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»Being Social«: Neues Fach am Beruflichen Gymnasium führt Schüler in die Praxis

Lernen im Ehrenamt

Brakel (WB). Raus aus dem Klassenraum, rein ins richtige Leben: Schülerinnen und Schüler des Beruflichen Gymnasiums am Berufskolleg Brakel können ihr theoretisch erworbenes Wissen neuerdings zeitnah praktisch anwenden. Die Möglichkeit dazu eröffnet ihnen ein neues Unterrichtsfach. Es führt die jungen Menschen an außerschulische Lernorte von der Kita bis zum Altenheim.

Sabine Robrecht

Mit dem Sprachgefährten als erstem klassenübergreifenden Projekt sind die Schülerinnen und Schüler im neuen Fach »Being Social« an den Start gegangen. Die Lehrerinnen Marita Menne (vorne von links), Birgit Rose (Bildungsgangleiterin Berufliches Gymnasium) und Marei Koch (Referendarin) stehen den Schülerinnen und Schülern beim praktischen Tun mit Rat und Tat zur Seite. Foto: Sabine Robrecht

Angesiedelt ist das Fach im Differenzierungsbereich des Beruflichen Gymnasiums Soziales. Der Name – »Being Social« (sozial sein) – drückt bereits aus, was die Lehrerinnen und Ideengeberinnen Marei Koch und Marita Menne im Schilde führen: Die Schülerinnen und Schüler gehen aus dem Unterricht heraus in die Gesellschaft, bringen sich ehrenamtlich ein, vertiefen dabei durch konkretes Handeln die im Fach Erziehungswissenschaft erworbenen Lerninhalte und bekommen ein Gespür für die Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements.

Premieren-Projekt

Dass diese Rechnung aufgeht, haben erste Erfahrungen bereits erwiesen: Schülerinnen und Schüler haben in einem klassenübergreifenden Premieren-Projekt einen mobilen »Sprachgefährten« gebaut und mit selbst entwickelten Spiel-Angeboten und anderen Materialien zur Sprachförderung gefüllt.

Marei Koch, die mit dem Projekt ihr Referendariat abschließt, stand den Jugendlichen zur Seite und begleitete sie auch zum ersten Einsatzort des vierrädrigen Gefährts, die Kita an der Bahnhofstraße. Schülerin Victoria Lang (18) hat die erwartungsfrohen großen Kinderaugen noch lebhaft in Erinnerung. Und sie empfindet das praktische Arbeiten als bereichernd: »Wir konnten das Gelernte anwenden und erste Erfahrungen im Umgang mit Kinder machen. Ronja Seel (16) bekräftigt das zufriedene Fazit: »Es war mal was anderes«, begrüßt sie die Abwechslung von der Theorie. Hannah Bickmann (17) teilt die Begeisterung. »Wir hatten Brettspiele und Handpuppen dabei und haben für die Handpuppen selber Geschichten kreiert«, erzählt die Schülerin.

Der Sprachgefährte hatte zuvor mit Unterstützung der Firmen Gronemeyer aus Höxter (Gestell) und Decker aus Borgentreich (Holz für den Aufbau) in der schuleigenen Holzwerkstatt unter Anleitung von Michael Janowitz Gestalt angenommen.

»Miet mich«-Flyer

»Wir vermieten ihn unentgeltlich«, berichten die Schüler. Interessierte können per Mail mit Marei Koch, [email protected], Kontakt aufnehmen. Schüler arbeiten an einem »Miet mich«-Flyer. Natürlich gehen sie auch selbst weiterhin mit dem Wagen auf Tour. Denn für die nächsten Projekte im Rahmen des Fachs »Being Social« stehen schon wieder junge Leute in den Startlöchern. »Wir möchten Jung und Alt zusammenbringen«, skizziert Sofia Jordan eine Idee. Die Umsetzung haben sie und ihre Mitstreiter bereits im Kopf. Sie wollen mit Grundschülern zunächst Kuchen backen und mit den Köstlichkeiten dann in ein Altenheim gehen. »Spiele aus dem Sprachgefährten nehmen wir mit.« So kommen die Generationen in Kontakt.

Inklusiv ist ein fächerübergreifendes musikalisches Vorhaben angelegt. Mara Potthast und Carina Ulrich (beide 16) wollen zusammen mit ihren Mitschülern Musikinstrumente selber gestalten und Workshops für Menschen mit und ohne Behinderungen anbieten. Parallel nimmt eine weitere Idee Form an: »Wir möchten Kindern aus fünften und sechsten Klassen mehrerer Schulen das Ehrenamt in Vereinen näher bringen«, erzählt Vanessa Lux. Arbeitstitel: Tag des Ehrenamts. »Wir wollen Vereine und Organisationen ins Boot holen und für sie werben.«

»Schule mit Courage«

Eine andere Klasse übernimmt unterdessen von Schülern, die jetzt ins Abitur gehen, die Kampagne »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage«. »Wir haben Unterschriften gesammelt und gestalten für unsere Klasse T-Shirts«, erzählen Aleksandra Goslinksa und Franca Dehling. Plakate sind ebenfalls geplant. »Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage« ist ein bundesweites Qualitätssiegel.

Die Lehrerinnen Marei Koch und Marita Menne sind begeistert vom Enthusiasmus der Schüler. »Für das Fach Erziehungswissenschaften ist das praktische Tun ein Gewinn«, resümieren sie.

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