines Rinnsal floss, wurde das Dorf Hrisal benannt.

In der Geschichte ist die Kirche ein wichtiger Bestandteil von Riesel, die ihre Ursprünge im 14. Jahrhundert findet. Daher passt es sich, dass zumindest die heilige Messe zum Jubiläum an der Rieseler Marienkapelle gefeiert werden darf.

Auch, wenn die Enttäuschung über die abgesagten Feierlichkeiten groß ist, lassen sich die Menschen ihr Engagement und ihre Freude nicht verbieten und haben sich auch für das Hochamt einiges einfallen lassen.

Zaunpfähle gestaltet

Während der Messe bereichern unterschiedlichste Künstler diese musikalisch. Eine Gitarren-, Trommel- und Gesangsgruppe zeigen ihr Können.

Besondere Aufmerksamkeit zieht das Vortragen der Fürbitten auf sich, wo verschiedene Vereinsmitglieder jeder Altersklasse einen bunt gestalteten Zaunpfahl mitbringen und ihre Bitte für die jeweilige Bevölkerungsgruppe sprechen. Die einzelnen Pfähle sind anschließend zu einem langen Zaun zusammengefügt worden, der zukünftig in der Dorfmitte betrachtet werden kann.

Die Messe an der Kapelle zelebriert Weihbischof Matthias König, der in seiner Predigt auf die Wichtigkeit der Gemeinschaft eingeht. „Wir Menschen sind darauf angewiesen, zusammenzukommen“, sagt er und weiß, wie schwierig das in Zeiten von Corona sein kann.

„Dafür ist die Kirche ein wichtiger Mittelpunkt in unserem Leben, und auch in Riesel ist die Kirche Ortsmittelpunkt. Dort finden wir unsere erste Gemeinschaft und die Kraft, den Alltag zu bestehen“, meint der Geistliche.

Wie wichtig Gemeinschaft für ein Dorf ist, weiß auch Bürgermeister Hermann Temme, der im Anschluss an die Messe seine Festrede hält. „Diese lebendige Dorfgemeinschaft und das hiesige rege Vereinsleben machen deutlich, welchen Stellenwert das Miteinander hier in Riesel hat“, erklärt der Bürgermeister und dankt den Rieselern für ihr vielseitiges Engagement.

Er bedauert die ausgefallenen Feierlichkeiten, ist sich jedoch sicher, dass Gesundheit derzeit an erster Stelle stehe und die Menschen sich nicht entmutigen lassen sollten.

Viele Ideen umgesetzt

Dass das 580-Einwohnerdorf aktiv ist und viele Ideen umsetzt, stellt Michaela Tegetmeier zu Beginn der Messe vor. Sie erinnert an die Silvesterfeier im Dorfgemeinschaftshaus, den Karnevalsumzug in Brakel mit dem großen Georgswagen, die Blumenwiesen im Dorf und die Entstehung des Bienenhotels, das Kochkarussell, das im Februar stattfand sowie das traditionelle Leiern an den Kartagen. Außerdem weist sie auf die neue Internetseite riesel.net hin, die Riesel nun auch im Netz präsentiert. Sie dankt ebenfalls allen Dorfbewohnern für ihr Engagement und betont, dass eine Dorfgemeinschaft Menschen braucht, die sich einbringen.

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